VerkehrsRundschau-Index

VerkehrsRundschau-IndexUngewöhnlicher PreisanstiegZum vierten Mal hintereinander steigen die Frachtraten im Straßengüterverkehr. Damit war nicht zu rechnen, denn in der Regel sinkt der VerkehrsRundschau-Index im ersten Quartal eines Jahres, wie die Werte der Vergangenheit zeigen.Normalerweise ist das erste Quartal eines Jahres immer ein schwächeres im Straßengüterverkehr. Viele Fabriken verlängern ihre Werksferien in das neue Jahr hinein und nehmen die Produktion erst nach und nach wieder auf. Und die Baubranche – einer der großen Auftraggeber des Fuhrgewerbes – erwacht nur sehr behutsam aus ihrem Winterschlaf. Die Folge: Die Transportnachfrage ist im ersten Quartal eher gering. Das führt dann in der Regel dazu, dass die Preise etwas nachgeben.Überraschender JahresauftaktEine solche Entwicklung war bislang jedes Mal seit Bestehen des VR-Index 2005 zu beobachten. Einzige Ausnahme: das Boomjahr 2008, als auch von Januar bis März die Frachtraten in die Höhe kletterten. 2011 scheint jedoch kein normales Jahr zu sein: Denn der VR-Index kletterte im ers-ten Quartal, und zwar kräftig von 115,15 Punkte auf 116,79 Punkte. Dieser Anstieg um 1,64 Punkte entspricht einem Plus von 1,42 Prozent gegenüber dem Vorquartal. 1,42 Prozent mehr, das hört sich zunächst mal nach gar nicht so viel an. Aber zum einen ist zu berücksichtigen, dass diese Zunahme innerhalb von nur drei Monaten erfolgte. Bezogen auf das Jahr ergäbe sich immerhin ein Anstieg der Preise um 5,68 Prozent. Und zudem hat es eine solch kräftige Zunahme zwischen zwei Quartalen zuletzt ebenfalls im Boomjahr 2008 gegeben, und zwar im dritten Quartal (+3,16 Punkte = 2,75 Prozent).Begründungen für die ungewöhnliche Entwicklung gibt es gleich mehrere. Zum einen sind die Kraftstoffpreise seit dem letzten Quartal kräftig gestiegen. Betrug der Dieselpreis bei Abgabe an Großverbraucher im November noch 1,00 Euro pro Liter, lag er im Februar 2011 laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis) bei 1,095 Euro. Dies entspricht einem Anstieg um 9,5 Prozent. Da Kraftstoffkosten durchschnittlich etwa 30 Prozent der Gesamtkosten im Fuhrgewerbe ausmachen, bedeutet diese Verteuerung einen Anstieg der Gesamtkosten innerhalb von nur drei Monaten um drei Prozent.Vor diesem Hintergrund könnte man meinen, dass der Preisanstieg sogar zu gering ausgefallen ist. Doch haben längst nicht alle Dienstleister einen Dieselfloater mit ihrem Kunden vereinbart, sodass diese höheren Kraftstoffkosten nicht unmittelbar weitergeleitet werden können. Und zudem ist immer wieder aus dem Transportgewerbe zu hören, dass trotz Dieselfloater die Verlader die höheren Kosten nur mit zeitlicher Verzögerung und einige auch nur zum Teil übernehmen. Neben der Entwicklung der Dieselpreise gibt es noch einen weiteren Grund, der den Anstieg der Frachtraten erklärt: Der Frachtraum wird knapper, nicht überall im Markt, aber in einigen Segmenten. Das versetzt die Dienstleister in die Lage, Preiserhöhungen am Markt durchzusetzen, da es an Alternativen fehlt. Grund für die Verknappung: Die Fuhrunternehmen haben zwar spürbar mehr als im letzten Jahr in neue Kapazitäten investiert. Aber im Vergleich zu dem in der Krise stillgelegten Fuhrpark und angesichts der mit der Krise verbundenen Einbußen erfolgt der Aufbau nur sehr vorsichtig. Gleichzeitig ist jedoch die Nachfrage nach Frachtraum gestiegen, wie die Ergebnisse der Befragung im Rahmen des VR-Index zeigen. So sagt fast jeder zweite Verlader (46,7 Prozent), dass die Transportmenge im letzten Quartal gestiegen ist. Nur 22,9 Prozent berichten von einer sinkenden Tonnage – relativ wenige für ein erstes Quartal. Ähnlich lauten die Resultate für die Logistikdienstleister: 41 Prozent von ih-nen haben einen höheren Auftragseingang verzeichnet. 