Zahlungsverkehr

ZahlungsverkehrDer Sepa-Countdown läuftAb 1. Februar 2014 gelten europaweit neue Regeln für Überweisungen, Einzugsermächtigungen und Lastschriften. Einheitliche Kontonummern lösen die alten Zahlenkombinationen ab. Zeit, sich auf das neue Verfahren für den bargeldlosen Zahlungsverkehr vorzubereiten.Sepa, Iban und BIC: Noch immer wissen nicht alle Unternehmen etwas mit diesen Abkürzungen anzufangen. LSI Logistik Service aus Kirchheim bei München gehört nicht dazu. Dass die internationalen Überweisungen des Logistikdienstleisters innerhalb des Euroraums seit über fünf Jahren deutlich schneller und billiger abgewickelt werden können, weiß Buchhalterin Maria Klausner zu schätzen. Die International Bank Account Number (Iban) und der Business Identifier Code (BIC) der Geschäftspartner sind ihr bekannt. Beide lösen ab 1. Februar 2014 die Kontonummer und Bankleitzahl ab. Beträge per Online-Banking zu überweisen, funktionierte von Anfang an reibungslos. „Besonders angenehm ist es, dass das überwiesene Geld seither binnen eines Tages auf den Konten unserer Transportpartner ankommt“, betont Klausner. Es schreckt sie daher kaum, dass künftig auch Transfers innerhalb Deutschlands nur noch unter Angabe der Iban möglich sind. Statt der bisherigen Zahlenkombination die 22-stellige Nummer zu übermitteln, sei kein großes Thema, so Klausner. Den Änderungen, die ab diesem Stichtag bei Einzugsermächtigungen auf sie zukommen, sieht sie gelassen entgegen. „Die ersten Umstellungen sind ohnehin bereits erfolgt“, sagt Klausner. „Zum Beispiel hat die Bundeskasse Trier für die Zoll/Eust-Aufschubkonten bereits eine Sepa-Abbuchung in die Wege geleitet.“ Das Sepa-System ist bereits nutzbar Überweisungen, Lastschriften und Einzugsermächtigungen – darum geht es bei Sepa. Das Kürzel steht für Single Euro Payments Area, also den einheitlichen europäischen Zahlungsverkehrsraum. Und in dem wird künftig nicht mehr zwischen Inlands- und Auslandszahlungsverkehr unterschieden. Sepa umfasst die 27 EU-Länder plus Island, Liechtenstein, Norwegen, Monaco und die Schweiz. Neu ist das Bezahlverfahren nicht: Sepa-Überweisungen sind bereits seit 28. Januar 2008 möglich, Sepa-Lastschriften seit dem 2. November 2009. Insbesondere im nationalen Zahlungsverkehr wurde das Verfahren bislang allerdings weitgehend ignoriert. Um das Ziel eines harmonisierten Binnenmarktes auch für den bargeldlosen Zahlungsverkehr zu erreichen, setzte die Europäische Kommission daher per EU-Verordnung einen Termin, an dem die nationalen Verfahren auslaufen: den 1. Februar 2014. „Leider ignorieren noch viel zu viele mittelständische Unternehmen dieses Datum und gefährden damit ihre Zahlungsfähigkeit“, sagt André Junker, Firmenkundenberater bei der Volksbank Mittelhessen. „Sepa-Überweisung und Sepa-Lastschrift lösen die bislang üblichen Verfahren unwiderruflich und ohne weitere Übergangsfristen ab“, betont er. Unternehmen, die sich nicht darum kümmern, liefen Gefahr, ihre Verbindlichkeiten nicht mehr pünktlich bezahlen zu können. Umgekehrt komme es ebenfalls zu verzögerten Geldeingängen, wenn Auftraggeber es nicht schaffen, rechtzeitig auf Sepa umzustellen, sagt Junker. Angesichts oft knapper Kassen und dünner Eigenkapitaldecken sorgt sich er vor allem um die Logistikbranche. Der Finanzexperte rät darum, rechtzeitig alle Vorbereitungen für die Umstellung zu treffen (siehe Checkliste). Erst jede vierte Firma hat umgestellt Eine Umfrage unter 6000 Firmenkunden der Commerzbank im März diesen Jahres ergab, dass sich 34 Prozent der Mittelständler bislang noch gar nicht mit Sepa beschäftigt haben. Und 42 Prozent gaben an, das sie das Thema bereits aufgenommen, aber noch keine Maßnahmen umgesetzt hätten. „Dieser Umsetzungsstand macht uns große Sorgen, denn es zeichnet sich eine Bugwelle ab, die zum Jahresende auf die Banken und Beratungsunternehmen zukommt“, sagt Klaus Windheuser, Global Head Cash Management und International Business der Commerzbank. Die Deutsche Bundesbank fürchtet Ähnliches: In Deutschland sind demnach derzeit erst sieben Prozent der rund 18 Milliarden Überweisungen und