Spedition Kellershohn

Spedition KellershohnLogistik für die UmweltGrüne Logistik ist nicht nur etwas für große Speditions-unternehmen, sagt Willi Kellershohn, Firmeninhaber der Spedition Kellershohn. Seit über 15 Jahren setzt er in seinem Betrieb auf Nachhaltigkeit. Willi Kellershohn ist ein viel beschäftigter Mann: Er ist im Ausschuss für Öffentlichkeitsarbeit des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL), im Prüfungsausschuss der IHK in Köln, Delegierter des Verbands Verkehrswirtschaft und Logistik Nordrhein-Westfalen, Mitglied im Nachhaltigkeitsnetzwerk, um nur eine Auswahl zu nennen. Im Hauptberuf ist der 49-Jährige geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Kellershohn in Lindlar. Und in dieser Funktion hat er seine eigentliche Mission gefunden: das Thema „Nachhaltigkeit“. Wer glaubt, dass er mit dieser Leidenschaft nur flugs auf den Trend „Grüne Logistik“ aufgesprungen ist, um Kunden zu begeistern, tut dem Lindlarer Unrecht. Nur nicht auf dem Erfolg ausruhenSchon 1994, kurz nach der Geburt seiner Tochter, keimte bei dem Mittelständler die Idee und mündete in dem Signet „Logistik für Mensch und Umwelt“, das er seit 1998 im Firmenlogo trägt (s. Interview Seite 31). Immer wieder wollten ihm namhafte Logistikdienstleister die Rechte an der Wortmarke abkaufen. Kellershohn blieb hartnäckig und heute ist er froh. „Mit diesem Logo dokumentieren und vermarkten wir offensiv unser Umweltengagement. Das schafft bei Firmen Vertrauen.“ Der Spediteur glaubt sogar, dass er dadurch bei Ausschreibungen leichter zum Zuge kommt, weil grüne Logistik von Verladern stärker nachgefragt werde. Und das Beste: „Wir können uns erlauben, einige Prozente teurer als Mitbewerber zu sein und kommen trotzdem zum Zug“, erzählt er stolz. Im Gegenzug setze er alles daran, seine Gütertransporte „so umweltfreundlich wie möglich“ zu gestalten. Allerdings sind für ihn als Kleinunternehmer, der insbesondere im nationalen Verkehr tätig ist, die Möglichkeiten begrenzt, räumt er ein. Sein bislang realisiertes Maßnahmenbündel reicht vom Einsatz emissionsarmer LKW – allesamt mit moderner Telematik ausgerüstet –, über spritarmes Fahren dank Fahrerprämien („Unsere Schwer-LKW verbrauchen im Schnitt unter 30 Liter Diesel pro 100 Kilometer – pro Liter sind das 2,63 Kilogramm CO2 weniger“) bis hin zur installierten Solaranlage. Aber auch kleine Schritte zahlen sich aus, wie etwa Bewegungsmelder statt Schalter, moderne EDV-Hardware und nachts alle Stand-by-Geräte abschalten – alles das spart Strom und damit CO2-Emissionen. Nur mit dem Traum vom Elektrofahrzeug hat es bislang nicht geklappt – der damalige Hersteller ging pleite. Lohn der Mühe: In 2009 wurde der Spediteur für sein Nachhaltigkeits-Engagement mit dem „Eco Performance Award“ von DKV ausgezeichnet.Auf diesem Erfolg ausruhen will sich der Mittelständler aber nicht: Als 2009 ein Kunde bei ihm nachfragte, ob er den CO2-Ausstoß seiner Transporte nachweisen könne, zögerte Kellershohn nicht lange und engagierte eine Studentin von der TU Dortmund. Sie griff für ihn das Thema „CO2-Bilanz“ in ihrer Diplomarbeit auf und lieferte ihm Antworten auf seine Fragen: Wie lässt sich der CO2-Austoß überhaupt messen?Wie kann man den CO2-Austoß in Rechnungen ausweisen?Welche Kompensationsleistungen sind möglich?Der Weg bis zur Umsetzung war allerdings steiniger, als Kellershohn in seiner ersten Euphorie vermutet hatte. So musste die Diplomantin für die Ermittlung des CO2-Verbrauchs zunächst sämtliche Tourdaten der Spedition auswerten und dafür alle gefahrenen Strecken analysieren, ebenso den Leerfahrtenanteil, die Auslastung der LKW, den Anteil an Teil- und Komplettladungen sowie die topografischen Gegebenheiten aller Transporte. „Alle Daten waren zum Glück EDV-technisch hinterlegt und konnten so problemlos im- und exportiert werden“, erzählt der Spediteur. Doch diese Daten reichten Kellershohn nicht, er wollte die gesamte CO2-Emissionskette dokumentieren, die für seine Firma anfiel. So ließ er sogar den CO2-Verbrauch ermitteln, der bei der Produktion seiner genutzten LKW, Gabelstapler und Büroaufwand anfiel. Dies sei enorm aufwändig gewesen, sagt er. „Ohne die Klimaschutzberater von Myclimate wäre das fast unmöglich gewesen.