23,1 Prozent mussten Einbußen verkraften.Auch im Jahresvergleich sind die Transportpreise gestiegen. Gegenüber dem ersten Quartal 2010 kletterte der VR-Index um 3,77 Prozent. Damit ist zwar immer noch nicht das Vorkrisenniveau erreicht. Vom Spitzenwert des dritten Quartals 2008 mit 118,11 Punkten sind die Frachtraten aber nicht mehr weit entfernt. Andererseits: Seit dem hat es eine Mauterhöhung gegeben und sind auch die Dieselpreise sowohl gegenüber Februar 2008 wie auch im Vergleich zum Jahresdurchschnittswert 2008 leicht gestiegen. Unterteilt nach den Ladungsarten sind die Preise für Komplettladungen im ersten Quartal 2011 im Vergleich zum vierten Quartal 2010 am stärksten gestiegen (+1,97 Prozent). Der Preise für Paletten verteuerten sich in diesem Zeitraum um 1,60 Prozent, während bei Teilladungen der geringste Preisanstieg zu verzeichnen war (0,55 Prozent; siehe Grafik Seite 18).Transportmengen steigen weiterTrotz des also überraschenden Anstiegs kann von Entwarnung für die Unternehmen des Transportgewerbes keine Rede sein. Wie auch auf der Fachkonferenz der VerkehrsRundschau festgestellt wurde (mehr dazu in der VerkehrsRundschau 13/2011), ist Gütertransport eigentlich zu billig. Diese Einschätzung vertreten auch die Unternehmen, die bei der Befragung zum VR-Index teilgenommen haben. Zumindest auf Jahressicht rechnen fast zwei Drittel der Befragten damit, dass die Preise in den kommenden zwölf Monaten ansteigen. Ob diese Prognose auch eintritt, hängt von vielen Faktoren ab. Maßgeblichen Einfluss hat die konjunkturelle Entwicklung, die wiederum Auswirkungen auf die Transportnachfrage hat und damit wesentlich das Preisgefüge am Markt beeinflusst. Denn je höher der Bedarf nach Frachtraum, desto eher sind die Kapazitäten ausgelastet und desto eher sind die Dienstleister in der Lage, höhere Preise durchzudrücken.Für die kommenden drei Monate geht fast jeder Zweite (46,4 Prozent) davon aus, dass die Transportmengen steigen. 47,3 Prozent vertreten die Ansicht, dass keine großen Veränderungen zu erwarten sind. Mit einem sinkenden Volumen rechnen hingegen nur 6,3 Prozent der Befragten. Dabei beurteilen Dienstleister und Verlader die Lage nahezu identisch. Interessant ist der Vergleich mit den Ergebnissen des letzten Quartals: Damals hielt es nur ein Drittel der Unternehmen für wahrscheinlich, dass die Beförderungsmenge steigt.Auf Jahresfrist hingegen schlägt das Pendel im ersten Quartal 2011 eindeutig Richtung Aufkommenserhöhung aus. 64,9 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass in den kommenden zwölf Monaten die Transportnachfrage steigt. Das sind etwas mehr als im Quartal zuvor, als 60 Prozent der Befragten dieser Ansicht waren. Immerhin 10,8 Prozent sagen ein Plus von mehr als vier Prozent voraus. 