VW Caddy TDI gegen TSI

VW Caddy TDI gegen TSISelbst- oder Fremdzünden?Auch bei kleineren Trans-portern greift die Vielzahl der Kunden zum Diesel. Ob dieser aber zwangsweise immer die wirtschaftlichere Alternative sein muss, klärt der Vergleich VW Caddy TDI gegen TSI.Zu einem Nutzfahrzeug gehört ein Dieselmotor. Dieser Grundsatz besteht seit Jahrzehnten. Doch könnte er sich mittlerweile, zumindest bei klei-neren Lieferwagen, zugunsten des Benziners verschoben haben. Schließlich nähern sich die Literpreise für Benzin und Diesel immer weiter an – derzeit ist der Selbstzünder-Kraftstoff gerade noch sieben Cent günstiger. Zudem entlässt der Benziner deutlich weniger Stickoxide und Partikel in die Umwelt. Was angesichts der wachsenden Zahl von Umweltzonen in Zukunft wichtiger werden könnte.Auch motorisch hat sich einiges getan. Mehr und mehr treten an die Stelle träger und durstiger Saugbenziner agilere, aufgeladene Turboaggregate, die gleichzeitig knausriger mit dem teuren Kraftstoff umgehen. Zeit also, die Gültigkeit des oben genannten Grundsatzes anhand zweier Caddy Maxi zu überprüfen.0,4 Liter Hubraumplus für den DieselDabei trifft der 1,6-l-TDI-Diesel auf den 1,2 Liter großen TSI-Benziner. Rein von den technischen Daten gesehen, scheint das Duell wenig fair. Zwar wuchten beide Triebwerke mit 102 (TDI) und 105 (TSI) Pferdestärken ähnliche Kräfte an die angetriebenen Vorderräder. Der Selbstzünder hat dafür allerdings 0,4 Liter mehr Hubraum zur Verfügung. Woraus er ein Drehmomentplus von 75 Nm schöpft. Benziner-untypisch erreicht aber auch der TSI sein maximales Drehmoment von 175 Nm bereits ab 1550/min. Da ist der TDI lediglich 50 Umdrehungen früher dran. Dennoch drängt sich unwillkürlich die Frage auf, ob der TSI-Hubraumwinzling mit der knapp 2,1 Tonnen schweren Test-Fuhre (500 Kilogramm Ballast im Frachtabteil) fertig wird?Er wird, und zwar besser als gedacht. Zwar geht der Benziner behäbiger zur Sache als der souveränere TDI. Letzterer ist aufgrund seiner langen Spritspar-Übersetzung allerdings auch kein Wunder an Temperament. Dennoch packt der Diesel bereits ab 1600/min kräftig zu und „enteilt“ dem TSI bei Durchzug und Beschleunigung. Um folgen zu können, werden im Fremdzünder deutlich höhere Drehzahlen nötig. Die verträgt der Turbomotor zwar ohne zu murren, es fehlen aber einfach die oben angesprochenen 75 Nm. Am Berg geht dem TSI deshalb schon an eher harmlosen Steigungen die Puste aus. Weshalb die serienmäßige Schaltempfehlungsanzeige berechtigt früh zum Einlegen der vierten Gangstufe mahnt. Dafür präsentiert sich der Benziner laufruhiger und kultivierter. Anders als der TDI ist er im Stand kaum zu vernehmen, Vibrationen sind nicht spürbar. Letztere unterbleiben auch bei höheren Drehzahlen, die der TDI deutlich rauer quittiert. Ansonsten erzog VW – im