Perspektiven 2012

Termine 2012Perspektiven 2012Der Euro-Crash als RisikofaktorWird 2012 ein gutes Jahr für die Logistikbranche? Welche Herausforderungen stehen in diesem Jahr ganz oben auf der Agenda der Logistiker? Die VerkehrsRundschau-Perspektiven 2012 beleuchten die zehn Top-Themen des Jahres. Mit Prognosen ist es so eine Sache. Im Jahr 2011 etwa drohte gleich mehrfach der Weltuntergang: Zum Beispiel am 21. Mai, als ein amerikanischer Prediger die Zerstörung der Erde prognostizierte. Oder am 11.11.11, als den Vorhersagen sogenannter Wissenschaftler zufolge das Ende der Zivilisation bevorstand. Die Erde dreht sich bekanntlich immer noch, was die Apokalypsen-Freunde jedoch nicht von neuen Prognosen abhält: In Berufung auf den Maya-Kalender terminieren die Weltuntergangs-Jünger den endgültigen Abgang der Menschheit nun auf den 21. Dezember 2012. Nicht ganz so endgültig, aber ähnlich dramatisch, sind die Prognosen und Schlagzeilen der letzten Tage: „Der Superknall – fünf Jahre Krise“ oder „Düstere Aussichten für die Weltwirtschaft“. Und auch wenn sich die Konjunkturexperten in den letzten Jahren kaum treffsicherer als die Weltuntergangsprediger gezeigt haben, scheint der Trend klar nach unten zu gehen: Viele glauben nur noch an ein Miniwachstum des Bruttoinlandsproduktes (BIP), sogar das böse Wort von der Rezession macht die Runde. Bei den Vorhersagen dominiert mittlerweile die Null vor dem Komma. So sagt etwa das Münchner Ifo-Institut ein BIP-Wachstum von minimalen 0,4 Prozent voraus. Das ist zwar kein Weltuntergang, aber im Vergleich zu 2011 (rund 3 Prozent) ein radikaler Absturz. Ein Absturz, der entsprechende Folgen für Verlader und Spediteure hätte. Die Branche wird 2012 wachsenKann 2012 trotz dieser Vorzeichen dennoch ein gutes Jahr für die Logistikbranche werden? „Ja“, sagt Christian Labrot vom Bundesverband Wirtschaft, Verkehr und Logistik (BWVL). Zwar glichen Prognosen derzeit eher einem Blick in die Glaskugel, dennoch ist der Hauptgeschäftsführer optimistisch, was die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung angeht. Ähnlich sieht das sein Kollege vom Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV), Heiner Rogge: „Wir haben nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den Start ins neue Jahr.“ So rechnet er für dieses Jahr zwar mit schwächeren Zuwächsen als 2011 – aber es werden auf jeden Fall Zuwächse sein. Konkret gehen Experten von rund zwei Prozent Wachstum beim Transportaufkommen aus, nach fünf Prozent in 2011. „Eine Normalisierung des Wachstumstempos in der Verkehrswirtschaft“, nennt das der DSLV-Geschäftsführer. Christian Labrot vom Verladerverband BWVL rechnet ebenfalls mit einem moderaten Wachstum – zwischen 2,5 und 3 Prozent beim Transportaufkommen. Damit dürften wir mengenmäßig in Deutschland 2012 wieder ungefähr auf Vorkrisenniveau liegen.“ Karlheinz Schmidt, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) erwartet für 2012 ein „geringes Wirtschaftswachstum“ und „moderate Zuwächse beim Transportaufkommen“ – aber auch nur, wenn die Finanzkrise nicht auf die Realwirtschaft übergreife. Was die Transportpreise angeht, halten die Verbände Steigerungen für möglich. „Ich rechne aufgrund der deutlich gestiegenen und steigenden Kosten, etwa für Energie und Personal, mit Transportpreissteigerungen von bis zu fünf Prozent“, sagt BWVL-Hauptgeschäftsführer Labrot. Auch Heiner Rogge vom DSLV geht von steigenden Preisen aus. Der BGL will sich „grundsätzlich nicht zu Preisen äußern“, schiebt aber vielsagend nach: „Die jetzt schon vielerorts zu beobachtende Knappheit an Fahrern und Laderaum wird sich nicht über Nacht in Luft auflösen können“.Euro-Krise als DamoklesschwertIn einem jedoch sind sich Unternehmer, Wirtschaftsforscher und die Verbände einig: Die Euro-Krise wird das kommende Jahr dominieren. Kommt gar das Aus für die gemeinsame Währung? Dirk Müller, Börsenexperte und Autor des Buches „Cashkurs“ ist sich sicher: „Der Euro wird in seiner jetzigen Ausprägung nicht von Dauer sein, da eine Währungsunion ohne echte politische Union langfristig nicht funktionieren kann.