Brüssel. Trotz Vorbilder, guter Ideen und gezielter Unterstützung seitens der Europäischen Union bleibt die Leistungsfähigkeit des Bahngüterverkehrs noch hinter den Erwartungen der Transportbranche zurück. Was Unternehmen und Politik tun können, um diese Situation zu verbessern, haben Experten auf dem Symposium der Internationalen Privatgüterwagen-Union (UIP) gestern in Brüssel diskutiert. In mehr Informationsfluss, Vereinheitlichung der Standards und dem Angebot neuer Serviceleistungen wurden grundsätzliche Möglichkeiten für eine dauerhafte Stärkung der Bahn gesehen.
Grundsätzlich bestehe auf jeden Fall großes Interesse an der Nutzung der Bahn, sagte Laurie d'Hont vom European Shipper's Council. Allerdings müssten die Wirtschaftsprozesse optimiert und zuverlässige Tür-zu-Tür Lieferungen ermöglicht werden. Solange die Bahn das nicht schaffe, blieben anderen Transportträger attraktiver, weil sie preiswerter, flexibler und schneller seien.
„Die Effizienzverbesserung im Bahngüterverkehr wird ein Traum bleiben, wenn die Politik es nicht schafft, faire Bedingungen im Vergleich zu anderen Transportträgern zu schaffen“, sagte Jürgen Maier-Gyomlay vom Schweizer Güterverkehrsunternehmen BLS Cargo. Aber auch die Vertreter des Güterbahnsektors müssten ihre Hausaufgaben mache. Gemeinsam müssten sie Standards finden und klare Botschaften an die Politik formulieren.
Dazu rief auch Olivier Onidi von der Generaldirektion Mobilität und Verkehr der EU-Kommission auf. Die Kommission sei auf der Suche nach kurzfristig zu verwirklichenden Projekten in Zusammenarbeit mit Güterbahnakteuren, um dadurch rasche Verbesserungen zu erreichen. Der Input der Branche sei dabei äußerst wichtig.
Ansonsten werde seitens der EU schon viel getan, um gerade die Bahn zu fördern. Sie spiele eine bedeutende Rolle in den langfristigen EU-Zielen zum Aufbau eines nachhaltigen und umweltfreundlichen Verkehrswesens. Als Beispiele nannte Onidi unter anderem das Transeuropäische Verkehrsnetz (TEN-V), in dem vor allem Schienenprojekte gefördert werden; die neun quer durch Europa führenden Bahngüter-Korridore, die die EU jüngst ins Leben gerufen hat; das vierte Eisenbahnpaket, das zum einen die Vereinheitlichung der europaweit gültigen Zulassungen des rollenden Materials und der Sicherheitszertifikate erreichen und die Aufgaben der Europäischen Eisenbahnagentur ERA stärken, zum anderen durch geänderte Unternehmensstrukturen mehr Wettbewerb ermöglichen soll; das Privat-Öffentliche-Förderprogramm „Shift2Rail“ zur Entwicklung neuer Bahntechnologien. (kw)