Wismar. Nach vierjähriger Entwicklungsarbeit hat das Hamburger Unternehmen SkySails am Montag auf der Ostsee vor Wismar den verkleinerten Prototypen eines solchen neuartigen Antriebssystems erstmals öffentlich getestet. Dazu wurde das 15 Meter lange Versuchsschiff "Jan Luiken" mit einem gut 20 Quadratmeter großen Segeltuch ausgerüstet. Das gelbe Drachensegel entfaltete sich wie geplant innerhalb kürzester Zeit. Doch wegen des schwachen Windes gewann es kaum an Höhe. Bei blauem Himmel und ruhiger See startete die "Weltpremiere" dieses ungewöhnlichen Antriebs für Frachter und Yachten. Bei Windstärken unter fünf Metern pro Sekunde zeigte das System seine Effizienz nur teilweise. "Bei Flaute sind wir machtlos", sagte Erfinder Stephan Wrage etwas enttäuscht. Noch ist das Segel fast hundert Mal kleiner als die künftig geplanten Zugdrachen. Auch der später einmal anvisierte Ozeanriese als Nutzer wird zunächst durch ein zwanzig Tonnen schweres Lotsenversetzboot - ein so genanntes "Diesel-Wind-Hybrid-Schiff" - imitiert. Dennoch soll mit dieser Testversion der praktische Funktionsnachweis für den Windantrieb erbracht werden, hieß es vom Unternehmen. Wichtige Daten für die Weiterentwicklung könnten gewonnen und Reedereien als künftige Nutzer überzeugt werden. Bereits im nächsten Jahr sollen drei Yachten in Europa mit dem System ausgerüstet und getestet werden und 2007 ein erster Frachter mit Drachen über die Weltmeere gleiten. Mit dem vollautomatischen Zugdrachensystem, das zum internationalen Patent angemeldet ist, könnten Frachtschiffe bis zu 50 Prozent Treibstoffkosten einsparen oder schneller ans Ziel kommen, erklären die Erfinder.
Windkraft für Frachter – SkySails-Premiere auf der Ostsee
Mehr Wind für große Pötte: Frachtschiffe sollen künftig mit einem über ihnen fliegenden Zugdrachen als zusätzlichem Antrieb umweltschonend und ressourcensparend fahren.