Der neue BGL

Es ist dies ein Meilenstein in der Geschichte des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL): Sollte nicht noch etwas ganz Überraschendes geschehen, wird die Mitgliederversammlung des BGL am Vormittag des 25. Oktobers eine neue Satzung verabschieden. Und diese wird Veränderungen mit sich bringen, wie es sie im Verband seit der Fusion zwischen dem Fernverkehrsverband BDF und dem Nahverkehrsverband BDN/BWE im Jahr 1999 nicht mehr gegeben hat. Der vorliegende Entwurf der neuen Satzung sieht vor, dass es kein Präsidium mehr gibt. An dessen Stelle rückt ein Aufsichtsrat, bestehend aus bis drei bis sechs Personen. Geführt wird der Verband dann nicht mehr von einer Hauptgeschäftsführung, sondern von einem Vorstand. Der Vorstand wird von der Mitgliederversammlung gewählt und kann aus bis zu drei Personen bestehen. Derzeit sind zwei Personen vorgesehen: als Vorstandssprecher der bisherige Hauptgeschäftsführer des BGL, Dirk Engelhardt, und als sein Stellvertreter der jetzige Stellvertreter von Engelhardt, Adolf Zobel. Diese Veränderung geht weit über die Umbenennung von Vereinsgremien hinaus. "Ja, der Vorstand bekommt mehr Befugnisse, um den BGL effizienter auszurichten", so Engelhardt. Als eine Entmachtung der Unternehmen will er die neue Struktur keinesfalls verstanden wissen. "Das Ehrenamt hat die Zügel weiterhin in der Hand. Die Mitgliederversammlung bleibt das entscheidende Gremium im Verband und der Aufsichtsrat besetzt mit Unternehmern überwacht den Vorstand", sagt Engelhardt. Zobel weist darauf hin, dass eine Satzungskommission den Vorschlag erarbeitet hat: "Jeder Landesverband hatte die Möglichkeit, einen Vertreter zu entsenden. Die neue Satzung wurde dann basisdemokratisch und einstimmig beschlossen. Und das in nur zwei Sitzungen." Es ist jedoch nicht nur die neue Struktur, die den Verband verändern wird. Auch die handelnden Personen werden andere sein. Vom bisherigen sechsköpfigen Präsidium werden für den neuen Aufsichtsrat Adalbert Wandt, Claus O. Herzig, Klaus Peter Röskes und Hans Wormser nicht mehr antreten - auch deshalb, weil es jetzt eine Altersgrenze gibt und nur gewählt werden darf, wer bei der Wahl das 67. Lebensjahr noch nicht vollendet hat. Diese vier Unternehmer haben zum Teil 20 Jahre und länger im Präsidium die Geschicke des BGL geprägt. Eine Kampfabstimmung ist zu erwarten Wer jetzt in den neuen Aufsichtsrat einziehen wird, ist ungewiss. Kandidiert Horst Kottmeyer wieder, dürfte sein Einzug als sicher gelten, da er einem der mächtigsten Landesverbände im BGL, dem Verband Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen (VVWL), angehört. Auch Hans-Dieter Otto als langjähriges Präsidiumsmitglied hat sicher Chancen. Allerdings kommt er aus dem eher kleinen Landesverband Sachsen-Anhalt. Da die Stimmrechte in der Mitgliederversammlung sich nach Höhe des Mitgliedsbeitrages richten, verfügt sein Landesverband längst nicht über so viele Stimmen wie die Verbände aus NRW, Niedersachsen, Hessen und Bayern. Laut Engelhardt haben diese Verbände bereits Kandidaten für den Aufsichtsrat benannt. Alles deutet darauf hin, dass es am 24. Oktober 2018 zu einer Kampfabstimmung kommt. Denn: "Wir haben mehr Bewerber für den Aufsichtsrat als Plätze. Das freut uns, zeigt es doch, dass wir engagierte Unternehmer im Verband haben", zeigt sich Engelhardt darüber sehr erfreut. Eine weitere Neuerung, die die neue Satzung ermöglichen soll: Sie lässt assoziierte Mitglieder zu. Das sind Fördermitglieder, die ein Interesse an verkehrspolitischen Fragestellungen haben. Im Vordergrund steht dabei nicht, mehr Gelder einzunehmen, sondern mit ihnen und den Unternehmen im Verband gemeinsam Lösungen zu entwickeln. "Dazu liegen uns bereits Anfragen von über 20 Unternehmen vor", sagt Engelhardt. Darunter befinden sich Industrievertreter, große Verlader, andere Verbände und Speditionen. Um die assoziierten Mitglieder organisatorisch