Risikomanagement

Risikomanagement Schäden erfolgreich minimierenMit maßgeschneidertem Risikomanagement können Transport- und Speditions-betriebe Schäden verringern, abwälzen und bestenfalls vermeiden. Damit lassen sich nicht nur die Versicherungsprämien senken.Das mittelständische Unternehmen Schmid Transporte in Regensburg hat schon vor zwölf Jahren ein Schadenverhütungsprogramm eingeführt. „Es galt dabei, vor allem die vielen kleinen Schäden sowie jene Schäden zu reduzieren, die durch Spurwechsel oder durch Rangieren beim Container Trucking entstanden“, erinnert sich Alexander Wasser, Assistent der Geschäftsleitung. Heute besitzt das Unternehmen eine Flotte von 120 Fahrzeugen und beschäftigt 140 Fahrer. Axa-Risikomanager Krümpel unterstützt Schmid bei allen Maßnahmen, die die Schadenhäufigkeit im Fuhrpark mindern: Regelmäßige Workshops, an denen nicht nur die Fahrer, sondern auch ein Mitglied der Geschäftsleitung und die Disponenten teilnehmen, zählen ebenso dazu wie das ständige Training in wirtschaftlichem und vorausschauendem Fahren durch eigene Fahrer-Trainer. Neue Fahrer erhalten von erfahrenen Kollegen ein einwöchiges Fahrtraining und Informationen über organisatorische Abläufe. Außerdem werden alle neuen Fahrzeuge mit dem „Safety Pack“ (verschiedene Assistenzsysteme) und mit dem Fahrzeugmanagement-System „FleetBoard“ von Mercedes-Benz ausgerüstet. Vorteil dieser Maßnahmen: „Mit dem auf unsere individuellen Anforderungen abgestimmten Risk-Management-Programm konnten wir die Schadenfrequenz erheblich senken“, resümiert Alexander Wassser.Das Beispiel von Schmid Transporte zeigt: Riskmanagement richtig durchgeführt hilft, die Zahl der Schäden zu senken. Erfahrungsgemäß sind es meistens die gleichen Fahrer, die überdurchschnittlich viele Schäden verursachen. Dank abgestimmter Maßnahmen wie effektive Personalauswahl, Fahrertraining, Assistenzsystemen und Trailer-Telematik lasse sich die Schadenshäufigkeit um etwa 25 Prozent senken – so berichten Experten. Auch Nils Hüttenrauch, Berater bei SVG Consult in Neumünster, ist davon überzeugt, dass sich mit einem Schadensmanagementplan Kosten senken sowie Fahrzeug- und damit Umsatzausfälle vermeiden lassen. Zugleich bleiben laut Hüttenrauch die Prämien auf einem angemessenem Niveau. Auch nicht versicherte Nebenkosten wie der administrative Aufwand für die Bearbeitung von Schäden, Ausfallzeiten oder Wertminderungen am Fahrzeug lassen sich dem Berater zufolge vermeiden – zumindest aber minimieren. Sogar das Image eines Unternehmens profitiere von gezielten Risikomanagement-Maßnahmen. Dreh- und Angelpunkt bei allen Maßnahmen zur Reduzierung der Versicherungsprämien ist laut Unternehmensberater Reinhard Bellessem die Schadensquote. Sie gibt an, wie viel Prozent der gezahlten Prämien vom Versicherer für Schadenregulierungen aufgewendet wurden. Wer zum Beispiel den Benchmark (= Referenzwert) von 70 Prozent unterschreitet, kann mit seiner Versicherung erfolgreich über Prämienabschläge verhandeln. Betriebe mit hohen Schadensquoten müssen dagegen mit höheren Versicherungsprämien und im schlimmsten Fall mit Kündigung rechnen. Doch wie lässt sich Risk Management im Unternehmen erfolgreich aufbauen und umsetzen? Dazu Helmut Fischer, Vorstand beim Bund versicherter Unternehmer (BVU): Zunächst müsse die Spedition den Ist-Zustand analysieren und die Schwerpunkte herausfiltern, auf die sie sich fokussieren wolle. Darauf aufbauend ließen sich dann die geeigneten Maßnahmen planen und umsetzen. Vor allem aber müsse der Erfolg der Maßnahmen regelmäßig kontrolliert werden, so der BVU-Experte. Fünf Schritte sind also laut Fischer für erfolgreiches Risikomanagement wesentlich: Die Risiken erkennen.Die erkannten Risiken bewerten.Für jedes Risiko sind Maßnahmen festzulegen mit dem Ziel, es zu vermeiden, zu verkleinern, es abzuwälzen oder selbst zu tragen.Maßnahmen veranlassen und ihre Umsetzung laufend kontrollieren.Neue Risiken rechtzeitig aufspüren.Risiken