Lastschriften pro Jahr auf Sepa umgestellt worden. „Insbesondere bei Sepa-Lastschriften müssen Unternehmen komplexe Prozesse beachten. Es reicht nicht aus, die Bankverbindung des Zahlungspflichtigen auf Iban und BIC zu konvertieren“, erklärt Junker. Schwierigkeiten drohen nach Einschätzung des Volksbank-Experten darüber hinaus, wenn Zahlungen durch Daten aus der Unternehmens-IT initiiert werden. In diesen Fällen müsse man den gesamten Zahlungsvorgang beachten. „Nicht nur die Banking-Software muss Sepa-fähig sein, sondern bestenfalls auch die vorgelagerte Unternehmens-Software, da ab dem Stichtag alle Datensätze im einheitlichen XML-Format nach ISO-Standard 20022 an die Banken übertragen werden müssen.“ Deshalb sei es ratsam, sich so schnell wie möglich beim Software-Anbieter oder -Programmierer bezüglich der Sepa-Fähigkeit zu erkundigen. Bei Verspätung droht Zahlungsausfall Dass zum 1. Februar 2014 einzelne Unternehmen die Sepa-Umstellung noch nicht abgeschlossen haben und deren Zahlungsverkehr zum Erliegen kommen kann, hält Junker von der Volksbank Mittelhessen durchaus für möglich. Er hofft aber, dass die Unternehmen bis dahin zumindest die nötigen Maßnahmen für eine erfolgreiche Umstellung in die Wege geleitet haben. „Beim Jahreswechsel von 1999 auf 2000 hat entgegen allen Befürchtungen schließlich auch alles sehr gut geklappt.“ ❙❚■ Eva Elisabeth Ernst, freie Journalistin Internet-Tipp: Abbuchungsaufträge, Lastschriften und Einzugsermächtigungen Auf der Website www.sepadeutschland.de der Deutschen Bundesbank sind die wichtigsten Sepa-Informationen übersichtlich und gut verständlich aufbereitet.Unter www.verkehrsrundschau.de finden Sie zudem eine Übersicht, was sich bei Lastschriften, Abbuchungsaufträgen und Einzugsermächtigungen ändert. eee „Viele Mittelständler ignorieren den Stichtag für Sepa und gefährden damit ihre Zahlungsfähigkeit“ André Junker, Firmenkundenberater der Volksbank Mittelhessen 34 Prozent der mittelständischen Unternehmen haben sich bislang noch nicht mit Sepa beschäftigt Vorbereitung auf Sepa Checkliste: Was jetzt zu tun ist Vier Tipps von André Junker, Berater für den Firmenkundenzahlungsverkehr bei der Volksbank Mittelhessen: Ergänzen Sie die Angaben zu Ihren Bankverbindungen auf allen Briefbögen, Auftrags- und Rechnungsformularen um Iban und BIC. Fragen Sie Ihre Subunternehmer, Logistikdienstleister und andere Geschäftspartner sowie Ihre Kunden und Mitarbeiter nach deren Iban und BIC und ergänzen Sie diese Informationen in Ihren Datensätzen. Alternativ dazu können Sie auch mit Ihrer Bank über die Möglichkeit der elektronischen Konvertierung Ihrer Kontodatensätze sprechen. Doch Vorsicht: Konvertierungsprogramme arbeiten nicht immer korrekt. Je nach Qualität der Datenbank müssen zwischen einem und drei Prozent der konvertierten Bankverbindungen überprüft werden. Überprüfen Sie, ob Ihre Unternehmens-Software Sepa-fähig ist. Betroffen sind Module, die zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs sowie für die Finanz- und Lohnbuchhaltung eingesetzt werden. Die großen Softwarehäuser haben ihre Produkte in der Regel längst auf Sepa umgestellt. Schwierig wird es, wenn unternehmensindividuelle Lösungen angepasst werden müssen oder wenn in der Vergangenheit Updates des Herstellers nicht konsequent eingespielt wurden. Wenn Sie künftig Sepa-Basislastschriften oder Sepa-Firmenlastschriften einsetzen, sollten Sie: – eine Gläubiger-ID bei der Deutschen Bundesbank beantragen – die Unternehmen, die Ihnen eine Einzugsermächtigung erteilt haben, über den Wechsel auf Sepa unter Angabe Ihrer Gläubiger-ID, Mandatsreferenz und Umstellungstermin informieren. Wenn Sie Ihre Forderungen derzeit mit Abbuchungsaufträgen einziehen, müssen Sie Mandate erstellen und sich mit Ihrem Geschäftspartner darauf einigen, welches Lastschriftverfahren Sie künftig nutzen werden. – Ihre Prozesse so umstellen, dass Sie die Informationen zu den Zahlungseinzügen vorab an Ihre Geschäftspartner übermitteln. Am besten, indem Sie den Tag des Einzugs und den Betrag auf der Rechnung aufführen. eee

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