Berlin. Nach dem Zugunglück in Sachsen-Anhalt hat ein Netzwerk privater Güterbahnen das Sicherheitsniveau im ostdeutschen Schienenverkehr scharf kritisiert. Während in den vergangenen Jahren Milliardenbeträge in Hochgeschwindigkeitsstrecken investiert worden seien, sei die Infrastruktur vielerorts auf dem Stand von DDR-Zeiten verblieben, heißt es in einer Erklärung von Netzwerk Privatbahnen, ein Zusammenschluss von 24 privaten und kommunalen Güterbahnen in Deutschland.
Während die Deutsche Bahn im Westen bereits 1969 alle Hauptstrecken mit einer so genannten induktiven Zugsicherung versehen habe, existierten heute in den neuen Bundesländern noch mehr als 800 Kilometer Hauptstrecke ohne diese Sicherung. Mit der Technik wird ein Zug beim Überfahren eines "Halt" zeigenden Hauptsignals automatisch abgebremst, auch ein ignoriertes Vorsignal löst binnen vier Sekunden eine Zwangsbremsung aus.
Das Netzwerk, dessen Mitgliedsunternehmen etwa 20 Prozent des Transportvolumens im Schienengüterverkehr in Deutschland abwickeln, forderte das Bundesverkehrsministerium auf, der DB die Aufrüstung aller Hauptstrecken vorzuschreiben. Sonst setze sich die Regierung dem Vorwurf aus, das Leben von Menschen in Ostdeutschland weniger hoch zu achten als das von Menschen im Gebiet der alten Bundesrepublik. DB-Vorstand Volker Kefer entgegnete, die Behauptungen entbehrten jeder Grundlage. Seit dem Mauerfall seien mehr als 25 Milliarden Euro in den Ausbau und die Modernisierung der Strecken im Osten geflossen.
Nach ersten Ermittlungen hatte der Lokführer eines Güterzuges auf der Strecke Halberstadt-Magdeburg ein Vor- und ein Hauptsignal ignoriert. Zehn Menschen kamen bei dem Zusammenstoß mit dem Harz-Elbe-Express ums Leben. Der Betreiber des Güterzuges, die Salzgitter-Tochtergesellschaft VPS, ist nach Angaben des Verbandes nicht Mitglied des 2001 gegründeten Netzwerks Privatbahnen. (jök)