erkennenIm Folgenden sollen diese einzelnen Schritte präzisiert und konkretisiert werden. Zunächst zur Maßnahme „Risiken erkennen“. Die Schadenanalyse untersucht zunächst die Schadensverläufe nach einzelnen Risiken, Trends und Häufigkeiten. Dafür sollte der Risikomanager auch die Qualifikation der Mitarbeiter bewerten und versuchen, Schwachstellen zu orten. Außerdem sollte er die Sicherungsanlagen im Unternehmen, wie etwa Kamerasysteme, Zäune und Sprinkleranlagen überprüfen lassen. Paketdienstleister UPS unterscheidet in seinen Unfallanalysen beispielsweise nach vermeidbaren und unvermeidbaren Schäden. Dafür werden zum Beispiel die prozentualen Anteile einzelner Unfallarten analysiert, etwa Auffahrunfälle, Rückwärtsfahren, Unfälle beim Be- und Entladen oder Frontalzusammenstöße. Aber auch Kriterien wie Betriebszugehörigkeit, Unfallzeitpunkte (Unfallmonat, Tag, Uhrzeit) oder die beteiligte Fahrzeugart spielen eine Rolle in den UPS-Analysen. Weitere Anregungen erhalten interessierte Betriebe über den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft. Dieser hat Checklisten für die Versicherung der einschlägigen Unternehmensrisiken sowie der persönlichen Absicherung von Unternehmern entwickelt, die Betriebe bei einer Inventur ihrer Risiken und deren Klassifizierung unterstützen können. Risiken bewertenIm nächsten Schritt müssen die erkannten Risiken bewertet werden. Ein gängiges Analyseraster ist die Einteilung nach Katastrophen- und Großrisiken, mittleren und kleinen Risiken sowie nach Bagatellrisiken. Hilfe bieten eigene oder die vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft entwickelten Checklisten (s. S. 36 Kasten oben). Zu den häufigsten Risiken im Güterverkehr zählen laut Axa-Konzern das Zurücksetzen, Wenden und Rangieren sowie das Abbiegen, das Durchfahren von Engstellen und der Fahrstreifenwechsel. Park- und Rangierschäden sowie Schäden durch Fehleinschätzung von Fahrzeugabmessungen treten hingegen im Güterverkehr laut Kravag am häufigsten auf. Diese drei Schadensursachen belaufen sich – so Kravag – auf über 50 Prozent aller Schadensaufwendungen in der Haftpflicht und auf etwa zwei Drittel aller Schadensaufwendungen in der Kaskoversicherung. Risiken vermeidenSind die Risiken erkannt und bewertet, gilt es naturgemäß alles zu tun, die Risiken im Unternehmen künftig zu vermeiden. Die Maßnahmen reichen von praktischen und theoretischen Personalschulungen über eine sorgfältige Personalauswahl bis hin zu Arbeitsanweisungen und Assistenzsystemen. Sie alle helfen Risiken zu vermeiden oder zumindest zu verringern: Bis zu 90 Prozent der Unfälle durch Auffahren oder Abkommen von der Fahrbahn lassen sich etwa durch abstandsgeregelte Tempomaten und Spurassistenten vermeiden, so die Einschätzung der SVG Consult. Park- und Rangierschäden lassen sich hingegen durch Rückfahrwarnsysteme ausschließen. Fahrzeug- und Ladungsdieben wollen die Trailer-Hersteller mit Ortungssystemen das Handwerk legen. Und Probleme beim Rückwärtsfahren will Anbieter Wabco mit dem Produkt „TailGuard“ ausschließen. Die Sensoren erkennen Objekte und Kollisionsgefahren und warnen den Fahrer davor mittels Warnindikatoren und Distanzanzeigen. Einige Versicherer belohnen solche Investitionen sogar mit Rabatten. So wirbt Mercedes-Benz damit, dass sich mit dem Fahrzeugmanagement FleetBoard und mit diversen Assistenzsystemen (Top Safety Pack) nicht nur Unfälle vermeiden, sondern auch Versicherungsprämien senken lassen: Beim „Top Safety Pack“ und bei der Installation von FleetBoard seien jeweils zehn Prozent Versicherungsrabatt möglich. Für Alarmanlagen gewähre die Assekuranz im Schnitt 20 Prozent und für Sprinkler- und Löschanlagen seien bis zu 60 Prozent drin, so die IHK Dortmund in einem Merkblatt. Risiken verringern Wo es unmöglich ist, ein Risiko zu vermeiden, sollte ein Unternehmer zumindest prüfen, wie er es verringern kann. Bei jedem Schaden sollten sich Betriebe so verhalten, als wären sie nicht versichert – sie sollten zur Minderung des Schadens beitragen. Denn unterlassene Maßnahmen zur Schadensminderung können zur völligen oder teilweisen Ablehnung von Ersatzansprüchen führen (s. Kasten auf Seite 35).Risiken abwälzen oder selbst tragen?Die bedeutendste Form der Risikoabwälzung ist die Versicherung des Risikos. Damit sind die finanziellen Auswirkungen etwa-iger Schäden kalkulierbar. Nun gibt es aber zahlreiche Versicherer und noch mehr Versicherungen. Unabhängige Institutionen wie der Deutsche Versicherungs-Schutzverband (DVS) und der Bund versicherter Unternehmer können bei der Auswahl geeigneter Versicherer helfen und bei Fragen objektiv beraten (s. Kasten S. 35).Günstigere Versicherungsprämien winken Betrieben, die geringe Risiken und Bagatellschäden selbst tragen. Auch lassen sich die Prämien mit einer höheren Selbstbeteiligung reduzieren. Bisweilen ist es sinnvoller, für selten auftretende Schäden Rückstellungen zu bilden, als ständig hohe Prämien zu zahlen. Kurz: Es gibt viele Möglichkeiten, mit maßgeschneidertem Risikomanagement die Versicherungskosten zu reduzieren. Axel Salzmann, Mitglied der Geschäftsleitung der Schunck Group, bringt es auf den Punkt: „Konsequentes Riskmanagement ist der stärkste Hebel, um die Versicherungsprämien zu senken.“ ❙❚■ Peter Stöffges, freier FachjournalistNur eines von vielen Beispielen, warum gezieltes Risikomanagement sinnvoll istRisikomanagementWelche Beratungsstellen Unternehmen beim Riskmanagement weiterhelfen:Bund versicherter Unternehmer (BvU) www.bvuev.deDekra Consulting www.dekra.de/de/consulting Deutscher Versicherungs-Schutzverband www.dvs-schutzverband.deFleet Company, www.fleetcompany.comGesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft, www.gdv.deGesellschaft für Schadenverhütung im Verkehrsgewerbewww.gsv.riskmanagement.deInformationszentrum der Deutschen Versicherer, www.klipp-und-klar.deSVG-Consult, www.svg-consult.deTippSo haben Sie die Risiken im GriffAnalysieren Sie laufend Ihre Schäden und treffen Sie die notwendigen Maßnahmen.Streben Sie eine Schadensquote von 70 Prozent oder darunter an. Überprüfen Sie jährlich Ihren Versicherungsschutz auf notwendige und überflüssige Versicherungen sowie auf notwendige Anpassungen des Versicherungsschutzes.Informieren Sie Ihren Versicherer recht-zeitig, wenn sich Risiken ändern (etwa Beförderung gefährlicher Güter sowie elektronische Produkte). Prüfen Sie auch den Versicherungsschutz Ihrer Subunternehmer.Holen Sie mehrere vergleichbare Angebote ein. Achten Sie bei Vergleichen auf Leistung, Preis, Laufzeit (jährliche Kündigung) und Selbstbeteiligung.Zahlen Sie jährlich, wenn Ihnen Ihr Versicherer dafür Rabatt gewährt.Fordern Sie Rabatte, beispielsweise bei einer günstigen Schadensquote, bei der Übernahme von Kleinschäden oder auch für Alarmanlagen, Videoüberwachungssysteme, Sprinkler- und Löschanlagen, Organisation des Brandschutzes, Einbau von Assistenzsystemen. Lassen Sie sich von neutralen Experten beraten (s. www.klipp-und-klar.de sowie Kästen auf Seite 36). psRisikomanagementFür welche Risiken sich versicherungsschutz lohnen kannHäufige Risiken in Speditions- und Transportunternehmen*Versicherung Risiko für das UnternehmenKraftfahrzeughaftpflichtVollkaskoversicherungGüterschadensversicherungGeschäftsinhaltsversicherungBetriebshaftpflichtUmwelthaftpflicht-VersicherungGebäudeversicherungBetriebsunterbrechungRechtsschutzversicherungUnfallversicherungElektronikversicherungFührerscheinverlustversicherungComputerausfallUmwelthaftpflichtBeraubung, Sabotage, UnterschlagungForderungsausfallAuslandsrisikenElementarschädengroßmittelkleinPersönlich rundum abgesichertWelche persönliche Absicherung ein Unternehmer vornehmen sollte“*Versicherung Risiko für das UnternehmenKrankenversicherungRentenversicherungPrivate AltersvorsorgeBerufsunfähigkeitsversicherungUnfallversicherungArbeitskraftausfallversicherungLebensversicherunggroßmittelklein

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