Vergleich zu den Pumpe-Düse-Vorgängern – aber auch den Diesel mittels Common-Rail-Einspritzung zu mehr Laufruhe. Zusätzlich sorgt der lang übersetzte fünfte Gang, durch den bei 120 km/h nur knapp 2200/min anliegen (TSI: 2800/min), für Ruhe hinter dem Lenkrad.Trotz seines höheren Drehzahlniveaus gönnt sich der Fremdzünder zumindest auf der gemischten VR-Testrunde keinen allzu großen Benziner-Zuschlag. Akzeptable 8,1 l/100 km vom umstrittenen E10-Kraftstoff flossen durch die Brennräume. Aber: Wer es auf der Autobahn laufen lässt, durchbricht spielend die 10-l-Marke. Naturgemäß unempfindlicher reagiert der TDI auf Bleifuß-Fahrten, auch die Test-runde absolvierte er um 1,4 Liter sparsamer. Sicher auch ein Verdienst des nur für den Diesel erhältlichen Blue-Motion-Pakets (475 Euro), mit dem der Testwagen ausgestattet war. Das sollte man sich auf jeden Fall gönnen, trimmt es den Caddy doch mittels schnell ansprechender Motor-Start-Stopp-Anlage, Rekuperationsmodus sowie aerodynamischen Feinheiten noch mehr aufs Spritsparen. Höhere Versicherungskosten beim TSINicht nur deswegen sollte, wer regelmäßige Autobahnetappen plant, wie gehabt zum kräftigeren und sparsamen Selbstzünder greifen. Zumal dann die knapp 9000 Kilometer pro Jahr spielend auf den Tacho kommen, ab denen sich die höheren Anschaffungskosten des TDI gegen die höheren Spritkosten des TSI aufwiegen. Denn trotz seines um 1875 Euro güns-tigeren Preises kann sich der TSI bei den Fixkosten nicht so weit absetzen, wie zunächst gedacht. Geht das Duell mit 136 Euro Jahressteuer ebenso wie bei den Service-kosten noch unentschieden aus, verhagelt dem Benziner sein minimales Leistungsplus von zwei Kilowatt bei der Versicherung die Bilanz. Denn ausgerechnet bei 76 kW rufen die Versicherer bei den nach Leistung eingestuften Lieferwagen bis 3,5 Tonnen die nächsthöhere Klasse auf. 40 Prozent höhere Vollkasko-Prämien im Vergleich zum Diesel sind die Folge. Schade für den TSI.Doch nicht nur deshalb bleibt trotz modernerer Technik alles beim Alten. Der Benziner ist weiter nur für Wenigfahrer eine echte Alternative. Wer mehr fährt, sollte zudem die Flüssig- oder Erdgasvarianten im Caddy-Programm in Betracht ziehen. Soll der Transporter aber als Langstrecken-Fresser oder Zugfahrzeug fungieren, führt kein Weg am Diesel vorbei. Ganz im Sinne des bestehenden Grundsatzes eben. ❙❚■ Jan BurgdorfGleichstand beim Leergewicht, zulässiges Gesamtgewicht beim Benziner aber um 54 Kilogramm geringerSauber verarbeiteter Innenraum, große Spiegel mit integriertem Weitwinkel, stabile Zurrösen im Laderaum, voll beladen drückt der Caddy hinten tief in die FedernBei den Schadstoffen punktet der Benziner (re.) mit weniger Stickoxid- und Partikelemissionen VW Caddy TDI gegen TSIVierzyl.