Viele Köche, viel Erfolg?

Eine Imagekampagne des BGL zusammen mit dem Fahrzeughersteller Krone, die Logistikhelden des BVL, die Teilqualifizierung "Fachkraft für Gütertransporte von LBT und bbw, unterstützt durch das Berufskraftfahrertraining der Volvo Group Trucks, eine Studie von ELVIS - und nicht zu vergessen die Initiative "Hallo, Zukunft!" des Verlag Heinrich Vogel in Kooperation mit dem BMVI. Bemühungen um Berufskraftfahrer und Logistikfachkräfte sind mannigfaltig. Die Frage: Hilft viel auch viel oder verderben in dem Fall viele Köche den Brei? Einer der Gründe für junge Menschen, nicht als Berufskraftfahrer tätig zu werden, ist das schlechte Image. BGL-Chef Dirk Engelhardt ist sich sicher, dass eine Imagekampagne Positives bewirken kann. Im ersten Schritt konnte er den Fahrzeughersteller Krone gewinnen, einen Trailer als Grundkapital zu stiften. Der ging in die Versteigerung und bescherte durch ein Höchstgebot von 26.500 Euro der Langenlonsheimer Transport GmbH (LTG) das Gründungskapital. Grundkapital, Satzung, dann Verein "Im nächsten Schritt gehen wir an die Satzung für einen e.V.", erzählt Engelhardt. Weitere Unterstützer hätten sich bereits gefunden, darunter Logistikverbände, Fahrzeug- und Komponentenhersteller sowie Transportunternehmen. Auch die VerkehrsRundschau ist schon dabei. "In einem ersten Schritt überlegen wir einen Youtube-Film mit einem Influencer zu machen und eventuell auch Radio-Spots", sagt der BGL-Geschäftsführer. Mit besserer finanzieller Ausstattung wären dann auch Fernsehspots zu guter Sendezeit denkbar. Inzwischen hat Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer die Schirmherrschaft übernommen, der auch Schirmherr der Nachwuchsinitiative "Hallo, Zukunft!" ist. Einen etwas anderen Weg gehen die Volvo Group Trucks Deutschland mit ihren Marken Renault und Volvo Trucks. Der Fahrzeughersteller unterstützt die Ausbildung von angehenden Berufskraftfahrern - vorwiegend Quereinsteiger - ins Berufsbild "Fachkraft für Güterbeförderung". Dazu kooperiert man mit dem Bildungswerk der Bayerischen Wirtschaft bbw und dem LBT. "Wir wollen dem Fachkräftemangel aktiv entgegenwirken und so auch unsere Kunden bei der gezielten Qualifizierung von Fahrern unterstützen", sagt Manfred Nelles, Sprecher von Volvo Trucks Deutschland. Beim gemeinsamen Projekt durchlaufen die Teilnehmer die Teilqualifizierung mit dem Zielberuf Berufskraftfahrer. "Im Fokus des Projektes stehen aktuell Auszubildende aus dem Ausland, die zusätzlich zur doch sehr technischen Ausbildung vor allem mit den Sprachbarrieren, insbesondere bei der europäischen BKF-Prüfung, zu kämpfen haben", ergänzt Nicole Bratrich von Renault Trucks Deutschland. "Unsere Initiative engagiert sich für Menschen, die sich über ein Arbeitsverhältnis in unsere Gesellschaft integrieren und einbringen wollen. Mit dem Pilotprojekt möchten wir ihnen zusätzliche Fertigkeiten an die Hand geben, um gut gerüstet ins Berufsleben zu starten", erläutert Kristina Jorde, Privat- und Firmenkundenberaterin beim bbw in Coburg. Das bbw hat, neben vielen weiteren Aspekten, den Auswahlprozess der Kandidaten begleitet, die Abstimmung mit Kostenträgern und der Ausländerbehörde koordiniert, fachspezifischen Deutschunterricht organisiert und die Teilnehmer zu den Fahrschulprüfungen angemeldet. Wissenschaftliche Analyse Wissenschaftlich geht der Europäische Ladungsverbund Internationaler Spediteure AG (ELVIS) das Thema Fahrermangel an. Unterstützt durch das Betriebswirtschaftliche Institut der Uni Stuttgart führte ELVIS eine Umfrage unter rund 1000 Fahrern durch. Das Ergebnis: Die Fahrer fordern vor allem eine höhere Wertschätzung. Darüber hinaus wünschen sie sich von den Transportunternehmen mehr Engagement in der Öffentlichkeitsarbeit. Im Endeffekt sollen durch wissenschaftliche Methoden der Fahrermangel bewertet und geeignete Methoden gefunden werden, um diesem entgegenzuwirken. "Ob ein Unternehmen Erfolg hat, ist heute weniger eine Frage der Auftragslage denn des Personals", so ELVIS-Prokuristin Christine