VerkehrsRundschau-Index: Eine kurze Pause

In den vergangenen Monaten ist man aus dem Augenreiben kaum mehr herausgekommen. Ganze neun Quartale in Folge kletterte der VerkehrsRundschau-Index unermüdlich in die Höhe. Zunächst hatten sich die Transportpreise noch relativ kontrolliert entwickelt; seit dem blutigen Konflikt in der Ukraine, der sich bald zum ersten Mal jährt, waren die Sprünge jedoch immens: Um fast sieben Prozent zogen die Transportpreise im zweiten Quartal 2022 an, gefolgt von einem 2,31-prozentigen Sprung in Q3. Ein Gipfel erreicht Dieser Höhepunkt sollte nun das vorläufige Ende einer wahren Rallye darstellen. Denn anhand der Zahlen, die das Marktforschungsinstitut Interrogare für die VerkehrsRundschau erhoben hat, konnte der VR-Index im vierten Quartal 2022 keinen weiteren Rekordwert aufstellen. Mit 152,03 Punkten notiert der Wert um 0,3 Prozent schwächer als im Vorquartal. Das war nicht unbedingt erwartbar, hatten doch die Vorzeichen für die Wintermonate eine weitere Steigerung in Aussicht gestellt. Jene könnten aber auch einen weiteren Anstieg verhindert haben. Blickt man beispielsweise in die Statistik der Dieselpreise, so lässt sich feststellen, dass diese zum Jahresende spürbar nachgelassen hatten. Wenngleich weiter eine Inflationslage herrscht, könnten die rückläufigen Betriebskosten wie eine Art Bremse gewirkt haben. Mit Krisensituation arrangiert Und auch ein weiterer Faktor war wohl ausschlaggebend: Der erste Schock und die generelle Unsicherheit nach Putins Einmarsch in die Ukraine sind verflogen. Man wäre geneigt zu sagen, man hat sich an die Situation gewöhnt, aber das stimmt nicht. Das Wort „arrangiert“ trifft es vermutlich besser. Politik und Unternehmen haben sich gleichermaßen vom ersten Tiefschlag berappelt und bei Bedarf nach nicht russischen Alternativen umgesehen. Das hat zumindest ein generelles Chaos und damit weiter exorbitant steigende Preise verhindert. Zuletzt stellte auch das Statistische Bundesamt fest, dass Deutschland gesamtwirtschaftlich betrachtet das Jahr 2022 mit einem Plus von 1,9 Prozent beim Bruttoinlandsprodukt (BIP; Vergleich: Vorjahr) beenden konnte. Der vielseits befürchtete Einbruch ist also ausgeblieben, wenngleich man diesen Wert mit Vorsicht genießen muss: Er sagt nämlich nichts über die tägliche Belastung für kleine und mittelständische Unternehmen aus – und diese ist zweifelsohne im vergangenen Jahr gestiegen, besonders im Transport- und Logistiksektor. Was passiert 2023? Blick man tiefer gehend in die erhobenen Zahlen (das können Sie als VR-Abonnent kostenfrei in unserem Kennzahlenbereich auf www.verkehrsrundschau-plus.de), so gibt es weiterhin keinen Grund für Entwarnung. Das Gegenteil ist der Fall: Die befragten Transportunternehmer, Spediteure und Verlader blicken eher verhalten in die Zukunft: So rechnet der Großteil im Jahr 2023 nicht mit einem steigenden Transportaufkommen, fast 40 Prozent sind sogar der Meinung, dass jenes zurückgehen wird. Dieser Trend wurde auch von einigen Unternehmern und Branchenkennern bestätigt, die von der VerkehrsRundschau um einen Ausblick für das laufende Jahr gebeten wurden (siehe VR 1-2/23): So geht beispielsweise Markus Olligschläger, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL), davon aus, dass 2023 eher schwach starten wird und ein kleiner Aufschwung erst gegen Mitte des Jahres zu erwarten ist. Unabdingbare Voraussetzung: Es kommt nicht wieder zu globalen Krisen, die die