Lang-Lkw: Die nordische Spar-Kombination

31,5 Meter - wer auf finnischen Hauptverkehrsadern unterwegs ist, weiß spätestens beim Überholen, wie lang das ist. Denn dort sind Lang-Lkw auf der Straße, deren gekoppelte Auflieger fast zehn Meter länger sein dürfen als in Deutschland. Mit zehn Achsen sind diese Sattelauflieger unterwegs - auch die von Spediteur Philipp Reich, der mit TS Logistics Oy aus Rajamäki regelmäßig Transporte in den Norden Finnlands durchführt. "Die Strecke ist 622 Kilometer lang, und wir haben zur Auslieferung von Fahrzeugteilen eine einzige Entladestelle. Dann geht es wieder Richtung Süden, mit dem, was von dort an Wertvollem zu uns gebracht werden muss: Holz. Gerade dafür müssen wir flexibel unterwegs sein und benötigen entsprechendes Ladevolumen. Was mit dem Eco-Duo perfekt klappt, die Kunden sind sehr zufrieden", erklärt Reich nicht ohne Stolz. Lang, legal und zweifellos wirtschaftlich Bereits seit Januar 2019 sind im verkehrsarmen Finnland andere Nutzfahrzeuglängen und entsprechend andere Gewichte erlaubt als in Deutschland. Was freilich Hersteller Schmitz Cargobull auf den Plan brachte, nicht nur entsprechende Fahrzeuge für diesen Markt zu entwickeln, sondern ins Konzept gleich eine pfiffige Energiesparidee zu integrieren: Keine überlangen, sondern in Standardlänge gefertigte Auflieger werden per Dolly gekoppelt. Dazu besitzen die Fahrzeuge am Heck eine Unterflurkupplung. Das Fahrgestell selbst wird dank versetztem Radstand und dem Einsatz der Schmitz-Cargobull-Lenkachse agiler und sicherer. Ein Fahrer und Fahrzeug, doppelte Ladung Zu den zwei Kombinationen, die der Mecklenburger Unternehmer im Juli letzten Jahres übernommen hat, sind inzwischen noch vier weitere hinzugekommen. Damit sparen der Transporteur und das finnische Partnerunternehmen nicht nur enorm Zeit und Kraftstoff ein, nein, sie kommen auch mit weniger Personal aus. "Unsere Trailer werden unbegleitet ab dem Seehafen Rostock oder Travemünde nach Finnland geschickt und dort zusammengehängt. Wir haben drüben in Helsinki ständig zwei Fahrer auf Achse, während die übrigen Kombinationen be-oder entladen werden", erklärt Reich. Dank Dreiachszugmaschinen und dem Doppelachs-Dolly verteilen sich die dort generell zulässigen 76 Tonnen auf elf Achsen, so bleibt die Achslast weit unter acht Tonnen. Sicherheit hat immer Priorität Allerdings unterliegt die Nutzung dieser überlangen Lkw einer Reihe von Beschränkungen. Sicherheit hat auch im vergleichsweise verkehrsarmen Finnland oberste Priorität. So dürfen solche Lang-Kombinationen weder durch Städte noch Dörfer fahren und sollen bevorzugt außerhalb der Stoßzeiten sowie nachts zum Transport von Gütern zwischen Terminals, größeren Geschäftszentren oder Produktionsstätten eingesetzt werden. Auch müssen die Fahrzeuge mit zahlreichen zusätzlichen Sicherheitsvorkehrungen wie längs angebrachten Kamerasystemen, elektronischen Brems-, Notbrems-, Spurhalte- und Stabilisierungssystemen ausgerüstet sein. Die Fahrer müssen eine entsprechende Qualifikation vorweisen, ähnlich der bei uns erforderlichen Lang-Lkw-Einweisung. Sie benötigen Berufserfahrung sowie eine "weiße Weste" ohne Verkehrssünden. Einsparung und Ausblick: mehr Versuche 25 Prozent CO2 - das sind laut Hersteller die klimatechnischen Einsparungen des EcoDuo. Das könnte sich, wenn entsprechend viele dieser Kombinationen die herkömmlichen Sattelzüge ersetzen würden, auf drei Millionen Tonnen CO2 und mehr aufsummieren, die jährlich weniger ins Freie geblasen werden würden. Darüber hinaus ist die Flexibilität dank Standardauflieger ein Argument, dem sich Unterstützer des Kombinierten Verkehrs wohl kaum verschließen können. Kaum ins Gewicht fallen laut Philipp Reich die nur mäßig erhöhten Kraftstoffkosten. "Der Mehrverbrauch gegenüber einem Standard-Sattelauflieger pendelt sich zwischen drei und sechs Liter auf 100 Kilometern ein." Grund genug für weitere Logistikunternehmen, solche "nordischen Kombinationen" auch anderswo auszutesten. Langstrecken-Versuche mit Zehnachs-Kombinationen in 40-plus-30-Tonnen-Form werden seit Jahresbeginn auch in Spanien und Dänemark durchgeführt. Auf die Ergebnisse darf man gespannt sein. Übrigens: Die "legalen" 76 Tonnen hatten die Finnen bereits im Herbst 2013 eingeführt. Damals hatte sich der schwedische Holzindustrieverband gleich einklinken wollen. Gedacht war das Ganze allerdings als vernünftige Kompensation für erhöhte Fährkosten wegen einer neuen Schwefelverordnung für den Schiffsverkehr. Heute sind Sonderlizenzen für Rundholz-, Span- oder Zellstofftransporte in Skandinavien zwar nicht alltäglich, aber doch relativ häufig - für hier unvorstellbare Transportgewichte bis zu 104 Tonnen. Mehr zum Thema finden Sie unter #LangLkw www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Noch länger als ein aktueller Lang-Lkw: Gleich zwei Standard-Sattelauflieger werden in der Kombination EcoDuo an eine Zugmaschine gekoppelt, beide sind miteinander über einen Dolly verbunden. Das Gesamtgewicht der Sattelzugmaschine und des ersten Trailers liegt bei 40 Tonnen. Das Zuggewicht des zweiten Trailers kann variieren.

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