Werte-Transporteur

Zu einem modernen Logistikunternehmen gehört neben Fahrzeugflotte und Personal heute auch ein Unternehmensleitsatz. Meist prangt das Konzernmotto plakativ auf Wandtafeln oder im Internet - mit der Umsetzung sieht es oft düster aus. Das Befrachtungs- und Transportkontor, kurz BTK aus Rosenheim, geht andere Wege - Authentizität bedingt Unternehmenskultur und soziale Verantwortung.Bernhard Reichert, geschäftsführender Gesellschafter der 1936 als Ableger der Aschaffenburger Zellstofffabrik gegründeten Firma, geht mit bestem Beispiel voran. Der sympathische Bayer versteckt sich nicht hinter üblichen Businessfloskeln, sondern spricht Klartext: über wirtschaftliche Erfolge des 1999 per Management-Buy-out neu strukturierten Speditionsunternehmens mit über 70 Millionen Euro Umsatz pro Jahr, die Strategie im Nah- und Fernverkehr oder logistische Zusatzleistungen der über 250 Mitarbeiter großen Firma.Als echte Herzenssache kümmert sich der gelernte Speditionskaufmann um Menschen - in und um sein Unternehmen, das mit Dependancen in Raubling und Heiligenstadt täglich um die 650 Komplettladungen bewegt. So sammelt der 58-jährige Geschäftsführer jeden Freitag vor Arbeitsbeginn über eine Stunde lang und ehrenamtlich Lebensmittel für die Tafel in Raubling ein. Auf das BTK-Konto gehen auch Infoveranstaltungen für die Raublinger Grundschüler, die vor den Gefahren des toten Winkels beim Lkw aufklären. Bei den Fahrern zeigen viele Details, wie die jährlichen Fahrer-Treffen, das ehrliche Interesse am Wohlergehen der Menschen, die für die BTK arbeiten. Dazu gehört auch die eigene Arbeitskleidungskollektion in Grün, die von den Fahrern der grünweißen Lastzüge mit Begeisterung angenommen wird. Ebenso das eigens angeschaffte Pkw-Quartett, das als "Kroatien-Express" einige kroatische Fahrer jedes Wochenende zu ihren Familien nach Hause befördert.Ohne osteuropäische Fahrer geht nichts"Familienschonende Firmenpolitik ist mir einfach ein Bedürfnis", erklärt Bernhard Reichert seine eher selten zu findende Einstellung gegenüber dem Fahrpersonal. Eine eigens angemietete Wohnung für die Wochenruhetage oder individualisierte Arbeitszeitmodelle mit längeren Freizeitblöcken für ausländische Fahrer belegen, dass es sich dabei nicht nur um Lippenbekenntnisse handelt.Ohne osteuropäische Fahrer, so ist sich Reichert sicher, würde das deutsche Transportgewerbe nicht mehr funktionieren. Drückende Probleme wie die Parkplatznot an den Fernstrecken lassen sich kurzfristig auch nicht lösen, aber der Fahrer soll nach Reicherts Ansicht zumindest heraus aus dem Schmuddel-Image, das in der deutschen Öffentlichkeit kultiviert wird. Das manifestiert sind auch bei der Konfiguration seiner 154 Einheiten umfassenden großen Fahrzeugflotte. Die Sattelzugmaschinen für den Europa-Fernverkehr in die Schweiz, die Benelux-Länder oder nach Südosteuropa verfügen ausnahmslos über XXL-Kabinen und komplette Ausstattung mit Assistenz- und Sicherheitssystemen. Die besten Fahrersitze, große Kühlschränke und qualitativ hochwertige Schlafliegen gehören zum Standard in der BTK-Flotte.Auch beim Trailer achtet Reichert auf eine gesunde Balance zwischen Bedienkomfort und Wirtschaftlichkeit. 