Willkommen an Bord

Beim Traumschiff sieht das so einfach und unkompliziert aus: "Willkommen an Bord", flötet die Service-Chefin, drückt ihren Gästen einen Schlüssel in die Hand und alles ist gut. Wie anders stellen sich die ersten Minuten, Stunden und Tage dar, die Mitarbeiter oder Auszubildende in ihrem neuen Unternehmen verbringen. Sie betreten fremdes Terrain, suchen Orientierung in einem noch nicht vertrauten Umfeld, begegnen Menschen, mit denen sie noch nie zu tun hatten, die ihnen aber künftig tagaus, tagein begegnen werden. Um den "Neuen" von Anfang an solche Sorgen und Ängste zu nehmen, haben sich in vielen Unternehmen "Onboarding-" Prozesse eingebürgert. Nur 37 Prozent werden geschult Doch der Handlungsbedarf ist hier noch immer gewaltig. Anfang 2019 stellte eine Studie der Jobplattform StepStone fest, dass nur 37 Prozent der Fachkräfte in den ersten zwei Wochen eine Einführungsschulung erhalten. Unter den Young Professionals liegt die Zahl mit 41 Prozent etwas höher. Dabei ist eine gute Einarbeitung wichtig: Immerhin bekommen 31 Prozent der neuen Mitarbeiter spätestens nach vier Wochen Verantwortung für eigene Projekte übertragen. "Erfolgreiche Rekrutierung endet nicht mit der Vertragsunterschrift. Sondern erst wenn der neue Kollege im Team integriert und fachlich eingearbeitet ist", erklärt StepStone-Geschäftsführer Sebastian Dettmers, wo der Schuh drückt. Er fordert: "Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen nicht nur schnell die richtigen Mitarbeiter finden, sondern diese auch schnell in die Lage versetzen, ihre Fähigkeiten im Sinne der Unternehmensziele einzubringen." Positive Außenwirkung inklusive Nicht nur auf die "inneren Werte" eines Unternehmens wie das Klima am Arbeitsplatz und die Produktivität wirkt sich ein durchdachtes und effizientes Onboarding positiv aus, sondern auch nach außen. Nicht zuletzt durch die sozialen Medien spricht sich in Windeseile herum, wenn es gelingt, die Begegnung zwischen neuem Mitarbeiter und Unternehmen überzeugend zu gestalten. Für die Umsetzung in der Praxis empfiehlt sich ein strukturiertes Vorgehen: erste Stunde, erster Tag, erste Woche. Ohne viel Aufwand umsetzen lässt sich etwa, dass in dieser Zeit alle ein Namensschild tragen, auf dem auch die Abteilung genannt ist. Sich dabei am Procedere auf einem Kreuzfahrtschiff zu orientieren, ist kein Fehler. Sich auf gedruckte Handreichungen und technische Kommunikationsmittel zu verlassen, dagegen schon, auch wenn sich das angesichts allgegenwärtiger Smartphones und Tablets anbietet - und vermutlich auch kosteneffizienter erscheint. Positiver Nebeneffekt einer gelungenen Eingliederung neuer Mitglieder in Teams, Abteilungen und Prozesse: Nicht nur die Neuen lernen Betrieb und Kollegen so kennen, auch die "Alten" werden bei dieser Gelegenheit mit den hinzukommenden Menschen und ihren Fähigkeiten und Eigenheiten bekannt. Abgestuft nach Funktionen und Aufgaben empfiehlt es sich daher, allen Beschäftigten eine Rolle im Onboarding-Prozess zu geben und sie darauf vorzubereiten. Dies ist heute ein wesentlicher Bestandteil im "lernenden Unternehmen". Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Erfolgreiche Rekrutierung endet nicht mit der Vertragsunterschrift, sondern erst wenn der neue Kollege im Team integriert und fachlich eingearbeitet ist. Wichtig: Alle Mitarbeiter eines Unternehmens sollten in den Onboarding-Prozess involviert sein. Checkliste: Mehr als nur "Schön, dass Sie da sind ..." Einfache Schritte für ein gelungenes Onboarding lassen sich ohne großen Zusatzaufwand gestalten. Die Begrüßung beginnt schon einige Tage vor der Ankunft der neuen Mitarbeiter: eine Mail mit allen Daten zu Ort, Arbeitsbeginn, Dresscode, Anreise- und Parkmöglichkeiten etc. an die neu Hinzukommenden Erinnerung an den direkten Vorgesetzten und das unmittelbare Team eine Mail an alle, die die Neue oder den Neuen ankündigen Bereitstellung einer Begrüßungsmappe mit Personalunterlagen sowie, je nach Bedarf, Schlüssel(karte), IT-Codes, Visitenkarte Am ersten Tag und den folgenden Tagen lässt sich eine persönliche Begrüßung durch Betriebsleitung und Vorgesetzte ergänzen durch: einen begleiteten (zum Beispiel Mentor, Pate) Rundgang durch den Betrieb detaillierte Einweisung in Technik und Prozesse (Sicherheit, IT, Intranet, Fuhrpark) ... ... und betriebliche Gegebenheiten (Kantine, Pausenregelung, Sozialräume) eine Einweisung in Personalangelegenheiten (Urlaub, Krankheit) ein Gespräch über Werte und Verhaltensregeln des Unternehmens ein erstes Zielgespräch mit der FührungskraftDie Probezeit sollte begleitet sein durch regelmäßige Feedbackgespräche, um Irrtümer oder Fehlentwicklungen frühzeitig zu erkennen.