Spedition Robert Kukla

Spedition Robert KuklaMultimodale KreativitätDie Spedition Robert Kukla ist ein Beispiel dafür, dass sich mit Transporten sehr wohl Geld verdienen lässt. Ein Baustein des Erfolgs waren die intermodalen Verkehre. Auch im Vertrieb geht Kukla unkonventionelle Wege.Rund 700 Prozent Umsatzsteigerung binnen 14 Jahren: Das klingt fast schon nach Hightech-Unternehmen oder nach einem Internet-Geschäftsmodell. Doch weit gefehlt: Solch ein Wachstum ist auch im Speditionsgewerbe möglich. Der Robert Kukla GmbH aus München, vor über 70 Jahren als einer von zwei Amtsspeditionen der Großmarkthalle München gegründet, ist dies gelungen. Multimodal war ein Wachstumstreiber Heute organisiert Kukla jährlich den Transport von 30.000 Ladungen im LKW-Landverkehr nach West- und Osteuropa inklusive GUS-Staaten. Dazu kommen weltweite Flüssigkeitstransporte. Die größten Umsatzsprünge sind allerdings auf die multimodalen Verkehre und die Kontrakt- und Lagerlogistik zurückzuführen, mit denen die Spedition Ende der 90er-Jahre an den Start ging. Mittlerweile bewirtschaftet Kukla 140.000 Quadratmeter Lagerfläche für Kunden aus Industrie und Handel (siehe Kasten Seite 25). Das mit 100.000 Quadratmetern größte Lager befindet sich in den Niederlanden, weitere 40.000 Quadratmeter Fläche unterhält Kukla in Spanien, Griechenland und Belgien. „Einen besonders starken Wachstumsschub gaben uns die Intermodaltransporte, mit denen wir derzeit die Hälfte des Umsatzes generieren, Tendenz weiter steigend“, sagt Geschäftsführer Knut Sander. Ein Handelsunternehmen, für das Kukla seit Jahrzehnten tätig ist, fand die Idee, Getränke auf dem Seeweg von Deutschland nach Portugal und Spanien zu liefern, interessant. „Das war unser erster Auftrag für multimodale Transporte“, sagt Sander und erinnert sich daran, dass es nicht einfach war, sich das Know-how zu erarbeiten. „Wobei der Seetransport deutlich einfacher zu organisieren war als der Nachlauf vor Ort.“ Dass Kukla als Mittelständler Transporte unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger organisiert, ist laut Sander ein wichtiges Verkaufsargument und Alleinstellungsmerkmal: „Es gibt in Deutschland nicht viele mittelständische Spediteure, die sowohl Short-Sea- und Binnenschiff- als auch Bahntransporte in Haus-zu-Haus-Verkehre einbinden.“ Wie das funktionieren kann, zeigt ein Projekt von Kukla für die Bosch und Siemens Hausgeräte GmbH (BSH): Vom BSH-Werk in Bretten bei Karlsruhe wird die weiße Ware mit dem LKW zum Hafen Gernsheim gefahren, danach mit dem Binnenschiff nach Rotterdam, von dort aus per Seeschiff in den britischen Hafen Purfleet und schließlich wieder per LKW ins BSH-Lager in Milton Keynes. Neben Kreativität waren dafür auch länger als üblich laufende Kooperationsverträge erforderlich: „Wir haben dafür Spezialcontainer im Wert von 800.000 Euro geordert, und unser Transportpartner hat einen tiefliegenden LKW gekauft,“ betont Sander. Die Investitionen dürften sich gerechnet haben: Die Kooperation läuft seit 2004, weitere multimodale Transportaufträge von BSH folgten. Ökologie gewinnt an Bedeutung Nicht nur der Hausgerätehersteller, auch viele anderen Verlader wissen die Nachhaltigkeit multimodaler Verkehre zu schätzen. Wobei Sander Wert darauf legt, dass „nachhaltig“ mehr ist als nur „ökologisch“, nämlich auch „stabil“ und „sicher“ bedeutet. Und nach Aussage von Sander lasse sich unter dem Aspekt der Ökologie heute besser verkaufen denn je: „Früher war ein niedriger CO2-Ausstoß beim Transport bei der Verladerschaft ein nettes Extra. Heute wird vom Vorstand vorgegeben, dass CO2zu minimieren ist.“Seit 2012 berechnet Kukla daher auf Kundenwunsch die CO2-Werte der Transporte. Zur Nachhaltigkeit zählen für Sander allerdings auch stabile Preise: „Wir schließen mit unseren Kunden Jahresverträge ab und haben noch niemals nachverhandelt.“ Im Hinblick auf die Gesamttransportkosten fallen die Preisschwankungen beim LKW-Laderaum für den Vor- und Nachlauf im Nahverkehr kaum ins Gewicht. „Das können wir wegstecken“, sagt Sander, „denn die Frachtraten der anderen Verkehrsträger sind deutlich stabiler.“Dass bei Kukla im wahrsten Sinne des Wortes festgefahrene Transportstrukturen aufgebrochen und unter Berücksichtigung aller Verkehrsträger optimiert und neu zusammengestellt werden, erfordert erhebliches Know-how. „Den Großteil unseres Teams haben wir selbst ausgebildet“, berichtet Sander. Zu den 95 Mitarbeitern im Münchner Stammhaus kommen derzeit 15 Azubis. „Da München nun einmal nicht der Nabel der Logistikwelt ist, wäre es kaum möglich, hier auf dem Arbeitsmarkt Speditionskaufleute mit umfassenden Schifffahrtskenntnissen zu finden.