Neue schwere Lkw von DAF: Als Erster mit Nase

Das gab es bei DAF seit 34 Jahren nicht. So lange nutzt der niederländische Hersteller mittlerweile den bestehenden Rohbau seiner schweren Fernverkehrsbaureihe XF, hielt diese aber natürlich mit umfangreichen Facelifts über die Jahre erfolgreich auf dem Stand. Nun aber durften die Ingenieure in Eindhoven mit dem sprichwörtlich leeren Blatt Papier beginnen. Und das taten sie zum genau richtigen Zeitpunkt. Denn der Neue setzt als Erster seiner Art die neuen Regularien der EU-Kommission um, die bei den Abmessungen mehr Raum für aerodynamische und sicherheitsfördernde Maßnahmen erlauben. Die nutzt DAF, indem das Fahrerhaus vorne um 16 Zentimeter verlängert und entsprechend aerodynamisch abgerundet wurde. Dies liefert den größten Beitrag zum laut Hersteller um zehn Prozent gesenkten Verbrauch - bezogen zum vergleichbaren Vorgängermodell. Von Letzterem übernimmt der Neue lediglich den Namen XF. Die Bezeichnung steht allerdings nur noch für das Basismodell mit der kleinsten Kabine, die aber nur 7,5 Zentimeter niedriger baut als die bisherige Top-Kabine "Super-Space-Cab" des Vorgängers. 1,83 Meter Stehhöhe gibt DAF auf dem verbleibenden Motortunnel an. Wem die nicht genügen, der kann zur XG oder gleich zur Topkabine XG+ greifen, die jeweils 12,5 oder 22 Zentimeter höher bauen als das XF-Fahrerhaus. Der besondere Clou der beiden großen Kabinen besteht allerdings in ihrer Verlängerung um 33 auf 259 Zentimeter Länge, was bis dato ungekannte Platzverhältnisse von bis zu 12,5 Kubikmetern schafft. Allen Kabinen gemein ist eine 2,3 Quadratmeter große, verglichen zum Vorgänger vor allem aber tiefer gezogene Frontscheibe, die zusammen mit schmaleren A-Säulen endlich bessere Sichtverhältnisse in den DAF bringen dürfte. Spiegel oder Kameras? DAF lässt die Wahl Apropos Sicht: Nach hinten hat der Kunde die Wahl zwischen klassischen Außenspiegeln oder dem optionalen Kameraspiegelsystem, welches die Haupt- und Weitwinkelspiegel ersetzt. Damit ist DAF nach Daimler der zweite Hersteller, der die Außenspiegel digitalisiert. Neben der nochmals windschlüpfigeren Aerodynamik verbessern die Kameras die Direktsicht, wofür die automatische Schwenkfunktion bei Kurvenfahrt oder das Einblenden zusätzlicher Informationen zu Fahrzeuglänge und Abständen beiträgt. Eine weitere Funktion des Systems liegt in der elektrischen Anklappbarkeit der Spiegelarme, was an Engstellen hilfreich sein kann. Außerdem digitalisiert DAF im Gegensatz zu Daimler auch die Bordsteinund Frontscheibenspiegel (Option). Beim Bedienkonzept mixt DAF Digitales mit konventionellen Schaltern. Immer in Serie ist das digitale Zentraldisplay mit Tacho und Drehzahlmesser. Ein weiteres in der Mittelkonsole, beispielsweise für Telefon, Infotainment und Navigation, bieten die Niederländer als Option an. Alternativ lässt sich vieles über das neue Multifunktionslenkrad mit verbindlich rastenden Tasten bedienen. Nicht recht ins moderne Ambiente passt allerdings, dass DAF vorerst noch eine konventionelle Feststellbremse verbaut. Die elektronisch gesteuerte Version soll 2022 folgen. Ab Serienstart zu haben sind dagegen andere Sicherheitsfeatures, wie Brems-, Spurhalte- und Abbiegeassistent, Notbremsleuchten oder der Notbremsassistent "AEBS-3". Weiterhin 530 PS als Maximum Vorgenommen hat DAF sich ebenfalls die Motoren. Zwar bleibt es bei den bisherigen MX-11- und MX-13-Reihen-Sechszylindern, dank neuen Einspritzdüsen, neuen Zylinderköpfen und Motorblöcken - für höhere Zylinderdrücke - sowie einem neuen Aufbau von Kolben und Laufbuchsen und neuen Turboladern wurden die Aggregate aber nochmals auf Effizienz getrimmt und speckten nebenbei um bis zu 15 Kilo Gewicht ab. Verlängert hat DAF außerdem die Wartungsintervalle, die jetzt bei rekordverdächtigen 200.000 Kilometern im Maximum liegen. Wie schon beim Vorgänger beteiligt sich DAF weiterhin nicht am PS-Wettrüsten mancher Konkurrenten. Die Niederländer belassen es bei maximal 530 PS, erzeugt vom MX-13-Motor. Etwas mehr Leistung gibt es aber trotzdem - dank erhöhter und früher anliegender Drehmomente. In Sachen Service führt DAF mit der neuen Generation unter anderem "Overthe-Air-Updates" für den Motor und die Nachbehandlungssysteme, das Fahrzeug-ECU, das Central Security Gateway (CSG) und DAF Connect ein. Damit können XF, XG und XG+ auf den neuesten Softwarestand gebracht werden, ohne in die Werkstatt zu müssen. Vorerst noch nicht führt DAF die Echtzeitüberwachung wichtiger Komponenten ein. Mittels eines neuen Reparatur- und Wartungsplaners will der Hersteller Kunden aber proaktiv kontaktieren, sobald Wartungsarbeiten erforderlich sind. Bis es so weit ist, vergehen allerdings noch ein paar Monate. Zwar sind die neuen DAF ab sofort bestellbar. Vor Ende dieses Jahres wird man aber nicht mit der Produktion beginnen. Mehr zum Thema finden Sie unter #DAFTrucks www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Neben zwei- und dreiachsigen Sattelzugmaschinen wird DAF nach und nach auch 4x2- und 6x2-Fahrgestelle mit und ohne Lenkachse einführen. Folgen werden zu einem späteren Zeitpunkt darüber hinaus noch die ebenfalls komplett neu entwickelten Nachfolger der kleineren CF-Baureihe.

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