Nun ist er da, der lang angekündigte Aktionsplan – und der Streit darüber ist voll entfacht. „Der Praxis zugewandt“, jubeln die einen, ein „Einknicken vor der LKW-Lobby“ konstatieren die anderen. Jeder stellt sich die Frage, welcher Verkehrsträger gestärkt aus dem Aktionsplan hervorgeht – sollte es wirklich der LKW sein? Und auch wenn Ramsauer beteuert, er setze bei der Bewältigung des zukünftigen Verkehrswachstums auf Schiene und Wasserwege, steht fest: Von der Neujustierung des Masterplans hat, was konkrete Einzelmaßnahmen und Vorschläge angeht, vor allem der LKW profitiert. Das zeugt vom Realitätssinn des Ministers und ist aus Sicht der Branche eine gute Nachricht. Noch immer wird der Großteil der Güter per Lastwagen transportiert, und das wird sich auch in Zukunft nicht gravierend ändern. Insofern ist es richtig, dass der Aktionsplan den Fokus auf den LKW richtet und sich keinen unrealistischen Verlagerungsfantasien hingibt.
Doch leider ist es mit dieser durchaus pragmatischen Bestandsaufnahme nicht getan. Und so greift auch der Vorwurf der Aktionsplan-Gegner, Ramsauer gebe seinen Gestaltungsanspruch für den Verkehr der Zukunft auf. In der Tat stellt sich die Frage, wie Deutschland das prognostizierte Mega-Wachstum der Güterverkehrsleistung in den nächsten Jahren auffangen will – mit welchen Verkehrsträgern und mit welchen Mitteln? Will Ramsauer wie angekündigt wirklich einen möglichst großen Anteil des zusätzlichen Verkehrs auf die Schiene bringen, so gibt er in seinem Masterplan 2.0 keine ausreichenden Antworten auf das „Wann“ und „Wie“. Es fehlt ein klares Konzept sowie die konkrete Benennung der für den notwendigen Ausbau der Infrastruktur benötigten Gelder. Denn so viel ist auch der Straßenlobby klar: Der LKW kann und will nicht das gesamte Verkehrswachstum alleine schultern. Dass der Aktionsplan in diesem Bereich keine Akzente setzt, ist deshalb keine gute Nachricht für die Logistikbranche.
Tobias Rauser, Chef vom Dienst