“ Über eine Kompensationszahlung an seinen Partner Myclimate kann er den Transport klimaneutral anbieten.Software liefert CO2-VerbrauchsdatenErst nachdem diese immense Datenfülle vorlag, beauftragte er das Softwarehaus Soloplan mit der Entwicklung eines Programms, das den CO2-Verbrauch pro Transport standardisiert ermitteln und später auf Rechnungen ausweisen sollte. Mit dem Vorteil: „Wir müssen nicht mehr jeden einzelnen Transport einpflegen, um unseren Kunden den CO2-Verbrauch pro Transport ausweisen zu können“, freut er sich. „Alle Daten werden automatisch von der EDV geliefert.“ Über die Kosten der Software spricht der 49-Jährige indes ungern. Nur so viel: „Wir gehen davon aus, dass sich das Programm in fünf Jahren amortisiert hat.“Fazit von Kellershohn: Grüne Logistik zahlt sich seiner Erfahrung zufolge auch für kleinere Transportbetriebe aus. Allerdings findet er es „äußerst traurig“, dass große Verlader immer nur bei großen Speditionen das Thema Nachhaltigkeit vermuten. „Die wissen doch gar nicht, dass sich auch ein kleiner Transporteur mit der Umwelt auseinandersetzt“, bedauert er. Im Rückblick ist er trotzdem auf sein Engagement stolz: „Natürlich kostet das Geld“, sagt er. „Ökologie ist aber stets auch Effizienz – so gesehen hat sich der Aufwand für uns betriebswirtschaftlich gerechnet.“ ❙❚■ Eva HassaEngagiert sich nicht nur für Nachhaltigkeit, sondern auch für die Stadt Lindlar: die Spedition KellershohnSpedition KellershohnBei Ausschreibungen im VorteilWas Spediteur Willi Kellershohn dafür tut, um Nachhaltigkeit in seinem Unternehmen in Lindlar zu leben. Sie haben sich das Ziel gesetzt, einer der umweltfreundlichsten Spediteure zu werden. Stellen Ihre Auftraggeber diese Anforderung an Sie?Willi Kellershohn: Keineswegs! Das ist mein ureigenster Wunsch. Die Idee kam mir schon vor 16 Jahren, als meine Tochter geboren wurde. Damals habe ich mir die Frage gestellt, was hinterlasse ich irgendwann einmal meinen Kindern? Speditionen werden ja immer als „Luftverpester“ und „Stauverursacher“ gesehen. Das ist das Bild, das die breite Öffentlichkeit von unserer Branche hat. Und genauso wollte ich meine Firma einmal nicht hinterlassen.Was haben Sie dann konkret getan, um das Image Ihrer Firma zu verändern?Zuerst haben wir uns umbenannt. Als ich 1990 den Betrieb von meinem Vater übernahm, hießen wir „Spedition Kellershohn“. Seit 1998 führen wir in unserem Logo zusätzlich das Signet „Logistik für Mensch und Umwelt“, das habe ich mir sogar patentrechtlich als Wortmarke schützen lassen. Das war für uns ein wichtiger Schritt. Denn seit dieser Zeit haben wir alle das konkrete Ziel, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu leben, stets vor Augen. Darauf basieren auch unsere ökologischen Maßnahmen.Ihre Firma ist vergleichsweise klein. An welchen Schrauben können Sie drehen, um das Thema Nachhaltigkeit umzusetzen? Umweltbewusstsein kann jede Firma leben. Das ist größenunabhängig. Wir haben etwa in emissionsarme LKW investiert und diese schon im Jahr 2000 mit Telematik ausgerüstet. Das hilft die Touren optimieren. Unseren Fahrern zahlen wir zudem Prämien für spritarmes Fahren. Bei uns verbraucht ein 40-Tonner im Schnitt unter 30 Liter pro 100 Kilometer. Pro Liter Diesel sind das 2,63 Kilogramm CO2, die wir einsparen. Vor allem sind wir einer der ersten deutschen Transporteure, der Kunden den CO2-Verbrauch jeder Tour in Form einer CO2-Bilanz nachweisen kann. Klingt aufwändig, rechnet sich dieser ganze Aufwand?Wir kommen bei Ausschreibungen leichter zum Zug und Kunden zahlen uns sogar einige Prozent mehr als Mitbewerbern. ehInterviewWilli KellershohnSpedition Kellershohn 1894 wurde das Fuhrunternehmen Kellershohn in Lindlar erstmals urkundlich erwähnt. Fir-meninhaber war seinerzeit Wilhelm Kellershohn, Urgroßvater des heutigen Firmenchefs Willi Kellershohn. Kellershohn selbst trat 1980 in das Unternehmen ein und übernahm es 1990 von seinem Vater Egon. Unter der Ägide von Willi Kellershohn wandelte sich das vormalige Transportunternehmen zu einem Logistikdienstleister, der mittlerweile europaweit tätig ist. Heute beschäftigt die Spedition 25 Mitarbeiter, der Fuhrpark umfasst zehn eigene LKW. Der Umsatz lag 2009 bei über 2,3 Millionen Euro. ehResidiert im vormaligen Bahnhof in Lindlar: Die Spedition KellershohnDaten & Fakten

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Der VR Index in den letzten 9 Jahren

Aufkommensentwicklung Quartal 1/2022 bis Quartal 4/2022 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum

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