“ Ob es in der Folge zu einem Kern-Euro oder gar zu einer völligen Auflösung kommt, hält er für schwer vorhersehbar. „Auf jeden Fall jedoch wird sich die Entwicklung in diesem Jahr deutlich beschleunigen.“ Die Politik werde versuchen, weitere Schritte in Richtung politische Union zu gehen. Ob die Zeit dafür reicht und die Dynamik der Märkte nicht schnellere und alternative Veränderungen erzwingt, ist für den Börsenkenner noch nicht ausgemacht. „Der Euro ist in größter Gefahr“, hält der Bankkaufmann gegenüber der VerkehrsRundschau ein Euro-Aus für denkbar. An das Szenario einer wiedereingeführten D-Mark möchte Heiner Rogge vom DSLV hingegen gar nicht denken: „Wir gehen nicht von einem Ende der gemeinsamen Währung aus, da sich der europäische Wirtschaftsraum ansonsten vom globalen Wettbewerb verabschieden könnte“, sagt er. Deutschland mit der D-Mark müsste das Schicksal der Schweiz teilen: Die Währung würde überbewertet und die deutsche Exportwirtschaft zum Erliegen bringen. Dirk Müller verweist hingegen darauf, dass Deutschland auch mit der D-Mark Exportweltmeister war: „Eine Verkleinerung oder gar Auflösung des Euro würde die Exporte etwas dämpfen, aber die Binnenkaufkraft mindestens in gleichem Maße stärken.“ Für ihn besteht auf jeden Fall eine „erhöhte Wahrscheinlichkeit, dass mindestens Griechenland den Euro verlassen wird“. „Drastischer und existenzieller“Doch nicht nur der Euro wird die Logistiker in diesem Jahr beschäftigen. Auf der Agenda 2012 stehen zahlreiche Punkte, die auch im letzten Jahr ganz oben auf der Prioritätenliste standen. „Die Themen sind teilweise dieselben wie im vergangenen Jahr“, sagt auch DSLV-Mann Heiner Rogge, „sie werden jedoch drastischer und existenzieller“. Für ihn gehören die chronische Unterfinanzierung der Verkehrsinfrastruktur, der Lang-LKW, der Fachkräftemangel und die Zertifizierung der sogenannten „Bekannten Versender“ zu den drängendsten Problemen. BGL-Geschäftsführer Karlheinz Schmidt sieht zusätzlich in der vorzeitigen Einführung von Euro-6-Fahrzeugen und den Dieselpreisen Punkte, die Unternehmen der Branche in diesem Jahr beschäftigen werden. Mehr zu allen Themen lesen Sie auf den folgenden Seiten der VerkehrsRundschau-Perspektiven. ❙❚■ Tobias RauserFür 2012 sagen Forscher geringes Wachstum voraus18 VerkehrspolitikBundesverkehrsminister Ramsauer muss bei den Investitionen sparen19 Lang-LKWDer Startschuss für den Feldversuch ist gefallen. Doch was jetzt?20 FrachtratenAuch 2012 wird es ein Kraftakt, die steigenden Kosten weiterzuleiten21 Fachkräftemangel Engpassfaktor in der Transport- und Logistikbranche22 KreditklemmeExperten uneins, ob eine Kreditklemme in Deutschland droht23 Euro 6Kommt die vorzeitige Mautspreizung und wie wird sie aussehen? 24 Jade-Weser-Port Neuer Containertiefwasserhafen: Das Infrastrukturprojekt des Jahres25 Nachtflugverbot FrankfurtWas ein dauerhaftes Verbot für die Wirtschaft bedeuten würde26 Social Media Die neue Art der Kommunikation auch für Logistikbetriebe27 Nutzfahrzeugjahr 2012 Auf die Transporteure warten so viele neue LKW wie nie zuvorPerspektiven 2012

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