Vechta. Starke Männer, große Fahrzeuge und viel Lärm. Mit Tattoos auf den Armen, mit Zigarette im Mundwinkel. Diese starken Männer kommen alleine klar. So denken wohl viele Menschen über Fernfahrer. Der Theologe Dietmar Kattinger will diese Männer und Frauen on tour aber auch zu Gesprächen mit Gott ermuntern und hat jetzt den 'Routenplaner. Gebete - nicht nur für LKW-Fahrer' herausgegeben. Humorvolles und Besinnliches hat er in diesem Truckergebetbuch für das Bischöfliche Münstersche Offizialat im niedersächsischen Vechta gesammelt. "Ob und wie Trucker beten, wussten wir bisher nicht. Wahrscheinlich haben sie aber oft genug Grund dazu", glaubt das Offizialat. Kattinger hat in dem neu vorgestellten Buch überwiegend selbstverfasste Gebete aufgegriffen. Viele Fernfahrer, denen er die Idee vorstellte, waren begeistert. "Sie waren sehr interessiert und haben das Angebot dankbar angenommen." Auf den Autobahnrasthöfen rund um Vechta sprach er mit Truckern. "Es ging mir darum, sie ernst zu nehmen. Und ich glaube, dass das auch ganz gut ankam." Vor drei Jahren hatte Kattinger bereits ein plattdeutsches Gebetbuch veröffentlicht. Dieses gab er einem Dominikanerpater. "Das schenke ich meinem Bruder, der ist Fernfahrer. Der wird da reingucken, wenn er auf das Abladen seiner Fracht warten muss", sagte der Pater damals. Darauf entstand bei Kattinger die Idee: "Ein Gebetbuch für Fernfahrer, das wäre ja eigentlich auch eine gute Sache." Unterstützt wurde sein Projekt von einer Spedition und von Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee. Dieser bezeichnete das Gebetbuch in seinem Vorwort als "Navigationsgerät für die Seele". Im Mai startete Kattinger einen Aufruf an alle Fernfahrer im deutschsprachigen Raum: Sie sollten ihm Gebete schicken. 193 Einsendungen kamen in Vechta an. Doch nicht alle Beiträge konnten Kattingers Anspruch gerecht werden. "Ein Gebet würde ich definieren als Gespräch mit Gott. In dem Text muss eine Ansprache an Gottvater, Sohn oder den Heiligen Geist drin sein", erklärt der Theologe. 139 Gebete sind schließlich gedruckt worden - doch nur etwa 15 Prozent davon sind von Truckern. Stattdessen kamen Gebete von Frauen, Eltern und Kindern von Fernfahrern, von Journalisten und von Professoren. So geben die Gespräche mit Gott auch Einblick in die alltäglichen Sorgen der Fernfahrer-Familien. Eine Frau erzählt, wie schwer es sei, eine Ehe mit einem Trucker zu führen. "Der Beruf hat uns schon oft beinahe auseinander gebracht", schreibt die Frau in einem Brief. In ihrem Gebet heißt es: "Gott, gib mir die Kraft, ihn weiter zu unterstützen und in seiner freien Zeit nicht zu viel von ihm zu verlangen." Neben solch schwermütigen Gedanken enthält das Gebetbuch aber auch humorvolle Texte. "Eine bunte Mischung" mit Beiträgen aus ganz Deutschland sei so zusammengekommen, sagt Kattinger. Das kürzeste Gebet wählte er beinahe als Buchtitel aus: "Nun los, in Gottes Namen!" Mit seinem Werk will Kattinger aber nicht nur Fernfahrer ansprechen. "Ich möchte deutlich machen, dass Glaube für alle da ist. Die LKW-Fahrer stehen auch stellvertretend für Metzger, für Krankenschwestern oder für Journalisten", erklärt er. Außerdem sieht er sein Gebetbuch auch ein bisschen als "theologischen Sprengstoff": "Es räumt mit dem Vorurteil auf, dass Kirche nur etwas für Kirchgänger ist." (dpa)
Am Rande: Gebetbuch für Trucker erschienen
Theologe will LKW-Fahrer auf ihren Touren mit seinem "Routenplaner" zu Gesprächen mit Gott ermuntern