-Reihen-Dieselm., Common-Rail, Turbo, vier Ventile pro Zyl., LLK, Euro 5, Zahnriemen, Hubr.: 1598 cm3, Leistung: 102 PS (75 kW) bei 4400/min., max. Drehm.: 250 Nm b. 1500-2500/min, Service: 30.000 kmmanuelles Fünfgang-Schaltgetriebe, Frontantriebvorn: Einzelradaufh., Stoßd., Schraubenfed., Stabi, hinten: Starrachse, Blattfederung, Scheibenbremsen, ESP, ABS, ASR, BA SerieLxBxH: 4876x1794x1836 mm, Radst.: 3006 mm, LxBxH (Lader.): 2250x1552x1262 mm, B zw. Radk.: 1185 mm, Ladevol.: 4,2 m3, BxH Schiebetür: 701x1262 mm, Ladekante: 588 mm, Wendekr.: 12,2 m, zul. GG: 2319 kg, Leergew. (Testwg.): 1620 kg, Nutzlast: 700 kg, Testgew. (500 kg Ballast): 2120 kg, Anhängel. (gebr.): 1500 kg, 60-l-Tank Beschl. (0-60/-80/-100 km/h): 6,8/10,7/14,8 s, Elastizität 60-80 km/h (4.Gang) u. 80-100 km/h (5.Gang): 8,2/10,7 s, Verbr. (Testrunde): 6,8 l/100 km Verbr. sonst (v.a. BAB): 7,1 l/100 kmVW Caddy Maxi 1,6 TDI (75 kW): 17.955,- Serie: Trennwand, Airbag (Fahrer), ZV mit Funk, Zubehör: Blue-Motion-Paket: 475,- Klima: ab 1185,- AHK: (starr): 475,- klappbarer Beifahrersitz + var. Trennwand: 310,-Garantien: 24 Mon. Mängelbes. ,3 J. Lack, 12 J. Durchrost., unbegr. Mobilitätsgar. falls Wartung bei VW stattfindet, Ersatzteilpreise: Ölfilter: 9,- Bremsbel (vo./hi.): 82,-/52,- Bremsscheib. (vo./hi.) 65,-/ 48,- Stoßd. (vo./hi.): 91,-/83,- Zahnriemen: 67,- Lichtmaschine: 356,- Luftfilter: 19.- Zyl.kopfd.: 37,- Außensp. kpl. (beheizb.): 146,- Rückleuchte: 45,- Scheinwerfer: 169,- Auspuff (komplett, inkl DPF): 1488,- Turbo: 667,- Anlasser: 284,- Kupplung (Druckplatte + Scheibe): 268,- Stoßf. vo.: 204,- Frontscheibe: 210,- AT-Getriebe: 1725,- AT-Motor: 3485,- ausreichend kräftiger Motor, niedriger Verbrauch (auch im Zugbetrieb), Fünfter Gang lang übersetzt (Blue-Motion), bei Leerfahrt unkomfortable Hinterachse Schwer gefordert –aber dennoch sparsam Auf 3650 Kilo begrenzt VW das zulässige Zuggesamtgewicht des Caddy, falls dieser mit Blue-Motion-Paket bestellt wird. Mit dem 1,5 Tonnen schweren VR-Trailer war diese Grenze dann auch fast erreicht. Weshalb die 102 Common-Rail-PS schwer gefordert waren. Zwar reicht die gebotene Kraft auf der Landstraße noch gerade aus, um halbwegs zügig mitzuschwimmen. Jedes Hügelchen fordert allerdings den vierten Gang, was sicher auch auf das Konto der langen Übersetzung des Blue-Motion-Paketes geht. Bei 90 km/h liegen so nur knapp über 1600 Touren an. Weshalb auf der Autobahn schon Windböen ausreichen, um den Vortrieb auf ebener Strecke entscheidend einzubremsen. Ausgewachsene 40 Tonner überholen das Gespann dann problemlos. Mit 10,0 l/100 km fordert der 1,6-l-TDI auf der VR-Testrunde dennoch nur einen moderaten Dieselzuschlag für die Beförderung des unaerodynamisch geformten Zusatzgewichts. Respektabel, zumal der TDI im Hängerbetrieb ohne die spritsparende Motor-Start-Stopp-Anlage auskommen muss. Die schaltet im Anhängerbetrieb nämlich automatisch ab. bj1,5 Tonnen darf der Caddy Blue-Motion anhängen Gespann-Test VW Caddy 1,6 TDIVW Caddy TDI gegen TSIVierzyl.