Frankfurt/Main. Trotz hoher Arbeitslosigkeit bei Lastwagenfahrern finden die deutschen Speditionen nicht genügend Personal. „Es gibt einen Fahrernotstand, der sich verschärft“, sagte der Vize-Geschäftsführer des Bundesverbands Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Adolf Zobel, in einem Gespräch mit der dpa in Frankfurt. Viele der 55.000 Straßentransport-Unternehmen in Deutschland suchten händeringend Personal. Grund dafür sei der konjunkturelle Aufschwung, der der Logistikbranche einen Boom beschert habe, sowie die steigende Nachfrage seit der Osterweiterung der Europäischen Union. Viele Firmen hätten in den vergangenen wachstumsschwachen Jahren Kapazitäten abgebaut. „Der Laderaum wird bereits knapp, was zu Preiserhöhungen führen wird.“ Die mittelständisch geprägte Branche mit 550.000 Mitarbeitern bekomme kein geeignetes Personal, obwohl derzeit mehr als 30.000 Berufskraftfahrer bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos gemeldet seien. „Wir haben kein Quantitätsproblem, sondern ein Qualitätsproblem“, sagte Zobel. Gesucht sei nicht der einfache Speditionsfahrer, sondern der gut ausgebildete Mitarbeiter. „Sie müssen einen Fahrer finden, der ein Aushängeschild für das Unternehmen ist und dem man ein wertvolles Fahrzeug mit entsprechenden Gütern anvertrauen kann.“ Ein Lastwagenfahrer müsse sich bei der Wartung und Technik auskennen und für Auslandsfahrten über Sprachkenntnisse verfügen. Zudem schreckten die strapaziösen und familienunfreundlichen Arbeitszeiten viele potenzielle Lastwagenfahrer ab. Auch das Ansehen des Lastwagenfahrers in der Gesellschaft sei nicht gut. In den Löhnen sieht der Vize-Verbandschef aber kein Hindernis. „Das ist kein Grund für den Fahrermangel.“ Einen Durchschnittsverdienst wollte Zobel nicht nennen. Der Lohn sei sehr unterschiedlich je nach Bundesland und Fahrtrouten. Nach Branchenschätzung verdienen Lastwagenfahrer im Schnitt rund 1500 bis 2000 Euro brutto im Monat. Jede zweite Spedition sei inzwischen grenzüberschreitend tätig. „Für sie ist es besonders schwierig, Personal zu finden, weil die Routen ins Ausland lang sind und die Fahrer mehrere Tage unterwegs sind, wobei sie ihre Familie zurücklassen müssen“, sagte Zobel. Bislang sei es nicht erlaubt, auf Fahrten ins osteuropäische Ausland Personal aus den Zielländern wie Tschechien, Bulgarien, Rumänien oder der Türkei einzustellen. Der BGL fordert eine Änderung dieser Regelung. „Wenn wir in Deutschland keine Fahrer finden, müssen wir Personal aus diesen Staaten einstellen können. Wir sind in Gesprächen mit der Bundesanstalt für Arbeit, die uns Erleichterungen zugesagt hat.“ (dpa)
Speditionen fehlt Personal: LKW-Fahrer zu schlecht ausgebildet
Konjunktureller Aufschwung lässt Logistikbranche boomen: Fahrernotstand in deutschen Speditionen verschärft sich weiter