Wilhelmshaven/Buxtehude. Noch ist die schwer vom Feuer beschädigte „Flaminia“ mit tausenden Containern an Bord weit weg von der deutschen Küste auf hoher See. Der Plan des Havariekommandos sieht vor, das Schiff, das wochenlang auf dem Atlantik brannte, von Schleppern in den JadeWeserPort Wilhelmshaven ziehen zu lassen.
Dagegen verstärkte sich am Donnerstag Widerstand aus der Politik. Das Wattenmeer dürfe nicht gefährdet werden. Auch Greenpeace-Sprecher Jörg Feddern hält das nur für die zweitbeste Lösung. Das Schiff sollte lieber, wie im EU-Sicherheitskonzept vorgesehen, in einen Nothafen gebracht werden.
Der Verband aus der fast 290 Meter langen „Flaminia“ und zwei Hochseeschleppern bewegte sich nach Angaben der Reederei NSB in Buxtehude am Donnerstag auf britische Hoheitsgewässer zu. Am Freitag soll etwa 40 Seemeilen südlich der britischen Südwestspitze ein Team aus Gefahrgutexperten, Chemikern und Bergungsexperten an Bord gehen. Gemeinsam mit Experten aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden wollen sie den Zustand des Schiffes und der Ladung begutachten, bevor der Frachter durch den Ärmelkanal gezogen wird. Anschließend soll die „Flaminia“ etwa 12 Seemeilen westlich von Helgoland stoppen, damit Gefahrgutcontainer geborgen und die Ladung gesichert werden kann.
Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion in Bremen, Maike Schaefer, forderte Informationen darüber, was sich in den Gefahrgutcontainern befindet und welche Risiken mit der Bergung verbunden sind. „Diese Fakten müssen auf den Tisch, ehe der havarierte Frachter in das einmalige und sensible Naturschutzgebiet Wattenmeer geschleppt wird.“ Die Fraktionsvorsitzende der Linken im niedersächsischen Landtag, Kreszentia Flauger, hält es für einen Skandal, dass der Inhalt der Container nicht bekannt sei. „Unsere Gewässer lassen sich nur schützen, wenn man zu jeder Zeit nachvollziehen kann, welche Güter auf einem Frachtschiff unterwegs sind.“
Umweltminister Stefan Birkner (FDP) sagte dem NDR, er verlasse sich auf das Urteil der Spezialisten, dass die „Flaminia“ schwimmfähig und die Außenhülle intakt sei. Das Havariekommando geht nach Angaben eines Sprechers von maximal 150 Gefahrgutcontainern auf dem Schiff aus. „Wir haben einen Brand und Explosionen gehabt“, sagte er. Deswegen müsse von den Experten geklärt werden, welcher Teil der Ladung noch an Bord und welcher Teil verbrannt ist.
Reederverband fordert Löschen des Frachters an der Küste
Der Verband Deutscher Reeder (VDR) hat am Donnerstag gefordert, dass der ausgebrannte Containerfrachter "Flaminia" so schnell wie möglich an die Küste gebracht und gelöscht wird. Deutschland habe als Flaggenstaat eine Verantwortung, die dankenswerterweise vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung übernommen werde, erklärt Ralf Nagel, Präsidiumsmitglied des VDR.
"Genau für solche Notfälle ist das Havariekommando in Cuxhaven errichtet worden. Die dortigen Profis müssen nun ihren Job machen können," sagte ein VDR-Sprecher. Es sei unverständlich, dass der Sinn des europäischen Notfallkonzeptes für Schiffshavarien seit mehreren Wochen von allen Küstenstaaten unterlaufen werde.
Vor fünf Wochen war auf dem Weg von den USA nach Belgien aus ungeklärter Ursache in einem Laderaum der „Flaminia“ ein Feuer ausgebrochen. Ein Mitglied der Besatzung starb, ein zweites wird vermisst. Ein Seemann wird in einer Spezialklinik behandelt. (dpa)
Peter Platte