-Reihen-Benzinmotor, Turbolader, Direkteinspritzung, zwei Vent. pro Zylinder, Steuerkette, Euro 5, Hubr.: 1197cm3, Leistung: 105 PS (77 kW) bei 5000/min., max. Drehm.: 175 Nm b. 1500-4100/min, Service: 30.000 kmmanuelles Fünfgang-Schaltgetriebe, Frontantriebvorn: Einzelradaufh., Stoßd., Schraubenfed., Stabi; hinten: Starrachse, Blattfederung, Scheibenbremsen, ESP, ABS, ASR, BA SerieLxBxH: 4876x1794x1836 mm, Radst.: 3006 mm, LxBxH (Lader.): 2250x1552x1262 mm, B zw. Radk.: 1185 mm, Ladevol.: 4,2 m3, BxH Schiebetür: 701x1262 mm, Ladekante: 588 mm, Wendekr.: 12,2 m, zul. GG: 2265 kg, Leergew. (Testwg.): 1620 kg, Nutzlast: 645 kg, Testgew. (500 kg Ballast): 2120 kg, Anhängel. (gebr.): 1100 kg, 60-l-Tank Beschl. (0-60/-80/-100 km/h): 6,9/10,0/15,6 s, Elastizität 60-80 km/h (4.Gang) u. 80-100 km/h (5.Gang): 8,0/13,4 s, Verbr. (Testrunde): 8,1 l/100 km Verbr. sonst (v.a. BAB): 7,8 l/100 kmVW Caddy Maxi 1,2 TSI (77 kW): 16.554,- Serie: Trennwand, Airbag (Fahrer), ZV mit Funk, Zubehör: Fahrer-Sidebag: 120,- elektr. Fensterheber+Spiegel: 395,- Klima: ab 1040,- Gummibelag im Laderaum: 170,- Garantien: 24 Mon. Mängelbes., 3 J. Lack, 12 J. Durchrost., unbegr. Mobilitätsgar. falls Wartung bei VW stattfindet, Ersatzteilpreise: Ölfilter: 11,- Bremsbel (vo./hi.): 82,-/82,- Bremsscheib. (vo./hi.) 65,-/ 53,- Stoßd. (vo./hi.): 91,-/83,- Keilriemen: 32,- Lichtmaschine: 368,- Luftfilter: 21,- Zyl.kopfd.: 34,- Außensp. kpl. (beheizb.): 146,- Rückleuchte: 45,- Scheinwerfer: 169,- Auspuff (komplett): 314,- Turbo: 736,- Anlasser: 225,- Kupplung (Druckplatte + Scheibe): 272,- Stoßf. vo.: 204,- Frontscheibe: 210,- AT-Getriebe: 1725,- AT-Motor: 1690,- laufruhiger, leiser Motor, akzeptabler Verbrauch, gute Nutzlast erhöhter BAB-Verbrauch, wenig Anhängelast, leer unkomfortable HinterachseWarum nicht zwei kW weniger?Zugegeben, eine echte Chance hat der Benziner gegen den kräftigeren und sparsameren Diesel nicht. Zusätzlich wird er aber durch seine um 40 Prozent höhere Versicherungseinstufung ausgebremst. Da sollten sogar Wenigfahrer vor der Anschaffung genau mit den eigenen Schadenklassen rechnen. Bleibt die Frage, warum VW den TSI nicht einfach um zwei Kilowatt „abgeschwächt“ hat? Dann würde zumindest bei der Versicherung Patt herrschen.Kontakt: jan.burgdorf@springer.comJan BurgdorfRedakteurKommentar

VW Caddy TDI gegen TSI

Aufkommen im dritten Quartal 2024 im Vergleich zum Vorquartal

Preisentwicklung in den Einzelsegmenten

MEISTGELESEN

Nutzfahrzeughersteller: Volvo Trucks hat 5000 Elektro-Lkw verkauft

Logistik: DB schließt Schenker-Verkauf an DSV ab

IDS Logistik: Robert Müller wird neuer IDS-Partner im Saarland

WEITERLESEN

NEWSLETTER