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Vorerst letztes deutsches Containerschiff ausgedockt

15.04.2011 17:18 Uhr

In Rostock-Warnemünde steht das vorerst letzte deutsche Containerschiff kurz vor seiner Fertigstellung

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Rostock. „Es ist schon ein wehmütiger Augenblick." Mit diesen Worten begleitet Harald Ruschel, ehemals Betriebsratschef der Werft, am Freitag in Rostock-Warnemünde das Ausdocken des letzten Containerschiffs an der Warnowmündung. Doch, wie es scheint, droht nicht nur in Rostock das Ende einer Schiffbau-Ära. Nach Angaben des Verbandes für Schiffbau und Meerestechnik (VSM) in Hamburg ist auf deutschen Werften kein weiterer Neubau eines reinen Containerschiffs mehr in Arbeit. Es seien auch keine Aufträge eingegangen.

Das Schiff war noch zu Zeiten der früheren Wadan-Werften von der Laeisz-Reederei bestellt worden. Aber im Zuge der Insolvenz im Juni 2009 wurde der Auftrag storniert. Ein halber Schiffsrumpf lag monatelang äußerst undekorativ vor der Werft, bis die Hamburger Reederei Hammonia im November 2010 das Schiff erwarb und bei Wadan-Nachfolger Nordic die Fertigstellung in Auftrag gab.

„Es war ja klar, dass der Containerschiffbau eines Tages zu Ende geht", sagt Ruschel. Spätestens als die Wirtschaftskrise die Schiffbau-Industrie weltweit in Angst und Schrecken versetzte. „Der Schiffbau ist noch lange nicht aus der Krise", sagt VSM-Sprecherin Kathrin Ehlert-Larsen. 2010 seien bundesweit 49 Schiffe im Wert von 4,7 Milliarden Euro ausgeliefert, lediglich 24 neue Aufträge für zusammen 2,4 Milliarden Euro seien erteilt worden. „Das ist nicht genug, um die Werften für ein Jahr auszulasten." Doch die deutschen Schiffbaubetriebe hätten gelernt und setzten nun auf Spezialschiffe.

Auch nach der Krise geht es weiter

Auch bei den Nordic-Werften in Rostock und Warnemünde geht es weiter, allerdings im Vergleich zur Vorkrisen-Zeit auf deutlich niedrigerem Niveau. Der russische Eigentümer Witali Jussufow blieb die versprochenen Neubauaufträge bislang weitgehend schuldig. In Wismar entsteht gerade für 100 Millionen Euro ein Spezialtanker für den russischen Bergbau-Konzern Norilsk Nickel, die Auslieferung ist für September geplant. Anfang Mai sollen in Rostock die Arbeiten an einer Umrichterplattform für einen Nordsee-Windpark beginnen.

Derzeit arbeiten in Wismar 670 und in Warnemünde knapp 190 Beschäftigte inklusive 85 Auszubildenden. Vor der Wadan-Pleite waren es in beiden Werften zusammen rund 2400 Mitarbeiter. Die Stimmung sei gut bei denen, die Arbeit haben, sagt Ruschel. Bei denen, die es nicht schafften, in der Region einen Job zu bekommen und trotzdem blieben, schwinde aber die Hoffnung.

„Es wird an vielen Projekten parallel gearbeitet. Noch ist kein Vertrag unterschrieben", fasst Nordic-Sprecherin Tina Mentner die aktuelle Situation zusammen. Am Donnerstag wurde bekannt, dass Jussufow sich knapp 20 Prozent an der Bank Moskwy (Bank von Moskau) gesichert hat. Russischen Medien zufolge hat er rund 760 Millionen Euro gezahlt. Die IG Metall Küste sieht darin neben der erneuten Verunsicherung der Mitarbeiter auch ein kleines Zeichen der Hoffnung. Denn jetzt komme Jussufow möglicherweise leichter an Geld, das er für Neubau-Aufträge dringend brauche. Jussufow hatte verlauten lassen, Synergien zwischen der Bank von Moskau und Nordic zu prüfen.

Die Werften in Wismar und Rostock-Warnemünde seien bereit und fähig, neue und gute Schiffe zu bauen, sagt Ruschel. „Hauptsache, es ist Eisen und es schwimmt." Ruschel sollte am Freitag den Preis der Albert-Schulz-Stiftung für besonderes soziales und demokratisches Engagement erhalten. Damit soll sein Verdienst als Betriebsratsvorsitzender um den Erhalt der Arbeitsplätze gewürdigt werden. (dpa) 

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