Die Bundesregierung will die rechtlichen Voraussetzungen für das bidirektionale Laden schaffen. Am Montag, 11. März, hat nun der Beirat der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur eine Roadmap für die Einführung des bidirektionalen Ladens in Deutschland an Staatssekretärin Daniela Kluckert, die im Bundesverkehrsministerium Beauftragte für Ladesäuleninfrastruktur ist, übergeben. Rund 50 Experten aus Industrie und von relevanten Stakeholdern haben gemeinsam die Roadmap erarbeitet.
Als Teil des Masterplans Ladeinfrastruktur II hat der Beirat konkrete Handlungsempfehlungen zur Einführung des bidirektionalen Ladens vorgelegt. Diese basieren auf einer Analyse des Status Quo und möglicher Anwendungsfälle wie Vehicle-to-Home (V2H) und Vehicle-to-Grid (V2G).
Ab 2025 rechnet der Beirat mit ersten marktfähigen V2H-Anwendungen, erste V2G-Anwendungen werden etwas später auf dem Markt erwartet. Ab 2028 könne es „zu einem Hochlauf von interoperablen und standardisierten Lösungen für V2H und V2G kommen – vorausgesetzt, dass die entsprechenden Standards bis dahin festgelegt sind und die erforderlichen regulatorischen und technischen Weichenstellungen umgesetzt wurden“, heißt es weiter.
Aus technischer Sicht sieht der Beirat Plug & Play-Lösungen als Ziel. Hierfür seien insbesondere „Standardisierungen in den Bereichen elektrische Sicherheit, Netzanschluss, digitale Kommunikation sowie Mess- und Steuerungsanwendungen erforderlich“. Der Beirat sieht es als notwendig an, die „bestehenden Hindernisse und Benachteiligungen im aktuellen rechtlichen Rahmen für die Stromspeicherung und den zurückgespeisten Strom ganzheitlich zu beseitigen“. Dies betreffe die Verpflichtung „Entgelte, Abgaben und Umlagen“ zu zahlen. Der Beirat empfiehlt hier die Schaffung eines übergreifenden Rechtsrahmens.
Flexibilisierung des Energieangebots
Das bidirektionale Laden trage zur Flexibilisierung des Energieangebots bei, sagte Johannes Pallasch, Sprecher der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur und Bereichsleiter bei der NOW GmbH. Um dieses Potenzial voll auszuschöpfen und zugänglich zu machen, müsse man die bestehenden Hürden beseitigen.
Als „attraktives Zusatzangebot“ bezeichnete Staatssekretärin Kluckert das bidirektionale Laden. Dies helfe dabei, die Stromkosten zu senken und mache das Stromnetz gleichzeitig stabiler. Deshalb sei es so wichtig, dass „wir alle Potenziale und Chancen nutzen. Die Roadmap des Expertengremiums ist ein guter Startschuss, um das bidirektionale Laden zu einer festen Größe im Energiesystem der Zukunft zu machen“, so Kluckert.
Laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung sollen im Jahr 2030 bis zu 15 Millionenvollelektrische Fahrzeuge auf deutschen Straßen zugelassen sein, die eine Speicherkapazität von mehreren hundert GWh aufweisen werden. Stand heute sind es knapp 1,2 Millionen.
Eine Modellierung der Forschungsstelle für Energiewirtschaft München kommt zu dem Ergebnis, dass 2030 mehr als ein Drittel der vollelektrischen Fahrzeuge im Markt bidirektional genutzt werden sollten. Die komplette Roadmap finden Sie hier.