-- Anzeige --

Schienenverkehr: Lärmschutzziele in Gefahr

04.11.2015 10:21 Uhr
Nur 17,6 Prozent der Güterwaggons sind derzeit mit den leisen Verbundstoffbremsen ausgerüstet

Die Zweifel, dass die Große Koalition ihre Lärmschutzziele im Schienenverkehr einhalten kann, wachsen. Auch auf Fördermitteln bleibt der Bund sitzen.

-- Anzeige --

Berlin. Knapp zwei Jahre vor dem Ende der Wahlperiode deutet sich an, dass die Große Koalition die selbst gesteckten Lärmschutzziele im Schienenverkehr nicht erreichen wird. Aus der Antwort des Bundesverkehrsministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion geht hervor, dass derzeit nur 17,6 Prozent der Güterwaggons mit den leisen Verbundstoffbremsen, den sogenannten Flüsterbremsen, ausgestattet oder Neuwagen sind, die weniger Lärm verursachen. In absoluten Zahlen wird ausgewiesen, dass im Nationalen Fahrzeugregister etwa 173.000 Güterwagen aufgeführt sind. Davon sind nur 21.100 Neuwagen sowie weitere 9300 Wagen mit leisen Bremsen (LL- und K-Sohlen) ausgerüstet. Die Opposition sieht die Regierung deshalb als überfordert an und fordert gesetzgeberische Maßnahmen.

Und weiter heißt es in dem von Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) unterzeichneten Schreiben: „Aus dem Lärmsanierungstitel sind mit Stand 8.10.2015 im Haushaltstitel 2015 insgesamt 61.581.980,26 Euro abgeflossen“. Zur Verfügung für die Umrüstung stehen in diesem Jahr aber 130 Millionen Euro, der Bund beteiligt sich mit 50 Prozent an den Kosten.

„Bei der Umrüstung der Güterwagen auf ‚leise‘ Bremsen ist die Bundesregierung meilenweit von ihren eigenen Zielen entfernt“, kritisierte der Grünen-Bahnpolitiker Matthias Gastel gegenüber der VerkehrsRundschau. Es sei ein Unding, dass über Jahre weite Teile der bereitgestellten Haushaltsmittel verfielen.

Die verkehrspolitische Sprecherin der Linksfraktion, Sabine Leidig, forderte die Bundesregierung auf, „schleunigst einen Gesetzentwurf zu verabschieden, mit dem das Verbot lauter Güterwagen ab 2020 rechtssicher durchgesetzt werden kann“. Die sehr schleppend erfolgte Umrüstung zeige, dass die bestehenden finanziellen Anreize zu niedrig seien, um jetzt schon umzurüsten, erklärte Leidig auf Anfrage.

Lösung für ausländische Wagen gesucht

Der Verband der Güterwagenhalter (VPI) hält es für falsch, nur den Bestand des deutschen Nationalen Fahrzeugregisters auszuwerten, da etliche Eisenbahngüterwagen von deutschen privaten Haltern in ausländischen Fahrzeugregistern geführt würden. „Die deutschen Wagenhalter werden bis 2020 ihre gesamte in Deutschland verkehrende Flotte auf leise Waggons umgestellt haben; deshalb ist dringend eine eindeutige Regelung für Wagen ausländischer Halter erforderlich“, versicherte Verbandsgeschäftsführer Jürgen Tuscher im Gespräch mit der VerkehrsRundschau.

In dem Antwortschreiben nimmt das Ministerium auch Stellung zu der Frage, ob zwischen Straßen- und Schienenverkehr eine ungleiche Wettbewerbssituation besteht. Die Grünen hatten in ihrer Anfrage darauf hingewiesen, dass die Trassenpreise lärmabhängig, die Lkw-Maut jedoch lärmunabhängig seien. „Die Einbeziehung von Lärmbelastungskosten bei der Lkw-Maut wird derzeit von der Bundesregierung geprüft“, schreibt Ferlemann.  (jök)

-- Anzeige --
-- Anzeige --

MEISTGELESEN


-- Anzeige --
KOMMENTARE

SAGEN SIE UNS IHRE MEINUNG

Die qualifizierte Meinung unserer Leser zu allen Branchenthemen ist ausdrücklich erwünscht. Bitte achten Sie bei Ihren Kommentaren auf die Netiquette, um allen Teilnehmern eine angenehme Kommunikation zu ermöglichen. Vielen Dank!

-- Anzeige --
WEITERLESEN



NEWSLETTER

Newsletter abonnieren und keine Branchen-News mehr verpassen.


Die VerkehrsRundschau ist eine unabhängige und kompetente Abo-Fachzeitschrift für Spedition, Transport und Logistik und ein tagesaktuelles Online-Portal. VerkehrsRunschau.de bietet aktuelle Nachrichten, Hintergrundberichte, Analysen und informiert unter anderem zu Themen rund um Nutzfahrzeuge, Transport, Lager, Umschlag, Lkw-Maut, Fahrverbote, Fuhrparkmanagement, KEP sowie Ausbildung und Karriere, Recht und Geld, Test und Technik. Informative Dossiers bietet die VerkehrsRundschau auch zu Produkten und Dienstleistungen wie schwere Lkw, Trailer, Gabelstapler, Lagertechnik oder Versicherungen. Die Leser der VerkehrsRundschau sind Inhaber, Geschäftsführer, leitende Angestellte bei Logistikdienstleistern aus Transport, Spedition und Lagerei, Transportlogistik-Entscheider aus der verladenden Wirtschaft und Industrie.