31,5 Prozent stellen sich auf ein gleichbleibendes Volumen ein. Dass die Mengen sinken, halten nur 3,6 Prozent für wahrscheinlich. Und auch hier gilt: Verlader und Dienstleister beurteilen den Markt ziemlich ähnlich. Die Prognosen könnten jedoch einen Dämpfer bekommen, sofern die Auswirkungen des Erdbebens in Japan sich negativ auf die Weltkonjunktur niederschlagen. Die Befragungsergebnisse in drei Monaten werden zeigen, ob die Folgen dieser Katas-trophe auch den deutschen Straßengüterverkehrsmarkt erfassen. ❙❚■Michael CordesVeränderungen desVerkehrsRundschau-Index(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)3/094/091/102/103/10 4/101/11Pkte.120115110Index Für TeilmärkteEntwicklung der Indexwertein den Teilmärkten(1. Quartal 2005: Index = 100 Punkte)3/094/091/102/103/10 4/101/11Pkte.120115110105VerkehrsRundschau-IndexVR-IndexDie wichtigsten ErgebnisseZukünftige Preisentwicklung65,3 Prozent aller Befragten rechnen damit, dass die Transportpreise in den kommenden zwölf Monaten steigen. Ein so eindeutiges Bild hat es zuletzt im dritten Quartal 2008 gegeben. Damals waren jedoch die Rahmen-bedingungen ganz andere: Die Wirtschaft befand sich noch in der Boomphase, und vor allem stand zum 1. Januar 2009 eine kräftige Mauterhöhung an. Jetzt geht es zwar konjunkturell auch bergauf, aber von einem Boom zu reden wäre verfrüht. Und eine Mauterhöhung ist auch nicht geplant. Ein Hauptgrund, warum so viele Unter-nehmen höhere Frachtraten erwarten, dürften die in den letzten Monaten gestiegenen Kraftstoffpreise sein. So ist der Dieselpreis bei Abgabe an Großverbraucher zwischen Februar 2010 und Februar 2011 um 20,5 Prozent in die Höhe geschossen. Die derzeitigen Frachtraten decken diesen Anstieg womöglich noch nicht ganz ab, so dass es hier noch einen Nachholbedarf gibt. Zudem ist ein Ende der Dieselpreisrallye noch nicht absehbar und die Befragten rechnen daher mit einer weiteren Verteuerung.Die Unternehmen aus der verladenden Wirt-schaft gehen sogar eher von Preissteige-rungen aus als die Logistikdienstleister. Bei den Verladern rechnen 67,6 Prozent der Befragten damit, dass Frachtraum in den kommenden zwölf Monaten teurer wird. Bei den Dienstleistern sind es „nur“ 63,2 Prozent. Für die Dienstleister kann dieses Ergebnis nur bedeuten, dass sie das Preisgespräch mit ihrem Kunden suchen müssen.Mit weniger Veränderungen rechnen die Befragten generell bei der Prognose der Frachtraten für die drei kommenden Monate. Mit 60,3 Prozent geht die Mehrheit von konstanten Preisen aus (siehe blaue Säule links). 36,5 Prozent der Unternehmen erwarten eine Verteuerung – ebenfalls so viele wie seit dem dritten Quartal 2008 nicht mehr. Interessant ist ein Blick auf die Erwartungshaltung von vor 12 Monaten: Damals glaubten mit 3,9 Prozent deutlich weniger, dass die Frachtraten im kommenden Quartal steigen werden. cd% > -12- 12 bis -9- 9 bis -6 - 6 bis -3 -3 bis 000 - 33 - 66 - 99 - 12> 12%706050403020100Erwartete Preisentwicklung in drei beziehungsweise zwölf Monaten (Umfrage 1. Quartal 2011, befragt: Dienstleister und Verlader) Ausprägung desPreisanstiegs(in Prozent)Ausprägung derPreissenkung(in Prozent)VR-Index nach EntfernungsklassenOb Nah-, Regional- oder Fernverkehr: Auf allen Routen sind im ersten Quartal 2011 die Frachtraten gestiegen. Dabei gibt es keine klare Tendenz, dass auf den kurzen oder langen Distanzen die Transportpreise stärker wachsen. Der Nahverkehr (bis 50 Kilometer) hat sich im ersten Quartal unterdurchschnittlich entwickelt. Hier sind die Preise nur um 0,83 Prozent gestiegen. Aber das lässt sich damit erklären, dass im Nahverkehr Bautransporte eine große Rolle spielen. Da aufgrund des Winters an vielen Baustellen pausiert wird, haben auch die Transporteure von Baumaterialien weniger zu tun. Die freien Kapazitäten führen zu einem Druck auf die Preise.Dennoch ist der Index im Nahverkehr