Aeroflot verliert Interesse an Alitalia

27.06.2007 15:46 Uhr

Immer weniger Interessenten für italienische Fluggesellschaft: Preisvorstellungen zu hoch gegriffen

Rom/Moskau. Beim Bieterverfahren um die marode italienische Airline Alitalia ist ein weiterer Interessent abgesprungen: Die größte russische Fluglinie Aeroflot teilte heute mit, kein Interesse mehr am Kauf der Gesellschaft zu haben. Nach sorgfältiger Prüfung aller Konditionen habe man entschieden, kein endgültiges Angebot vorzulegen, hieß es in Moskau. Zuvor hatte Aeroflot den geforderten Preis für die Alitalia als zu hoch bezeichnet. Die Aktie der italienischen Fluglinie wurde am Mittag zeitweise vom Handel an der Mailänder Börse ausgesetzt. In der vergangenen Woche soll nach Zeitungsberichten auch US- Vermögensverwalter Matlin Patterson Global Advisors aus dem Verfahren ausgestiegen sein. Die Gruppe hatte sich bereits im Mai ein erstes Mal aus dem Bieterverfahren zurückgezogen, dann aber wieder Interesse signalisiert. Damit bleibt nur noch die AP Holding von Carlo Toto, zu der auch die Fluggesellschaft Air-One gehört, im Rennen. Aeroflot war nach eigenen Angaben mit den Bedingungen für das Bieterverfahren um Alitalia unzufrieden. Der Konzern kritisierte, man habe sich kein Bild vom Zustand der angeschlagenen italienischen Fluglinie machen können. Den Russen sei kein ausführlicher Zugang zu den Unternehmensdaten von Alitalia gewährt worden, so dass Aeroflot keinen fundierten Plan zur erfolgreichen Umstrukturierung vorlegen konnte, hieß es. Dadurch seien für die Sanierung wichtige Entscheidungen verhindert worden. Die russische Fluggesellschaft hatte Anfang April gemeinsam mit der italienischen Bank UniCredit ihr Interesse für Alitalia bekundet. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte im Juni einen möglichen Einstieg der russischen Fluglinie bei Alitalia begrüßt. Bereits vor Monaten hatte die italienische Regierung mitgeteilt, dass der künftige Eigentümer der Alitalia mindestens drei Milliarden Euro in Kauf und Sanierung der Gesellschaft stecken muss. Etwa 1,5 Milliarden Euro werde die Übernahme kosten, weitere 1,5 Milliarden Euro die Folgeinvestition, um das Unternehmen wieder in Schwung zu bringen. Der neue Chef der Airline, Berardino Libonati, betonte am Mittwoch, er glaube fest an die Sanierung und den Wiederaufschwung von Alitalia: „Wenn ich nicht darauf vertrauen würde, hätte ich den Posten gar nicht angenommen“, erklärte er. Wegen der schwindenden Zahl der Interessenten hatte die italienische Regierung in der vergangenen Woche die Frist für die Einreichung bindender Angebote um zehn Tage vom 2. auf den 12. Juli verschoben. Sie will sich voraussichtlich von einem Staatsanteil von 49,9 Prozent trennen. (dpa)

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