Transportpreise

Transportpreise Preise, Problemfälle und das teure Personal Verlader gegen Dienstleister – (zu) niedrige Transportpreise führen immer wieder zu Streit. Wie sich die Preise entwickeln, warum sie eigentlich steigen müssten und welche Fehler Spediteure machen, diskutierten Verantwortliche aus Industrie und Logistikdienstleistung auf einer VerkehrsRundschau-Fachkonferenz. Preiserhöhung oder Insolvenz. Vor dieser Alternative stehen in Deutschland in den kommenden Monaten zahlreiche Transport- und Logistikdienstleister und müssen das Gespräch mit ihrem Verlader suchen. Bei Margen von im Schnitt nur einem Prozent und stark steigenden laufenden Kosten ist eine deutliche Preisanhebung für viele Unternehmer der einzige Ausweg. Dies wurde auf der VerkehrsRundschau-Fachkonferenz „Optimale Preisgestaltung bei Transportdienstleistungen“ in Hannover Mitte Mai deutlich, auf der Verlader und Spediteure über den fairen Preis für Gütertransport diskutierten. „Der Kostendruck ist groß“, beschrieb Hubertus Kobernuss, Inhaber der Kobernuss Spedition, die aktuelle Situation am Markt. „In den nächsten 15 bis 18 Monaten müssen die Preise um fünf bis acht Prozent steigen“, zeigte er sich optimistisch. E-Commerce verschärft Fahrermangel Sein Kollege Klaus Götz, Bereichsleiter Key Account Management der IDS Logistik GmbH, pflichtete ihm grundsätzlich bei – hantierte allerdings mit etwas geringeren Zahlen: „Im nächsten Jahr muss es Bewegung geben, hier reden wir von drei Prozent.“ Die Verlader auf der Konferenz zeigten sich naturgemäß zurückhaltender. „In 2013 wird nicht viel passieren, auch 2014 erwarten wir nur moderate Steigerungen der Preise, kleiner drei Prozent“, sagte Andreas Tonke, der bei Bosch Siemens Hausgeräte (BSH) das Verkehrswesen leitet. Einig waren sich Spediteure und Verlader jedoch bei einem Thema: Der stärkste Kostentreiber der nächsten Jahre (neben dem Dieselpreis) ist der Fahrermangel. „Was sich im Moment im Fahrerbereich abspielt, ist einmalig“, schlug Kobernuss Alarm. Die Fluktuation explodiere, gute Leute seien nur noch mit gravierenden Gehaltszuschlägen zu halten. „Wir sprechen hier nicht von fünf Prozent, sondern die Zuwächse sind teils zweistellig“, sagte der Speditionschef. Verlader Tonke, der für sein Unternehmen noch keinen akuten Fahrermangel feststellen kann, bemängelte, dass die Branche keine wirklich Erfolg versprechenden Konzepte für die Beseitigung dieses Mangels auf den Tisch gelegt habe. Hinzu kommt: Das Problem wird sich seiner Ansicht nach noch verschärfen – und zwar nicht nur aufgrund der demografischen Entwicklung. „Der Kunde der Zukunft ist nicht mehr der Handel, sondern der Privatkunde“, blickt Tonke nach vorne. E-Commerce also als zusätzlicher Kostentreiber für die Logistikbranche? Ja, sagt er, weil die Anforderungen an die Qualifikation der Fahrer noch weiter steigen. „Es geht nicht mehr nur um Transport, sondern um den Anschluss von Waschmaschinen und vieles mehr.“ Die Spediteure sieht er hier nur ungenügend vorbereitet, dabei dränge die Zeit. „ Wir reden hier nicht über zehn Jahre, sondern über einen Zeitraum von ein bis zwei Jahren.“ Tendern für die Wettbewerbsfähigkeit Wenn über Preise diskutiert wird, geht es immer auch um Ausschreibungen. Dabei klafft die Wahrnehmung zwischen Auftraggeber und -nehmer weit auseinander. Gehen viele Spediteure ihrerseits davon aus, dass eine Ausschreibung ausschließlich zum Preisdrücken dient, betonen Industrie und Handel, dass es eben nicht nur um den Preis geht. Zwar sei der Preis „mitentscheidend“, sagt etwa Frank Müssig, Leiter Zentrales Transportmanagement der Volkswagen Original Teile Logistik GmbH. Wichtig sei aber vor allem die Erfahrung, die der Dienstleister in der Branche hat. Warum ausgeschrieben wird, hat oft profane Gründe: Die interne Revision steht den Einkaufsabteilungen auf den Füßen. „Ein Grund für regelmäßige Ausschreibungen ist das Thema Compliance“, bestätigt BSH-Mann Tonke. Zudem erhalten die Ausschreibungen seiner Meinung nach die Wettbewerbsfähigkeit – sowohl der produzierenden Unternehmen als auch der Dienstleister. Bei Bosch Siemens Hausgeräte käme es genau aus diesem Grund auch nie zu massiven Preissenkungen durch Ausschreibungen, da die Regelmäßigkeit der Tender dazu führe, dass immer ein realistischer Preis gezahlt werde. „Zehn Prozent Preisreduktion ist durch eine Ausschreibung definitiv nicht drin“, sagt er. Sollte bei einer Neuausschreibung ein Anbieter zehn Prozent unter dem bisherigen Preis liegen und den Zuschlag bekommen, „können Sie sich sicher sein, dass sie in einem Jahr wieder bei ihrem alten Dienstleister sind.“ Deswegen seien für ihn Dumpingangebote bei komplexen Dienstleistungen kein Thema und würden nicht berücksichtigt. Ebenfalls nicht zu vernachlässigen sind aus Sicht des Verladers die Wechselkosten, die vermeintliche Einsparungen schnell auffressen. Ran an die Problemfälle! Alle Referenten appellierten an die Spediteure, mit mehr Selbstbewusstsein in die Verhandlungen mit Verladern zu gehen. „Analysieren Sie die nicht rentablen Kunden und gehen sie alle nacheinander durch“, sagte Beraterin Kornelia Reifenberg von Simon, Kucher & Partners. Dabei sei die Quote der Kunden, die höhere Preise akzeptieren, viel höher als oft angenommen. Auch müssten Nebenleistungen bepreist werden. „Viele Zusatzleistungen werden nicht berechnet“, kritisiert Reifenberg. Wenn erst einmal Preistransparenz hergestellt sei, ließe es sich einfacher verhandeln und der Druck auf den Basispreis sei deutlich geringer, weiß die Expertin. Damit die Schere zwischen Kosten und Preisen nicht weiter auseinandergeht, müssen die nächsten Preisgespräche aus Sicht vieler Dienstleister erfolgreicher verlaufen als in der Vergangenheit. Das sahen in Hannover nicht nur die Spediteure so, sondern auch der Wissenschaftler Paul Wittenbrink von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg. Er brachte es auf den Punkt: „Im nächsten Jahr gibt es nur zwei Optionen: entweder eine nachhaltige Preiserhöhung oder eine zunehmende Anzahl an Insolvenzen.“ ❙❚■ Tobias Rauser

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