Die Wahlergebnisse von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz zeigten bereits am Montag ihre Resonanz. So kletterte der globale Aktienindex für erneuerbare Energien Renixx World kräftig nach oben. Die Kurse einzelner Unternehmen aus der Solar- und Windkraftbranche stiegen um bis zu zehn Prozent. Die Erwartungen, dass in diesen Branchen ein kräftiges Wachstum steckt, sind hoch, die Wirtschaft hofft auf eine starke Bedeutung der Forschungs- und Entwicklungsförderung. Die Zeiten, in denen Börsen auf ein „grünes“ Wahlergebnis mit Kurssprüngen nach unten reagierten, sind vorbei, gesehen werden jetzt die Chancen, die sich bieten.
Ihre Erwartungen an die Entwicklung im Mobilitätsbereich hat die EU-Kommission jetzt mit dem Weißbuch „Verkehr 2050“ vorgestellt. Eine „sehr detaillierte Vision“, wie Verkehrskommissar Siim Kallas es bezeichnete. So sollen unter anderem 30 Prozent des Straßengüterverkehrs über 300 Kilometer bis 2030 auf andere Verkehrsträger wie Eisenbahn- oder Schiffsverkehr verlagert werden, mehr als 50 Prozent bis 2050. Auch die weiteren Ziele des Weißbuchs lesen sich visionär.
Sich hohe Vorgaben zu stecken, war zwar noch nie verkehrt. Doch schnell stellt sich die Frage nach der Finanzierung: Nutzer, Verursacher und der Privatsektor lautet die EU-Lösung. Angesichts der katastrophalen Finanzlage in Ländern wie Griechenland – hier misst das Bahnnetz übrigens 2500 Kilometer, in Deutschland sind es 34.000 Kilometer – wirkt das kaum realisierbar, fast schon absurd. In vielen Ländern muss die Infrastruktur noch aufgebaut werden. Hier auf moderne Technologien zu setzen, ist richtig. Aber das Weißbuch verfestigt mit seinen Vorgaben ein Zwei- oder sogar Drei-Klassen-Europa.
Birgit Bauer, Chefredakteurin