“ Ohne den Nachwuchs aus den eigenen Reihen, da ist sich Sander sicher, wäre die Spedition deutlich langsamer gewachsen. Um Neukunden anzusprechen, mit denen die Spedition Jahr für Jahr zehn Prozent des Umsatzwachstums erzielt, geht Kukla seit einigen Jahren neue Wege. Ein externer Dienstleister übernimmt die telefonische Ansprache potenzieller Kunden und ist dabei sehr erfolgreich, wie Sander betont. „Aber auch über unsere Homepage gewinnen wir mittlerweile viel Neugeschäft.“ Dabei helfen insbesondere Google-Ads, die kleinen Anzeigen, die oben und am rechten Rand auf den Seiten mit den Suchergebnissen der Suchmaschine auftauchen. Eine übergeordnete Verkaufsabteilung gibt es bei Kukla nicht mehr. „Das machen unsere Abteilungsleiter. Damit steht dem Kunden von Anfang an ein fachlich kompetenter Ansprechpartner gegenüber.“ Außerdem, so Sander weiter, werden dadurch die typischen speditionsinternen Konflikte zwischen Vertrieb und Produktion vermieden, die immer dann aufbrechen, wenn der Vertrieb etwas verspricht, was die Produktion nur unter erschwerten Bedingungen einhalten kann. Derzeit ist der Logistikdienstleister vor allem in den Branchen Lebensmittel, Konsumgüter, Chemie und Automotive aktiv. Zu den Referenzkunden zählen namhafte Unternehmen, darunter die Südzucker AG, Procter & Gamble sowie die Volkswagen AG. Für den Automobilhersteller ist Kukla seit 2010 Gebietsspediteur in Marokko – ein Auftrag, auf den Sander ausgesprochen stolz ist, zeigt er doch, dass die Gesamtstrategie aufgeht. „Gerade die großen Konzerne schätzen unsere flachen Hierarchien und die schnellen Entscheidungen, die wir ihnen als inhabergeführtes Unternehmen bieten können“, sagt der Spediteur, der großen Wert darauf legt, auch selbst nah am Geschehen und den Märkten zu sein. Für Kundennähe sorgen auch die Kukla-Niederlassungen in Rotterdam, Genua, Moskau und Paris sowie seit Anfang des Jahres Berlin. Keine Angst vor Fahrermangel Um überhaupt so ein breites Spektrum an speditionellen Leistungen anbieten zu können, ist aus Sicht der Münchner Spedition eine solide Finanzierung wichtig: Kukla hat nicht einen Euro Schulden, wie Sander betont. Allerdings verfügt der Logistikdienstleister über keine eigenen LKW, ist also ein klassischer Sofaspediteur. Immerhin hält Kukla einen Pool von 300 eigenen Containern vor. Aber in eigenen Nutzfahrzeugen sind keine finanziellen Mittel gebunden, so dass auch kein Druck besteht, LKW auszulasten. Angst vor Engpässen beim Laderaum hat Sander nicht: „Wir arbeiten seit Jahren mit einem dichten Netzwerk aus mittelständischen Transport-, Binnenschiff- und Eisenbahnverkehrsunternehmen zusammen. Probleme mit Laderaumkapazitäten hatten wir noch nie und auch den Fahrermangel bekommen wir nicht zu spüren.“ Dass er sich auf sein Partnernetzwerk, das er als „Rückgrat des Unternehmens“ bezeichnet, verlassen kann, führt Sander auf ein faires Miteinander zurück: „Bei uns haben scheinbar altmodische Begriffe wie ,Geschäftsfreundschaft‘ und ,Kaufmannsehre‘ nach wie vor Konjunktur.“ ❙❚■ Eva Elisabeth Ernst, freie Journalistin Die Robert Kukla GmbH Stammsitz in München, Niederlassungen in Berlin (seit Januar 2013), Rotterdam, Genua, Moskau, Paris; gegründet 1941 als einer von zwei Amtsspediteuren der Großmarkthalle München Arbeitsgebiete: Organisation von intermodalen Verkehren unter Nutzung von LKW, Bahn, Shortsea-Shipping und Binnenschifffahrt LKW-Verkehren in West- und Osteuropa (jährlich rund 30.000 Ladungen) Nordafrika-Verkehren via Genua, Marseille, Algeciras weltweiten Tankverkehren weltweiten Seeverkehren Kontraktlogistik & Lager: Volumina: 60.000 bewegte TEU pro Jahr, davon 30.000 reine LKW-Komplettladungen 140.000 Quadratmeter bewirtschaftete Lagerflächen Umsatz: 107 Millionen Euro (2012)Team: insgesamt 110 Mitarbeiter; am Stammsitz in München 95 Mitarbeiter aus 16 Nationen, dazu 15 Auszubildende eee„Gerade die Konzerne schätzen unsere flachen Hierarchien und die schnellen Entscheidungen“ Knut Sander, Geschäftsführer der Robert Kukla GmbH Kukla legt Wert auf eigenen Nachwuchs: Unter den 110 Mitarbeitern sind 15 Azubis

Spedition Robert Kukla

Transfrigoroute-Branchendialog

Auslastung der Lkw im Verteiler- und Fernverkehr

MEISTGELESEN

Neue Lenkstockhebel bei Volvo Trucks

Mit dem VR-Logistik-Taxi über die transport logistic 2025

Steueranreiz für E-Lkw: Bundestag beschäftigt sich mit Gesetzentwurf

NEWSLETTER