Transportbranche hat Nachholbedarf

Ob Digitalisierung von Frachtpapieren, Überwachung und Ortung von Fahrzeugen oder automatisierte Tourenplanung - derartige Tools eröffnen Logistikern jede Menge Möglichkeiten, ihre Effizienz zu steigern und ihren Service zu verbessern. Dieses Potenzial schöpft der Transportund Logistiksektor aber offenbar immer noch nicht aus: Laut der Studie "Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/2020", die Techconsult zum vierten Mal im Auftrag der Deutschen Telekom erstellt hat, hat sich der Digitalisierungsgrad von Verkehrs-, Transport- und Logistikunternehmen gegenüber dem Vorjahr nur marginal verbessert. Dennoch liegt dieser Sektor unter den in der Studie berücksichtigten Branchen - befragt wurden auch Unternehmen aus dem Baugewerbe, Gastgewerbe, Industrie, Handel und Handwerk - mit 61 von 100 möglichen Punkten über dem Branchenschnitt (56 Punkte). Insgesamt wurden für die Studie 2100 Unternehmen befragt, 116 davon aus dem Bereich Verkehr, Transport und Logistik. Wie es um den Digitalisierungsgrad von Logistikdienstleistern und Speditionen bestellt ist, verrät ein Blick auf Detailergebnisse für die Subbranche Transport und Logistik ohne Personenbeförderung, die der VerkehrsRundschau exklusiv vorliegen (Basis: 87 Unternehmen). Noch viel Papier im Umlauf Demnach nutzt erst jeder fünfte Akteur (21 Prozent) in dieser Subbranche eine automatisierte Transport- und Tourenplanung inklusive Ankunftsübermittlung an Kunden, ein Drittel plant immerhin die Einführung. 32 Prozent gaben an, dass die Nutzung solcher Anwendungen bislang nicht geplant sei. Digitale Lösungen zur Datenübertragung und -erfassung von Aufträgen, Lieferscheinen oder Tourenübersichten sind erst bei 16 Prozent der befragten Logistiker im Einsatz, 36 Prozent planen die Einführung. 35 Prozent arbeiten bislang allerdings noch nicht an ihrem Abschied von der Zettelwirtschaft. Techconsult fragte die Branche zudem, ob und wie sie die digitalen Möglichkeiten zur Verfolgung und Überwachung von Waren beziehungsweise Fahrzeugen nutzt. 38 Prozent verfolgen den Warentransport demnach in Echtzeit, 26 Prozent arbeiten daran. Die zentrale Verwaltung, Steuerung und Überwachung von Objekten wie Fahrzeugen kommt bei 28 Prozent der Unternehmen zum Einsatz und ist bei 29 Prozent in konkreter Planung. Eine wachsende Rolle in der Logistik spielt auch die Sensorik. 14 Prozent setzen Sensoren zur Überwachung und Ortung der Ladung ein und erfassen damit etwa Erschütterungen, Temperaturen oder die Luftfeuchtigkeit (geplant: 25 Prozent). KI-Anwendungen noch Zukunftsmusik Während oben genannte Anwendungen bereits seit einigen Jahren in marktreifer Form verfügbar sind, wollten die Studienautoren auch wissen, ob sich die Unternehmen schon mit der künstlichen Intelligenz (KI) befassen, die schließlich vielfältige Potenziale und Einsatzszenarien bietet. Als mögliche Anwendungen wurden in der Befragung etwa Vorhersagemodelle zur Routenoptimierung oder die Analyse von Lager- und Auslieferungskapazitäten herangezogen. Das Ergebnis: Für eine deutliche Mehrheit der Befragten ist KI vorerst nicht relevant beziehungsweise noch kein konkretes Handlungsfeld (siehe Grafik). Hemmschuh Investitionskosten Warum stockt die Digitalisierung, obwohl sie Prozesse nachweislich vereinfachen kann? Die Marktforscher fragten daher auch nach den konkreten Herausforderungen bei der Umsetzung von Digitalisierungsprojekten. Die drei größten Hürden sind demnach die hohen Investitionskosten (39 Prozent), gefolgt von der Sicherstellung des Datenschutzes (36 Prozent) und der Gewährleistung der IT-Sicherheit (35 Prozent). Jeweils 24 Prozent zählten Zeitmangel und die Einbindung in bestehende IT-Systeme auf. Ein weiteres Ergebnis, was dann doch überrascht: Ebenfalls knapp ein Viertel der Branchenteilnehmer sieht in der Digitalisierung keinen klaren wirtschaftlichen Nutzen. Mehr zum Thema unter #Speditionssoftware www.verkehrsrundschau-plus.de/hashtag In Kürze Die Benchmark-Studie "Digitalisierungsindex Mittelstand 2019/2020" bescheinigt der Transport- und Logistikbranche noch einigen Nachholbedarf, wenn es darum geht, Digitalisierungspotenziale voll auszuschöpfen. Größter Bremsklotz bei Digitalisierungsprojekten sind die hohen Investitionskosten. 61 von 100 möglichen Punkten erreichte die Logistikbranche im aktuellen Digitalisierungsindex von Techconsult und der Deutschen Telekom - und liegt damit im Gesamtranking aller für die Studie berücksichtigten Branchen im oberen Drittel (Durchschnitt aller Branchen: 56 Punkte).

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