Studie: RFID in Europa auf dem Vormarsch

24.10.2005 15:56 Uhr

Bei den europäischen Anbietern von RFID- Lösungen findet eine Verlagerung des wirtschaftlichen Fokus statt. Das zeigt eine eingehende Untersuchung des RFID- Marktes, die das RFID-Kompetenzzentrum von LogicaCMG durchgeführt hat.

Eschborn. Bis vor einem Jahr, so die Studie, zielten die meisten Anbieter auf die offenen Supply-Chain-Anwendungen im Einzelhandel ab, in der Hoffnung, das potenziell hohe Volumen an Transpondern (Tags) und Sende-Empfangs-Einheiten (Readers) zu vermarkten. Seitdem haben viele Anbieter ihren Fokus erweitert und beginnen, Möglichkeiten anderer Marktsegmente zu adressieren. Ungeachtet der Tatsache, dass sich die Standards für Nordamerika und Europa einander annähern, unterscheidet sich die Schwerpunktsetzung bei RFID-Implementierungen auf beiden Seiten des Atlantiks gewaltig. In Nordamerika sieht man die Technologie weiterhin als Schlüssel für den Einzelhandel und den Verteidigungssektor, eine Auffassung, die durch Unternehmen wie Wal-Mart oder auch die US-Regierung vorangetrieben wird. Im Gegensatz dazu erkennt man in Europa weitere Anwendungsmöglichkeiten für die RFID-Technologie - so beispielsweise auf den Gebieten der Logistik, Luftfahrt, des Gesundheitswesens und der pharmazeutischen Industrie, so LogicaCMG. Ein weiteres Ergebnis der Studie ist, dass sich RFID-Lösungen in Europa immer mehr durchsetzen. Ein Grund dafür ist die Änderung der EU-Bestimmungen im Jahre 2004, die nunmehr Transponder mit sehr hohen Frequenzen (Ultra-High-Frequency, UHF) erlauben, die mit einer ähnlichen Leistung wie in Nordamerika arbeiten. Bis vor kurzem hatte RFID (Radio Frequency Identification) im hohen Frequenzbereich in Europa so gut wie gar nicht existiert. Die europäischen Bestimmungen schränkten die Leistungsstärke der Sende-Empfangs-Einheiten so ein, dass viele Anwendungen nicht möglich waren. Stattdessen war der europäische Markt für RFID auf Niedrig-Frequenz- (Low Frequency, LF) und Hoch-Frequenz-Lösungen (High Frequency, HF) fokussiert. Mit einer Reichweite von weniger als einem Meter konnte man die Lösungen bisher vor allem in öffentlichen Transportsystemen und bei der Zugangskontrolle nutzen, aber nicht in größerem Umfang. Die neuen Regelungen haben in Kombination mit dem neuen „EPC Gen2“-Standard mehr als zwei Drittel der RFID-Anbieter dazu gebracht, Technologien zur Verfügung zu stellen, die in beiden Regionen funktionieren. Eine bedeutende Anzahl von Produkten wurde in diesem Jahr entwickelt und daraus resultierend erwartet man für das kommende Jahr, dass die UHF-Technologie in einer wachsenden Zahl von Geschäftsanwendungen implementiert wird. "Der Markt für RFID mit sehr hoher Frequenz ist noch immer in einem sehr frühen Stadium", kommentiert Paul Stam de Jonge, Leiter RFID solutions bei LogicaCMG, die Entwicklung. "In den nächsten zwölf Monaten aber werden wir eine wachsende Zahl von Implementierungen in großem Umfang erleben – da die Technologie weiterhin reifen wird." Zurzeit seien anwendungsspezifische Lösungen noch nicht allgemein erhältlich, doch über die nächsten ein bis zwei Jahre werde sich diese Situation ändern. Dazu müssten noch einige Verbesserungen durchgeführt werden und die Preise fallen. "Mit den neuen Bestimmungen und der Entwicklung des Gen2-Standards hat der Markt eine Umgebung gefunden, die bereit ist für eine große Zahl von Geschäftsszenarien." Die Studie zeigt darüber hinaus, dass es keinen dominierenden Hardware-Anbieter für die UHF-Technologie gibt und dass die Landschaft für Verbraucher sehr komplex ist. Da der Markt relativ unterentwickelt ist, besteht er aus einer Vielzahl von Unternehmen, die ihren Schwerpunkt auf spezifische Hardware-Komponenten setzen. Niemand liefert zurzeit end-to-end-Lösungen, die die erforderlichen Hard- und Software-Komponenten miteinander verbinden. Hardware- Anbieter stimmen darin überein, dass die Aufgabe, dem Kunden integrierte Lösungen anzubieten, den Systemhäusern obliege.

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