Berlin/Rostock. Durch einen Lokführerstreik bei der Bahn könnten Gütertransporte auf der Straße nach Einschätzung von Spediteuren spürbar teurer werden. Zu rechnen sei mit Steigerungen um bis zu 20 Prozent, sagte der Geschäftsführer des Verbands Verkehr und Logistik Berlin und Brandenburg, Gerhard Ostwald, am Dienstag. „Die Straße kann die Transporte nur sehr bedingt aufnehmen. Es gibt auch jetzt in der Sommerzeit aufgrund der guten Wirtschaftskonjunktur kaum freie Kapazitäten beim Laderaum.“ LKW-Fahrer seien zudem inzwischen knapp. Generell könne die Wirtschaft einen Streik im Güterverkehr nur wenige Tage überbrücken, sagte Ostwald. „Nach einer Woche wird es für die großen Betriebe, die komplett auf Bahntransporte angewiesen sind, kritisch.“ Auch der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL) erwartet eine „wenig komfortable“ Situation im Bereich der Massengutverkehre. Einige Branchen seien in diesem Transportsektor sehr stark bahnabhängig - gleiches gelte für die Seehafenhinterlandverkehre mit Containern. Ein Streik der Lokführer könnte deshalb in den erwähnten Segmenten sehr rasch zu einer kritischen Situation und Produktionseinschränkungen führen. Speditionsunternehmen erarbeiten seit Tagen Notfallpläne. Das Unternehmen Hellmann, für das Hamburg ein wichtiger Umschlagplatz ist, müsste bis zu 160 Lastwagenladungen pro Tag von der Schiene auf die Straße verlagern. „Wir stehen in ständigem Kontakt zum Krisenstab der Deutschen Bahn“, sagte Norbert Rennings, Leiter der Abteilung Schienenverkehr, bei der Osnabrücker Spedition. Weil wegen hoher Auslastung Lastwagen kaum verfügbar sind, rechnet Rennings damit, dass ein flächendeckender Streik im Güterverkehr das Unternehmen teuer zu stehen kommt. „Pro Transport würden sich die Kosten um 30 bis 35 Prozent erhöhen.“ Ausweichen auf private Bahnunternehmen können die Speditionen in der Regel nicht. „Wir haben langfristige Kontrakte mit der Deutschen Bahn“, sagte Philipp Brandt von der Bahn-Abteilung des Unternehmens Kühne und Nagel. Für Autohersteller werden sich die Auswirkungen einer Arbeitsniederlegung zunächst in Grenzen halten, denn vielerorts sind noch Werksferien - etwa bei VW, BMW, Porsche, Opel. Dennoch wird an Notfallplänen gearbeitet, sollte sich der Streik bis zum Monatsende hinziehen. BMW will dann zusätzliche Kapazitäten bei Lkw-Spediteuren einkaufen. Porsche befürchtet bei einem längeren Streik einen Produktionsstillstand im Werk Leipzig. (dpa/tr)
Spediteure: Straßentransport könnte teurer werden

Ein Bahnstreik könnte massive Auswirkungen auf den Straßentransport haben