Verkehrsleitsystem im Hafen Hamburg

HinterlandverkehreDie Seehäfen bereiten sich auf wachsende Gütermengen vor VR 27: Herausforderung für die SeehäfenVR 29: Die Strategie der Westhäfen VR 30: Eurogate und HHLA bauen gemeinsam Hinterland-terminals ausVR 31/32: Effiziente LKW-Steuerung im Hamburger HafenVR 33/34: Welche Rolle Hinterlandanbindungen bei der Wahl des Hafenstandortes für die Seereedereien spielenVerkehrsleitsystem im Hafen HamburgDiva im Hamburger HafenMit einem neuen Verkehrs-management will der Hafen Hamburg Staus auf der Straße bekämpfen. Ende Juni wurde ein Verkehrsleitsystem in Betrieb genommen, das den LKW-Fahrer in Echtzeit über Engpässe informiert.Als typisch hanseatischer Unternehmer neigt Hans Stapelfeldt nicht zu Übertreibungen. Doch von „Diva“ ist der Transportunternehmer, der sich zudem als Vorstand des Verbands Straßengüterverkehr und Logistik Hamburg (VSH) sowie als Mitglied des Kuratoriums der Logistik-Initiative Hamburg engagiert, eindeutig begeistert. Das Kürzel Diva steht für „Dynamisches Informationssystem zum Verkehrsaufkommen im Hafen Hamburg“. Es wurde Ende Juni in Betrieb genommen und soll dafür sorgen, dass der Straßenverkehr im Hamburger Hafen besser fließt. „Ich freue mich sehr, dass die LKW-Fahrer, die das Hafengelände ansteuern, nun nicht mehr ins Blaue hineinfahren, sondern in Echtzeit darüber informiert sind, wo es zu Staus und Verkehrsbehinderungen kommt“, betont Stapelfeldt. Dank der aktuellen Daten, so der Transportunternehmer weiter, könnten ortskundige Fahrer ihr Ziel über staufreie Strecken ansteuern oder ihre Lenkzeit auf einem Parkplatz unterbrechen, bis sich die Verkehrssituation im Hafen entspannt hat. „Ein System zur Verkehrssteuerung im Hafen hat der VSH lange gefordert. Ich bin froh darüber, dass dieses Projekt so praxisgerecht umgesetzt wurde.“Detektoren spüren jeden LKW aufSeit Ende Juni prangen an den drei Haupteinfallstraßen des Hafenareals 16 Quadratmeter große digitale Informationstafeln, auf denen die wichtigsten Hafenrouten schematisiert dargestellt werden. Rote Balken und Striche zeigen Störungen an. Auf den einzelnen Strecken informieren elf digitale Texttafeln über Staus und Brückensperrzeiten. Die Tafeln sind frei programmierbar und dank moderner LED-Technik auch nachts gut lesbar. Die Daten zur Verkehrssituation stammen aus über 300 Messstationen im Hafengelände. Der Großteil davon arbeitet mit Induktionsschleifen, die unterhalb des Fahrbahnbelags angebracht sind. Sie melden nicht nur die Anzahl der Fahrzeuge, die diesen Abschnitt passieren, sondern auch, ob es sich um einen PKW, einen LKW oder einen LKW mit Hänger handelt. Und mit Doppelschleifen kann sogar die Geschwindigkeit der Fahrzeuge erfasst werden. An strategisch relevanten Punkten ließ die Hamburg Port Authority (HPA), die Managementgesellschaft des größten deutschen Seehafens, darüber hinaus 14 Blue-tooth-Detektoren installieren. Die erkennen die Signale von Fahrzeugen mit eingeschaltetem Navigationssystem oder Mobiltelefonen, die mit Bluetooth-Technologie arbeiten. Sie erfassen die Reisezeit dieser Fahrzeuge zwischen den einzelnen Messpunkten, was ebenfalls Rückschlüsse auf den Verkehrsfluss zulässt. Die Detektion erfolgt anhand der Identifikationsnummer der Bluetooth-Geräte, die allerdings umgehend verschlüsselt wird, so-dass die Erfassung datenschutzrechtlich unproblematisch ist. Das gilt auch für die Verkehrsinformationen aus den 31 Videodetektoren, die an acht weiteren Knotenpunkten installiert wurden. Die Kameras sind stationär montiert und zeigen nur einen definierten Ausschnitt. Mit ihnen können ebenfalls Anzahl und Art der Fahrzeuge sowie deren Geschwindigkeiten festgestellt werden. Gesichter und Nummernschilder sind aufgrund der niedrigen Auflösung jedoch nicht erkennbar. Durch eine Erweiterung mit Infrarotlicht arbeiten die Kameras auch nachts. „Die Videodetektoren haben wir dort eingesetzt, wo Tiefbauarbeiten nur schwer zu realisieren sind“, erklärt Sascha Westermann, Projektleiter Port Road Management. Zusätzlich beobachten vier schwenkbare Videokameras den Verkehr. Deren hochauflösende Bilder werden an die Verkehrsleitzentrale der Polizei Hamburg gesandt und von dort aus dem Port Road Management Center (PRMC) zur Verfügung gestellt. In dieser Leitstelle laufen alle Informationen zum Straßenverkehr zusammen. Dort überwachen Mitarbeiter der HPA das System, das nicht nur die Infotafeln mit Informationen versorgt, sondern auch die 32 Ampelanlagen innerhalb des Hafens steuert. 