Zahlen, die

Erfolgreich navigieren: Was dem Kapitän der Kompass, ist dem Unternehmer die Strategie Zahlen, die sich auszahlenSeit über 40 Jahren sammelt das Strategie-Forschungsprogramm PIMS Kennzahlen von Unternehmen in aller Welt – und liefert wertvolle Einblicke in die Gesetzmäßigkeiten der strategischen Unternehmensführung. Wie Mittelständler davon profitieren können.Wovon hängt eigentlich der Geschäftserfolg eines Unternehmens ab? Welche Faktoren tragen dazu bei, dass eine Firma dauerhaft eine hohe Rendite erwirtschaftet, während ein anderes, ähnlich aufgestelltes Unternehmen fortlaufend schlechter abschneidet? Gibt es vielleicht sogar strategische Geschäftsmäßigkeiten, die diese Erfolgsunterschiede erklären?Vielzahl an gewonnenen ErkenntnissenSolche und ähnliche Fragen waren es, die Anfang der 1960er-Jahre den US-Konzern General Electric – damals eines der am stärksten diversifizierten Unternehmen der Welt – dazu veranlasste, eine Studie über die Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge des Geschäftserfolgs zu beauftragen. In den folgenden 40 Jahren entwickelte sich aus dieser Untersuchung unter dem Namen PIMS (Profit Impact of Strategies) das sicherlich größte empirische Strategieforschungsprogramm, zu dem wohl weltweit Unternehmen unterschiedlicher Branchen und Größen anonymisierte Daten beisteuern. Gemeinsames Ziel: die wesentlichen strategischen Erfolgsfaktoren zu identifizieren, die über den Geschäftserfolg entscheiden. Vorgestellt wurde PIMS unlängst in dem Wirtschaftsmagazin Initiativbanking.Seit knapp vier Jahren wird das Projekt nun von der Unternehmensberatung Malik Management Zentrum St. Gallen (MZSG) geführt. Kennzahlen von 4000 strategischen Geschäftseinheiten hat PIMS inzwischen gesammelt, die umgerechnet über 25.000 Jahre Geschäftserfahrung repräsentieren. Die wichtigste Erkenntnis der computergestützten Auswertung: Aus der fast unüberschaubaren Vielzahl betriebswirtschaftlicher Indikatoren, mit denen sich ein Unternehmen heute in Zahlen fassen lässt, sind, gemessen am Return-on-Investment (ROI) nur eine Hand voll von wirklich entscheidender Bedeutung für den Geschäftserfolg. Über gerade einmal 15 grundlegende Faktoren aus den drei Bereichen Wettbewerbsposition, Kapital- und Kostenstruktur sowie Marktumfeld lassen sich laut dem Forschungsprogramm rund 75 Prozent des Erfolgs-unterschiedes von Unternehmen erklären (s. Grafik auf Seite 36).Positive Botschaft für Führungskräfte"Und genau hier liegt die positive Botschaft für Führungskräfte in Unternehmen", sagt Thomas Pöck, Mitglied der Gruppengeschäftsführung am Malik MZSG und in dieser Funktion verant-wortlich für das Forschungsprogramm. "Denn 80 Prozent dieser so entscheidenden Einflussgrößen haben, unab-hängig von geschäftsspezifischen Variablen wie Branche oder Unternehmens-größe, mit der Stellung im Wettbewerb und Kapital- und Kostenstruktur zu tun, mit Bereichen also, in denen das Management selbst aktiv werden kann."Umgekehrt heißt das auch: Ein nur langsam wachsender Markt und andere Marktcharakteristika, die gerne als Erklärung für eine schlechte Unternehmensentwicklung herangezogen werden, beeinflussen das Geschäftsergebnis im deutlich geringeren Maße als häufig angenommen. Der praktische Nutzen der im Projekt gesammelten Daten zeigt sich zum Beispiel insbesondere, wenn ein Unternehmer die unterschiedlichen Faktoren zueinander in Beziehung setzt. Welche Auswirkungen hat zum Beispiel eine erhöhte Investitionsintensität bei relativ schwachem Marktanteil? Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Wertschöpfung und der Produktivität eines Unternehmens? Lässt sich durch eine Wachstumsstrategie und das Anstreben eines größeren Marktanteils ein höherer Return-on-Investment erwirtschaften als durch Investitionen in eine bessere Produkt- beziehungsweise Dienstleistungsqualität und damit einen höheren Kundennutzen? Ob es um die richtige FirmengründungsStrategie, den Kauf eines Unternehmens oder die Erschließung fremder Märkte geht: In vielen Auswertungen und Kreuztabellen (siehe Tabelle auf Seite 35) kann das Strategie-Forschungsprogramm Antworten auf viele Fragen liefern. Gerade für mittelständische Unternehmen, in denen kennzahlenbasierte Orientierungshilfen eher seltener genutzt werden, sind die frei zugänglichen PIMS-Ergebnisse eine gute Ausgangsbasis, um eine Unternehmensstrategie zu entwickeln, die sich nicht nur auf individuellen Erfahrungen, das berühmte Bauchgefühl oder das Fortschreiben der Vergangenheit stützt. ❙❚■ Sebastian May, freier Journalist

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