Mainz. Das Frachterunglück auf dem Rhein bei Köln fordert nicht nur den Bergungskräften vor Ort Geschick ab: Auch Speditionsunternehmen in weit entfernten Orten arbeiten fieberhaft an Lösungen, mit denen die Folgen des Unglücks gemildert werden sollen. Dazu gehört auch der Betreiber des Mainzer Containerterminals, die Frankenbach Container Service GmbH. Normalerweise befördern von dem Unternehmen gecharterte Schiffe für Kunden Güter auf der Route Rotterdam-Antwerpen-Mainz. Doch derzeit ist alles anders: „Wir haben das Problem, dass drei unserer Schiffe in der Sperre festliegen“, berichtet Prokurist Martin Schott. Ein weiteres ist noch in Antwerpen, das fünfte liegt wegen der Kölner Panne weiter in Mainz. Die Sperrung beschert dem Unternehmen nicht nur zusätzliche Kosten, sondern auch zusätzlichen Planungsaufwand. Das Problem bestehe zum einen darin, dass die Schiffe festlägen und die Container nicht zugestellt werden könnten, sagt Schott. Zum anderen fehlten die Schiffe als Verkehrsträger. Im Interesse der Kunden wolle das Unternehmen aber Alternativvorschläge machen, wie die Waren trotzdem transportiert werden können. Dabei geht es etwa um einen Transport mit Sonderzügen oder per Direktverkehr auf der Straße - also mit dem Lastwagen. „Das ist die teuerste Variante für den Kunden“, sagt Schott. Haften müsse die GmbH für die Folgen nicht. „So ein Unfall ist höhere Gewalt“, erklärt der Prokurist. Nach seinen Angaben transportieren die Schiffe Teile für die Autoindustrie, Haushaltsartikel und Rohstoffe für die Reifenherstellung. Teuer wird es aber dennoch für den Schiffseigner und die GmbH. „So ein Schiff in der Sperre kostet 2000 Euro pro Tag“, sagt Schott. Diese Kosten blieben zunächst beim Schiffseigner, sie würden über das Jahr gesehen jedoch ausgeglichen, etwa, indem der betroffene Eigner mehr fahren könne. „Unter dem Strich“ blieben die Kosten deshalb bei der GmbH. Ein großes Problem seien auch die Folgekosten der Sperrung: Komme ein Schiff danach etwa an einem Sonntag in Mainz an und müsse entladen werden, so habe er die Feiertags-Personalkosten „am Bein“, sagt Schott. Mit gesenkten Köpfen liefen die etwa 160 Mitarbeiter der GmbH jedoch nicht herum. „Man muss es mit der nötigen Gelassenheit hinnehmen und das Beste daraus machen“, sagt Schott. So etwas könne täglich passieren. Die Situation sei „eine Herausforderung für das Planungsteam“. Und richtig neu sei sie auch nicht: „Leider ist es nicht das erste Mal, dass der Rhein gesperrt ist“, sagt Schott und erinnert an das Niedrigwasser im Hitzesommer 2003. Auf dem Fluss selbst ist in Rheinland-Pfalz nach Darstellung von Fachleuten ein ruhigerer Verkehr zu beobachten. „Wir merken, dass der Schiffsverkehr dünner ist“, sagt der Leiter des Wasser- und Schifffahrtsamtes Bingen, Martin Mauermann. „Hier geht keiner volle Pulle zu Tal“ - die Schiffe führen langsamer und verhaltener den Rhein hinab. Von wartenden Schiffen im nördlichen Rheinland-Pfalz ist der Wasserschutzpolizei Koblenz nichts bekannt. Die meisten führen wohl bis kurz vor den abgesperrten Bereich und gingen dann vor Anker, sagt ein Sprecher. „Keiner ist so blöd und legt sich hier hin“, sagt Mauermann. Die Binnenschiffer seien „alle heiß darauf“, so bald wie möglich die gesperrte Stelle zu passieren. (dpa)
Rheinsperrung fordert Spediteure

Suche nach Alternativen: Speditionsunternehmen arbeiten fieberhaft an Lösungen, mit denen die Folgen des Unglücks gemildert werden sollen