im Vergleich zu den anderen Entfernungen relativ hoch. Allerdings werden hier seit dem 1. Quartal 2009 nicht mehr die höchsten Werte er-zielt. Die findet man vielmehr auf den mittleren Distanzen über 100 und 150 Kilometer.Der höchste Preisanstieg hingegen war im 1. Quartal 2011 im Vergleich zum Vorquartal auf der Entfernungsstufe über 200 Kilometer zu verzeichnen. Dort erhöhten sich die Frachtraten um 1,74 Prozent. cdPreise im Nahverkehr steigen unterdurchschnittlichkm 5075100150200400600Pkte.12011010090Preisentwicklung nach EntfernungsklassenVerkehrsRundschau-IndexTeilnehmer für VR-Index gesucht Sie sind Logistikdienstleister oder Verlader und wollen mitmachen beim VR-Index? Dazu sind Sie herzlich eingeladen. Sie brauchen sich dazu nur an das Meinungsforschungsinstitut Kleffmann, Herr Overländer (Tel.: 02591/9188-309), wenden. Das Mitmachen wird mit einer Benchmark-Auswertung und einem Geschenk belohnt, das umso größer ausfällt, je regelmäßiger Sie teilnehmen. Mehr dazu im Internet auf der Homepage: www.verkehrsrundschau.deErhebungsmethodikWas man zur Methodik des VerkehrsRundschau-Index wissen muss Wer wurde befragt? Im ersten Quartal 2011 haben 222 Unternehmen bei der Befragung mitgemacht, jeweils etwa zur Hälfte Logistikdienstleister und Verlader. Die Dienstleister sind in der Mehrheit typische Mittelständler. 61,5 Prozent haben bis zu 50 Mitarbeiter. 82 Prozent besitzen einen eigenen Fuhrpark. 17 Prozent der Dienstleister fahren ausschließlich im Selbsteintritt, beauftragen also keine Subunternehmen. Im Gegensatz zu der Unternehmensstruktur bei den Logistikdienstleistern hat die Mehrzahl der befragten Verlader (74 Prozent) mehr als 100 Mitarbeiter – doch spiegelt dieses Kräfteverhältnis die Marktgegebenheiten wider. Die Betriebe der verladenden Wirtschaft sind in der Regel deutlich größer als die klein- und mittelständischen Firmen, die das Bild der Transportwirtschaft prägen. Der überwiegende Anteil der Verlader stammt aus der Metall verarbeitenden Industrie, dem Handel, der Lebensmittelindustrie, dem Maschinenbau, der Chemieindustrie/Pharma und der Fahrzeugbauindustrie. Welche Transportleistungen wurden abgefragt? Die zugrunde gelegten Aufträge beziehen sich auf unspezifische, palettierbare Güter, die keine besondere Handhabung verlangen. Folgende Faktoren nehmen Einfluss auf die Preisgestaltung:EntfernungenSendungsgrößenQuell- und Zielraum – Transporte innerhalb und zwischen BallungsgebietenArt des Vertragsverhältnisses zwischen Verlader und Transporteur – keine langfristigen KontraktePreisbildung der Aufträge ohne Annahme einer RückfrachtWie häufig erscheint der Index?Die Daten werden vierteljährlich vom Meinungsforschungsinstitut Kleffmann erhoben. Der nächste Index zum zweiten Quartal 2011 erscheint Ende Juni 2011 (VR 25/2011). cdMehr Infos zu TransportpreisenMehr Informationen rund um das Thema Transportpreise gibt es im Internet unter www.verkehrsrundschau.de/index. Dort finden Sie die wichtigsten Ergebnisse im Überblick, Nachrichten zu den wichtigen Einflussgrößen der Frachtraten und Meldungen zu dem Verlauf anderer Indizes und zu Marktumfragen im Güterverkehr. Außerdem können Sie in unserem Index-Blog mitdiskutieren: Wie entwickeln sich die Preise aus Ihrer Sicht? Was sagen Verlader, was die Spediteure? Zudem erfahren Sie, unter welchen Rahmenbedingungen Sie mit-machen können beim VR-Index. Mehr unter: www.verkehrsrundschau.de. cd

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