einzubinden, ermöglicht die Satzung die Gründung eines Beirates. Darüber soll der neue Aufsichtsrat in einer seiner ersten Sitzungen befinden. "Stand heute gehe ich davon aus, dass das Gremium die Gründung einer solchen Institution vorschlagen wird", lautet die Einschätzung des BGL-Hauptgeschäftsführers. Nach der Mitgliederversammlung soll eine neue Beitragsordnung erarbeitet werden, die dann auch einen Rahmen stecken soll für die Höhe eines Förderbeitrages. Zudem will der BGL Unternehmen stärker an sich binden oder gewinnen, in denen vor allem die junge Generation das Sagen hat. "Junge Leute für die politische Arbeit zu begeistern wird immer schwieriger. Die brauchen einen Zusatz-Benefit", ist Engelhardt überzeugt. Deshalb beabsichtigt der BGL, allen Mitgliedsunternehmen eine sogenannte Vorteilswelt anzubieten. Dazu ist bereits mit der SVG-Zentrale vereinbart, eine gemeinsame GmbH zu gründen. "Wir werden damit nicht die Kernkompetenzen der SVG berühren, sondern wollen andere Leistungen anbieten wie Vorteile bei der Fahrzeugbeschaffung, Bildung, Merger und Acquisitions oder Studiengänge." Gerät angesichts dieser unternehmerischen Aktivitäten die gewerbepolitische Interessenvertretung ins Hintertreffen? Engelhardt verneint: "Die Gewerbepolitik bleibt immer oberste Aufgabe und hat Priorität Nummer eins." Auch auf diesem Feld kann er Neuigkeiten vermelden. Zusammen mit den skandinavischen Verbänden, die das bereits beschlossen haben, soll in Brüssel eine Immobilie gesucht werden, um gemeinsam die Interessen zu vertreten. Auch der französische und belgische Verband sind interessiert. "Vielleicht gelingt es uns, ein kleines Haus des Straßenverkehrs in Brüssel zu errichten", sagt Engelhardt. Unberührt davon soll es die BGL-Akzeptanz weiter geben. Er sieht ein solches Haus auch nicht als Konkurrenz zur IRU (International Road Transport Union): "Wir haben dort dann die Möglichkeiten, die Interessen der westeuropäischen Verbände zu bündeln." Ein Zeichen dafür, dass es spürbare Interessensunterschiede bis hin zu Divergenzen gibt zwischen West- und Osteuropa. Restrukturierung nicht abgeschlossen Engelhardt sieht den BGL mit der neuen Satzung noch längst nicht am Ziel angekommen: "Der Prozess der Restrukturierung ist mit der neuen Satzung noch nicht abgeschlossen", sagt er. Weitere Meilensteine stehen offenbar noch auf seiner Liste. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Verband-BGL www.verkehrsrundschau.de/dossiers Der BGL auf dem Weg der Konsolidierung Ausgeglichenes Ergebnis und neues LogoDer BGL gilt als klassischer Verband für die Vertretung der Transportunternehmen. Über seine Landesverbände gehören ihm 7000 Mitgliedsunternehmen an.Die letzten Jahre ist die Zahl der Mitgliedsunternehmen jedoch immer weiter gesunken mit der Folge, dass auch die Einnahmen geringer wurden. Der Verband schlidderte in die Verlustzone und lebte zum Teil von seinen Reserven. Nicht erst mit der neuen Verbandsstruktur hat der Hauptgeschäftsführer des BGL, Dirk Engelhardt, seit seinem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren versucht die Kehrtwende einzuleiten:"Wir haben über verschiedene Maßnahmen Einsparungen in Höhe eines sechsstelligen Betrages erzielt", sagt Engelhardt gegenüber der VerkehrsRundschau. Diese Kostenreduktionen, Erfolge bei den wirtschaftlichen Aktivitäten und mittels der Einmal-Umlage der Unternehmen sei es gelungen, "ein ausgeglichenes Ergebnis zu erwirtschaften". Die Einmal-Umlage betrug 2018 pro Unternehmen 140 Euro. 2019 ist nochmals eine Umlage notwendig, die dann aber nur noch 70 Euro betragen soll. Unter anderem erwartet der Verband Einnahmen durch die Reaktivierung des "Brummis" (siehe www.brummi. de) und den Verkauf entsprechender Merchandise-Artikel an Unternehmen und Privatpersonen.Der Verband will sich aber auch optisch einen neuen Anstrich geben. So gibt es ein neues Logo und die Homepage soll nach und nach überarbeitet werden. cd