Gemengelage drastisch verändern. Weiterer Zuwachs erwartet Zugleich rechnen die Teilnehmer des VR- Index ebenso wie Markus Olligschläger mit weiter steigenden Frachtraten. Das erwartete Plus für Q1 wird seitens der Logistikdienstleister auf 4,8 Prozent geschätzt, für das gesamte Jahr liegt die Prognose bei 6,02 Prozent. Die Verlader sind mit plus 3,5 Prozent im ersten Quartal und 3,47 Prozent auf das Jahr gesehen etwas konservativer gestimmt. Lediglich sechs Prozent aller Befragten gehen von einem Rückgang aus, das Gros (60 Prozent) rechnet mit einem Zuwachs. Vieles wird wohl auch von der weiteren Entwicklung der Energiepreise abhängig sein. All das kann als Folge der wirtschaftlichen Lage in Deutschland interpretiert werden: Die Inflation treibt Kosten nach oben, die Konsumlaune ist eher rückläufig. Das Wort „Rezession“ scheint zumindest bei der Einschätzung der Befragten im Hinterkopf umherrgeschwirrt zu sein. Aber auch andere Faktoren, wie zum Beispiel die höhere Maut, beeinflussen die Vorhersage entsprechend. Andere Indizes steigen Der von Destatis zur Verfügung gestellte Erzeugerpreis-Index für Dienstleistungen stieg in Q3 im Bereich der Güterbeförderung auf der Straße um 2,5 Prozent verglichen mit dem Vorquartal. Der „Trend nach oben“ hält also zwar bei anderen Kennzahlen für Transportpreise an, aber auch hier lässt sich ein leichtes Abflachen der Kurve feststellen. Blickt man dagegen auf ganz Europa, so kann nicht von einer Entspannung die Rede sein: Der European Road Freight Rate Development Benchmark von Ti, Upply und IRU notierte im Q3/22 bei 129,7 Punkten, was einem Plus von sieben Prozent entspricht. Beide Indizes betrachten die Transportpreise langfristiger Kontrakte und sind deshalb naturgemäß etwas träger. Reaktionen beim Dieselfloater Das vergangene Jahr stand vor allem unter dem Einfluss stark steigender Energiepreise. Das hat sich auch in der „Frage des Quartals“ widergespiegelt, die die VR bei der Erhebung des Index stellt. Wir wollten wissen: Haben Sie mit Ihren Geschäftspartnern einen Dieselfloater vereinbart? Diese Frage hatte die VR bereits im Q4/2021 an die Teilnehmer gerichtet. Das Ergebnis ist wenig überraschend: Deutlich mehr Transportdienstleister und Logistiker setzen inzwischen auf einen Dieselfloater. So haben fast 80 Prozent der Logistikdienstleister und 72 Prozent der Verlader die Frage mit „Ja“ beantwortet. Zum Vergleich: Ein Jahr zuvor hatten nur 65 Prozent der Logistikdienstleister mitgeteilt, dass sie auf das Instrument Dieselfloater setzen. Neue Indizes, mehr Kennzahlen Zuletzt noch ein Hinweis in eigener Sache: Mit dem Jahr 2023 wird es einige Änderungen bei unseren Indizes geben. Die VerkehrsRundschau stockt ihren Kennzahlenbereich auf VerkehrsRundschau plus weiter auf und stellt ab dem Frühjahr halbjährlich einen speziellen Nebenkostenindex mit dem Unternehmen Frachtrasch zur Verfügung. Darin betrachten wir detailliert, wie sich Zuschläge wie die Maut oder der Dieselaufpreis entwickeln. Zudem freuen wir uns, dass wir ab sofort mit Unterstützung von Pacurion monatlich aktuelle Palettenpreise in unserem Portal VR plus einstellen können. Der Kennzahlenbereich wird ferner um zwei Mal monatlich aktualisierte Dieselpreisstatistiken ergänzt. Die Befragung des VR-Index mit dem Marktforschungsinstitut Interrogare wird künftig ebenfalls halbjährlich stattfinden und der Umfang zudem spürbar verkürzt. Die nächste Runde im Rahmen des VR-Index startet im