50 Einheiten der neuen Kögel Baureihe Novum Lightplus komplettieren seit Kurzem den BTKFuhrpark. Die Trailer aus Bayern erfüllen durch ihr konsequent umgesetztes Leichtbaukonzept den Wunsch der Dispo nach 25 Tonnen Zuladung. Mit erster Liftachse, geräumigen Paletten- und Werkzeugkästen und gewichtssparendem Alu an Dach und Luftkesseln wurden die Kögel Auflieger gemäß Kundenanforderung individualisiert. Schnelles Öffnen der Schiebeplane und vereinfachte Ladungssicherung durch Verzurren von außen sparen Standzeit und Fahrerkräfte. Die Fahrer danken die Wertschätzung durch die Firmenleitung, indem sie mit Maschinen und Material sorgsam umgehen.Wie wichtig ihm reibungslose Abläufe im Alltagsgeschäft sind, beweist BTK-Lenker Reichert unter anderem damit, dass er vor ein paar Jahren den Lkw-Führerschein machte, um das Tagesgeschäft auch aus der Perspektive hinterm Steuer kennenzulernen. Ab und an steigt er in eine seiner Sattelzugmaschinen, um inkognito als "Undercover-Boss" an den Rampen seiner Kunden aufzutauchen. Die manchmal wenig erfreulichen Erkenntnisse dieser Besuche teilt der im Landesverband Bayerischer Spediteure LBS organisierte Manager dann schon mal direkt seinen Kunden mit, um die Sensibilität für das Thema Fahrer zu schärfen.Voll punkten konnte die Kögel-Werksauslieferung. Obwohl auch hier inkognito unterwegs, wurde er ebenso freundlich wie kompetent mit seinem neuen Arbeitsgerät vertraut gemacht. "Fair und freundlich müssen unsere Fahrer behandelt werden." Dem Thema autonomer Lkw steht er kritischer gegenüber. "Fahrer wollen fahren und nicht Papierkram erledigen", ist er sich sicher. Auch bei dem Thema Platooning sieht der Manager wenig Begeisterung in den Gesichtern seiner Fahrer. Keiner will mit Blick auf einen wenige Meter vorausfahrenden Trailer arbeiten. Auf Begeisterung stößt man bei BTK dagegen beim Thema alternative Antriebskonzepte. Mit aktuell 15 LNG-Zugmaschinen von Iveco hat Reichert einen Schritt nach vorne getan. Die befördern rund um den Standort Nördlingen im leichten Fernverkehr Wellpappe und Kartonagen. Mit der umweltfreundlichen Gas-Flotte setzt BTK ein Zeichen beim nachhaltigen Güterverkehr. Über fünf Jahre Laufzeit und 120.000 Kilometer pro Jahr sollen die sauberen LNG-Lkw zwei Millionen Kilogramm CO2 einsparen.LNG-Motoren und leichte TrailerKraftstoff sparen nach Ansicht von Reichert auch die neuen Kögel Novum-Lightplus-Auflieger. Durch das niedrigere Eigengewicht spart BTK nach eigenen Auswertungen bis zu 0,6 Liter Kraftstoff auf 100 Kilometer ein. Und bei maximaler Gewichtsauslastung reduziert die höhere Zuladekapazität die Zahl der benötigten Fahrten. In einem großen Fuhrpark mit voller Auslastung kann so mit den neuen gewichtsoptimierten Aufliegern eine bedeutende Menge an Kraftstoff und CO2-Emissionen eingespart werden."Nicht nur reden, sondern machen", erklärt Reichert seine Entscheidung für den Einsatz innovativer Technik. Momentan seien die Fahrzeuge mit staatlicher Förderung in etwa kostenneutral zu den Diesel-Brüdern. "Wir wollen damit zeigen, dass es funktioniert", beschreibt der Firmenchef sein Engagement in Richtung sauberer Lkw-Transport. Das gängige Gegenargument eines noch lückenhaften LNG-Tankstellennetzes beantwortet Reichert auf seine eigene Art. In Kooperation mit der BayWa entsteht in Nördlingen gerade eine neue LNG-Tankstelle. Die wird die derzeit genutzte mobile Gaszapfstelle in Aalen ablösen.Bei allem, was Reichert macht, ist er mit viel Herz und großem persönlichen Einsatz bei der Sache. Er fackelt nicht lange und handelt immer frei nach seinem Leitsatz: "Nicht reden, sondern machen!" So geht was bei der BTK.Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiersFünf Fragen an den ChefDie Chefs werden Fahrer ...Wie waren Ihre Erfahrungen, nachdem Sie selbst den CE-Führerschein hatten?Die Akzeptanz der Fahrer gegenüber der BTK Fuhrparkorganisation änderte sich merklich ins Positive, da inzwischen auch unser Fuhrparkleiter ebenfalls im Besitz des FS der Klasse CE ist. Unsere Fahrer meinten: Jetzt haben sie eine Ahnung, von was sie reden. Das hilft ungemein in der täglichen Kommunikation zwischen der Fuhrparkadministration und unseren Berufskraftfahrern.Außerdem führen wir inzwischen Erfahrungstage mit unseren Disponenten durch. Die fahren dann mit einem Gespann auf dem Betriebsgelände (auch rückwärts), räumen Paletten in die Palettenkästen, führen eine ordnungsgemäße Ladungssicherung durch und satteln sogar um. Ein Gegenbesuch der Fahrer in der Disposition ist geplant. Mein Ziel ist es, fundiertes gegenseitiges Verständnis aufzubauen.Was erwarten Sie von Ihren Fahrern?Zuverlässige, pünktliche und saubere Erledigung der Transportaufträge. Einen dem Gegenwert angepassten Umgang mit den immerhin 120.000 Euro teuren Fahrzeugen.Was bieten Sie den Fahrern im Gegenzug?Verlässliche, übertarifliche und pünktliche Lohnzahlung, großzügige Spesenregelung mit Zusatzspesen für Feiertage unter der Woche. 25 Urlaubstage, einen monatlichen Zuschuss zur betrieblichen Altersversorgung sowie Gewinnbeteiligung ab dem dritten Jahr der Betriebszugehörigkeit.Dazu kommen modernstes Equipment, Assistenzsysteme, zwei Fahrerbetreuer und Ansprache bei Problemen - nicht zu vergessen Berufsbekleidung im Wert von circa 200 Euro. Und die Fahrer können den Lkw mit nach Hause nehmen.Suchen Sie derzeit Fahrer?Ja - wegen Ruhestand und Fluktuation.Warum hat die Branche Probleme, Fahrer zu gewinnen - was machen Sie besser?Der Beruf des Kraftfahrers ist nicht sehr attraktiv oder sexy. Die ganze Woche unterwegs, überfüllte Parkplätze, teure Raststätten und kein respektvoller Umgang an den Rampen. Aus meiner Erfahrung entwickeln sich die Autobahnen immer mehr zu Kampfarenen - Rücksicht Fehlanzeige. Viele Pkw-Fahrer haben keine Vorstellung, was das Lenken eines 40-Tonners bedeutet. Wir versuchen uns abzuheben mit der Ausstattung der Fahrzeuge, mit der Höhe der Entlohnung, in der Pünktlichkeit und Verlässlichkeit der Lohnzahlung, in der Information und in der Betreuung sowie dem Umgang mit unseren Fahrern. Auf den sich verändernden Markt reagieren wir über deutlich überproportionale, also sehr schnelle Erhöhung der Fahrerlöhne sowie durch ständigen Austausch mit unseren Kunden mit dem Ziel, die Bedingungen an den Rampen zugunsten unserer Fahrer zu verbessern. owi

Werte-Transporteur

Aufkommen im vierten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Erwartete Preisentwicklung für das kommende halbe Jahr

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