Platt. "Logistikhelden" heißt die Kampagne des BVL. Daran beteiligen sich logistiknahe Verbände, Vereine, Medien und Unternehmen und erhöhen damit die Aufmerksamkeit. Herzstück der Kampagne sind nach Aussage ihrer Macher Figuren, "die als sympathische und glaubwürdige Botschafter für Leistungsfähigkeit und Professionalität aller logistischen Handlungsfelder stehen." Auf Plakaten, in Anzeigen, im Internet und auf den gängigen Social-Media-Kanälen präsentieren die Logistikhelden Fakten aus ihrem Berufsalltag, die jungen Menschen Lust machen sollen, in einen Logistikberuf einzusteigen. Aktuell haben rund 40 Interessenvertretungen und Unternehmen einen "Letter of Interest" unterzeichnet und ihre Mitwirkung sowie finanzielle Unterstützung zugesichert - darunter BLG, inTIME Express Logistik, die Ludwig Meyer GmbH oder die Zufall Logistics group. Mehr Geld und mehr Zeit sind nötig Resümierend darf man festhalten, dass der Mangel endlich erkannt wurde - inzwischen auch von der Politik, wie diverse Engagements von Verkehrsminister Scheuer zeigen. Künftig wäre eine Bündelung der Kräfte dennoch sinnvoll. Es sollte angesichts der gemeinsamen Interessenlage nicht schwerfallen, vereint zu marschieren. Wie eine Erhebung der Fachzeitschrift TRUCKER zeigt, reichen Imagekampagnen alleine aber längst nicht aus. Zwar wird das Thema "Soziale Akzeptanz" tatsächlich immer wieder genannt, wie auch die Themen Parkplätze und Wochenruhezeit. An Nummer eins der Fahrerprobleme steht aber das Thema "Planbarkeit der Arbeit" und an Nummer zwei das Thema Gehalt. Und für diese beiden Punkte bedarf es keiner Imagekampagne, sondern einer Neuausrichtung vieler Transport- und Logistkabläufe. Und noch viel wichtiger: Der Transport muss mehr kosten, um die daran Beteiligten ordentlich bezahlen zu können! Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Personal www.verkehrsrundschau.de/dossiers Statement Imagekampagne für die Transportbranche - Verderben zu viele Köche den Brei?!Es köchelt in der Tat. Der Fachkräftemangel, insbesondere beim Fahrpersonal, stellt die Transport- und Logistikwirtschaft vor weitreichende Probleme. Bereits heute können schon nicht mehr alle Fahrzeuge mit Fahrern besetzt werden. Das wird sich mit dem bevorstehenden Ausscheiden Tausender Fahrer aus dem Erwerbsleben aufgrund der demografischen Entwicklung weiter verschärfen. Ein Kampf um Fachkräfte ist längst übergreifend entbrannt! Ein besseres Image der Logistikbranche muss her, da ist sich die Vielzahl der Akteure einig! Unterschiedlicher könnte die Transport- und Logistikbranche jedoch nicht sein - von Industrie- und Handelsunternehmen, die im Werkverkehr einen eigenen Fuhrpark unterhalten, über kleinere Transportunternehmen hin zu den großen speditionellen Playern oder KEP-Dienstleistern. Es ist alles dabei! Dementsprechend unterschiedlich gestalten sich auch die Interessen und Rezepte der Beteiligten. Auch Eigeninteresse macht stark. Eine Eigenwerbung für die unterschiedlichen Einsatzbereiche ist notwendig. Auch wenn Wirtschaftsakteure zunächst primär das eigene Unternehmen stärken wollen, so ist dennoch die Vielzahl der Bemühungen ein erster Schritt, das Image der Logistikbranche insgesamt zu verbessern. Viele kleine, teils lokale Kampagnen setzen sich zu einem großen Bild zusammen. Eine Vielzahl an Playern schadet dabei nicht.Wichtig ist aber, dass sich die Spitzenköche der Branche einig sind und an einem Strang ziehen. Das haben die unmittelbaren Verbände der Logistikwirtschaft erkannt und unter anderem in einem gemeinsamen Gespräch mit Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer nochmals die Notwendigkeit zeitnahen Handelns betont. Neben der Einstufung des Berufskraftfahrers als Mangelberuf muss gleichermaßen auch das Image der Branche gestärkt werden. In einer gemeinsamen Aktion der Verkehrsverbände und unter Schirmherrschaft des Bundesministers Andreas Scheuer wird angestrebt, gezielt und geeint für das Image der Branche und den Beruf des Kraftfahrers zu werben. Die Vorbereitungen für dieses Vorhaben laufen.