14 Kilometer Glasfaserkabel sorgen für den schnellen und reibungslosen Informationsfluss von den Erfassungsstellen. Vier Millionen Euro investiertRund vier Millionen Euro aus dem Bundeskonjunkturprogramm II investierte die HPA in die technische Vernetzung der Hafenstraßen. „Die Planungen dazu waren schon weit fortgeschritten, sodass wir die Mittel zügig beantragen und ebenso zügig mit der Installation des Systems beginnen konnten“, erklärt HPA-Geschäftsführer Jens Meier. Ein Großteil der Baumaßnahmen konnte in den Krisenjahren 2009 und 2010 durchgeführt werden, in denen die Kapazitäten des Hafens nicht komplett ausgelastet waren. Durch den raschen Aufschwung wird es aber nun wieder eng – auch auf den Straßen des Hafengeländes, auf denen nach wie vor gebaut wird. Aber immerhin werden die LKW-Fahrer nun vorab darüber informiert, wo es deswegen zu Engpässen kommt. ❙❚■ Eva Elisabeth Ernst, freie JournalistinDie LKW-Fahrer können an den Infotafeln ablesen, wo sich der Verkehr im Hafen stautVerkehrsleitsystem im Hafen HamburgWeitere Investitionen geplant„Der Hamburger Hafen verfügt nun über eines der weltweit modernsten Verkehrsinformationssysteme“, sagt Jens Meier, Geschäftsführer der Hamburg Port Autority (HPA). Doch darauf ruht sich der Hafen nicht aus: Der Anschluss von Parkplätzen und Autohöfen an das Informationssystem ist in Planung, sodass dort in Kürze die ersten digitalen Informationstafeln installiert werden könnten. Ebenfalls in Arbeit ist ein Farbrouten- und Ziffernsystem, mit dem die konventionelle Wegweisung im Hafen optimiert wird. Über eine App, bei der Straßeninformationen direkt auf die Mobiltelefone von LKW-Fahrern geleitet werden können, wird bereits nachgedacht. Dann könnten LKW-Fahrer bei Staus auf „Pre-Gate-Parkplätzen“ einen Zwischenstopp einlegen, sich online bei den Terminals anmelden und auf Abruf genau dann die Terminals anfahren, wenn die Waren abholbereit sind. Auch die Hafenbahn bekommt ein neues IT-System, das bis 2012 den Bahnverkehr optimieren soll. In der Schifffahrt soll bis Ende dieses Jahres das Informationssystem Prise (Port River Information System Elbe) den Pilotbetrieb aufnehmen. „Um dem dynamisch wachsenden Transportaufkommen des Hamburger Hafens gerecht zu werden, müssen wir die vorhandenen Reossurcen optimal ausnutzen“, fasst Meier zusammen. „Schließlich können wir unsere Straßen, Schienen und Wasserwege nicht unbegrenzt ausbauen.“ eeeHPA-Chef Jens Meier will die vorhandenen Ressourcen optimal ausnutzenInformationssysteme Für alle VerkehrsträgerAntwerpen: Innerhalb des Hafens fließt der Verkehr. Zu Staus kommt es jedoch auf den Zubringern außerhalb des Hafengeländes. Gemeinsam mit dem Flämischen Traffic Center arbeitet die Antwerp Port Authority an einem Verkehrsmanagementsystem für LKW. Das soll den Fahrern, die den Hafen verlassen, ermöglichen, die Route mit dem geringsten Verkehr zu wählen. Dazu werden digitale Schilder an den wichtigsten Ausfahrten des Hafens installiert. Die Inbetriebnahme ist für Mitte nächsten Jahres geplant. Ein ähnliches System für LKW, die den Hafen anfahren, ist in Planung.Bremerhaven: Im Hafengebiet von Bremerhaven kommt es nur selten zu Engpässen auf den Straßen. Lediglich an Bahnübergängen kann es bei dichtem Verkehr zu Beeinträchtigungen kommen. Ein neuralgischer Punkt im Bereich eines Bahnübergangs soll mittelfristig entschärft werden. Rotterdam: Im Hafen Rotterdam gibt es schon seit über zehn Jahren ein elektronisches Leitsystem für die Straßentransporte, das mit elektronischen Schildern arbeitet. Mithilfe der Bluetooth-Technologie werden an 60 Mess-punkten zwischen Rotterdam und den Grenzen zu Belgien und Deutschland Informationen über die Intensitität der Straßennutzung gesammelt. In einer weiteren Ausbaustufe könnten Informationen über die Verkehrssituation sowie die Auslastung der einzelnen Terminals direkt in die LKW-Kabinen übermittelt werden. Um den Verkehr im Hafen zu entzerren, gibt es für Transporte auf den Hafenstraßen, die außerhalb der Stoßzeiten durchgeführt werden, ein Prämiensystem. Die A 15, der wichtigste Zubringer zum Hafen Rotterdam, wird derzeit von drei auf fünf Spuren erweitert. Für den Ausbau der A 4 nördlich des Hafens wurde Anfang Juli 2011 die Genehmigung erteilt. eee

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