Nahezu täglich setzen die Tankstellen ihre Dieselpreise nach oben. Doch viele Verlader sperren sich gegen höhere Frachtraten – wegen der abflachenden Konjunktur scheint es derzeit genügend Transportkapazitäten zu geben. In der Branche steigt der Druck und damit die Bereitschaft, mit Protestaktionen auf die prekäre Lage aufmerksam zu machen. Angesichts des angekündigten Anhebens der LKW-Mautsätze wächst zudem die Wut der Transportunternehmer auf die Politik. Noch wagt es keiner der Branchenverbände zum Streik aufzurufen, doch eine Vielzahl von Unternehmern spricht von einer sich aufbauenden Pleitewelle.
Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee ruft im aktuellen VerkehrsRundschau-Interview deshalb zur Besonnenheit auf. Die Transporteure sollten ihre Mehrkosten an die Verlader durchreichen. Der Politik seien dagegen die Hände gebunden, betont der Minister.
Tatsächlich wäre ein Steuergeschenk von wenigen Cent pro Liter Diesel innerhalb kürzester Zeit verpufft. Wer solche Beihilfen fordert oder gewährt, leistet stumpfsinnigem Aktionismus Vorschub. Dauerhafte Hilfe sieht anders aus.
Die Proteste der Frachtführer richten sich an die falsche Adresse. Schuld an der Preisdrückerei haben Industrie und verladende Wirtschaft. Die Dienstleistung Transport ist schlicht zu billig. Ein Großteil des wirtschaftlichen Erfolgs der Industrienationen beruht auf günstigen Transporten.
Wer zuverlässige Warenbeförderung verlangt, muss ordentlich bezahlen. Wenn der einheimische Mittelstand wegstirbt, sollten bei den Verladern die Alarmglocken schrillen. Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass bei entsprechender Nachfrage die Verlader bereit sind mehr zu zahlen. Doch die Branche hat es in der Zeit des Aufschwungs versäumt, das Geschäft Gütertransport auf ein selbst in Krisenzeiten solides Fundament zu stellen. Nach kurzer Pause geht deshalb das große Transporteurssterben weiter.
Sebastian Bollig, Redakteur