April – wir freuen uns, wenn Sie sich wieder die Zeit nehmen und einen wertvollen Beitrag zu der Kennzahl liefern. Erhebungsmethodik und Teilnehmer Was man zum VerkehrsRundschau-Indexwissen muss Seit 2005 lässt die VerkehrsRundschau (VR) von einem unabhängigen Marktforschungsinstitut die Frachtraten im Straßengüterverkehr erheben. Damit ist der VR-Index der älteste Preisindex für Lkw-Transporte in Deutschland. Zur Methodik und Erscheinungsweise Im vierten Quartal 2022 haben 97 Unternehmen an der Befragung teilgenommen, etwas mehr Dienstleister als Verlader. Von den Dienstleistern haben 22,2 Prozent 20 und weniger Mitarbeiter. Bei den Verladern geben 60 Prozent an, mehr als 100 Mitarbei ter zu haben. Sie sind insgesamt durchschnittlich größer als die Dienstleister. Bei der Abfrage der Frachtraten sind nur Transporte berücksichtigt worden, deren Güter palettierbar sind und keine besondere Handhabung erfordern. Folgende Kriterien nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung: Entfernungen Sendungsgrößen Quell und Zielraum – Transporte innerhalb von und zwischen Ballungsgebieten Preisbildung der Aufträge ohne Annahme einer Rückfracht Art des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur – keine langfristigen Kontrakte Der Index erscheint künftig halbjährlich. Die Daten werden vom Marktforschungsinstitut Interrogare erhoben. ff Mitmachen beim VR-Index lohnt sich Besonders in Zeiten, in denen sich die Transportpreise häufig ändern, ist es wichtig, dass Sie wissen, wie Ihre Preise im Vergleich zur Konkurrenz sind. Das ermöglichen wir Ihnen exklusiv mit dem VR-Index: Nach Ihrer Teilnahme erhalten Sie kostenlos eine persönliche Benchmark-Analyse, die detailliert aufzeigt, bei welchen Transporten Sie günstiger oder teurer als die restlichen Teilnehmer des Index sind. Selbstverständlich werden alle Daten anonym behandelt und lassen keine Rückschlüsse auf Ihr Unternehmen zu. Die Umfrage zum VR-Index dauert etwa sieben bis zehn Minuten. Die Anmeldung finden Sie online unter: www.verkehrsrundschau.de/index Mehr Daten zum VR-Index: unverzichtbare Kennzahlen für Dienstleister und Verlader Bei der Erhebung des VR-Index stehen die aktuellen Frachtraten, aufgeschlüsselt nach Kilometern, im Fokus. Diese werten wir detailliert für Sie aus und veröffentlichen alle Ergebnisse auf unserem Profiportal VerkehrsRundschau plus, das für Sie als Abonnent kostenfrei ist. Im dortigen Kennzahlenbereich haben wir die Preisveränderungen nach Paletten- , Teil- und Komplettladungen sowie die Frachtraten nach den unterschiedlichen Entfernungsklassen aufgeschlüsselt. Natürlich gibt es zu vielen Zahlen auch einen statistischen Vergleich auf Jahresbasis, damit Sie die Entwicklung im Laufe mehrerer Monate nachverfolgen können. Im Rahmen der Umfrage zum VerkehrsRundschau-Index werden noch einige weitere Kennzahlen erhoben, die Ihnen einen Überblick über die derzeitige Situation auf dem Transportmarkt bieten. So befragen wir alle Teilnehmer des Index zum Beispiel zu ihrer eigenen Prognose: Wie wird sich das Transportaufkommen in den nächsten Monaten entwickeln? Bleiben die Frachtraten weiter hoch oder gehen sie zurück? Zudem erheben wir Daten zu Personalkosten und der Auslastung der Lkw nach Verteiler- und Fernverkehr. Auch das detaillierte Ergebnis unserer „Frage des Quartals“ haben wir für Sie veröffentlicht. www.verkehrsrundschau-plus.de/kennzahlen

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