Personalmangel

PersonalmangelNachwuchs wird zum großen ProblemPersonalmangel wohin man blickt – das droht der Transportbranche, wie eine neue Untersuchung des BAG zeigt. Fatal könnte sich für viele Speditionen die Lücke auswirken, die sich bei den Speditionskaufleuten auftut. Es ist eine dieser Plattitüden, die so selbstverständlich sind, dass man sie nur mit Widerwillen zitiert: „Wer als Unternehmer erfolgreich sein will, sollte sich auf seine Kernkompetenzen besinnen.“Was als eine Selbstverständlichkeit daherkommt, scheint das deutsche Transport- und Speditionsgewerbe nicht oder nur halbherzig zu befolgen. Denn Speditionskaufleute, die laut Bundesamt für Güterverkehr (BAG) für die Auftragsgenerierung „eine wichtige Rolle“ spielen und „maßgeblich zum wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens beitragen“, werden nicht im ausreichenden Umfang ausgebildet. Das geht aus einem neuen Bericht der Behörde hervor. Dabei würden viele Betriebe den künftigen Personalbedarf mithilfe der Ausbildung von Speditionskaufleuten planen. Daher sollte man meinen, dass die Unternehmen auch einen hohen Aufwand betreiben, um den Nachwuchs heranzuziehen. Unterdurchschnittliche BezahlungDoch zumindest bei der Entlohnung zeigen sich die Arbeitgeber zurückhaltend. So lag die tarifliche Vergütung für angehende Speditionskaufleute 2009 in Westdeutschland bei durchschnittlich 639 Euro pro Monat, in Ostdeutschland bei 509 Euro. Damit „werden angehende Kaufleute für Speditionen und Logistikdienstleistungen weiterhin schlechter bezahlt als der Durchschnitt der Auszubildenden“, schreiben die BAG-Experten. Der Durchschnittslohn für Auszubildende betrug in Westdeutschland 679 Euro und in Ostdeutschland 595 Euro. Im Bereich Industrie und Handel lagen die Vergleichswerte bei 751 Euro beziehungsweise 656 Euro. Erschwert wird die Besetzung von Ausbildungsplätzen auch durch die demografische Entwicklung. Es gibt immer weniger Schulabgänger. So haben im Jahr 2009 vier Prozent weniger Schüler die Schule abgeschlossen als im Vorjahr. Andererseits beklagen laut BAG viele Unternehmen die mangelnde Ausbildungsreife der Auszubildenden. Das liegt zum einen daran, dass die Anforderungen an Speditionskaufleute in den letzten Jahren gestiegen sind. Das Geschäft ist immer häufiger auch ein internationales, weshalb Fremdsprachenkenntnisse heute viel selbstverständlicher vorausgesetzt werden als vor zehn, zwanzig Jahren. Vielen guten Schulabsolventen erscheinen Ausbildungsplätze in anderen Branchen wie beispielsweise dem Bank- und Versicherungswesen attraktiver – losgelöst vom Azubi-Gehalt. Das mag am Image der Branche liegen, aber auch an den Aufstiegs-chancen: Denn zumindest in kleinen, familiengeführten Betrieben werden Führungspositionen nur in Ausnahmefällen von Externen besetzt. „Angesichts vermeintlich attraktiverer Beschäftigungsbedingungen und Aufstiegschancen war in der Vergangenheit zu beobachten, dass Beschäftigte in andere Branchen der Industrie abwanderten“, zitiert der Bericht eine Folge der Entwicklung.Krisensicherer JobAlles andere als ein Ruhmesblatt für die Branche ist das Auswahlprocedere. Denn ein Gewerbe, das für sich in Anspruch nimmt, schnell zu sein, findet auch deshalb keine geeigneten Bewerber, weil die Auswahlverfahren in der Speditions- und Logistikbranche laut BAG häufig erst einige Zeit später als in anderen Branchen stattfinden. Doch dann haben sich gute Bewerber längst für eine andere Stelle entschieden. Ein Pfund, mit dem die Branche jedoch wuchern kann: Der Job als Speditionskaufmann ist relativ krisensicher. Selbst in der schwersten Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg haben die meisten Firmen auf Entlassungen verzichtet – eben weil die Betriebe sich der enormen Bedeutung von Speditionskaufleuten bewusst sind.Der Bericht geht auch auf die Nachwuchssorgen bei den Berufskraftfahrern ein. Das BAG rechnet für diesen Berufszweig, dass die Nachwuchsgewinnung in den kommenden Jahren „eine zunehmende Herausforderung“ darstellt. Hauptursache ist die demografische Entwicklung: Über ein Drittel der Berufskraftfahrer wird in den nächsten 15 Jahren altersbedingt aus dem Berufsleben ausscheiden. Teile des Speditionsgewerbes haben darauf bereits reagiert. Denn trotz der Wirtschaftskrise ist die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im vergangenen Jahr gestiegen, auch deswegen, weil es ein Förderprogramm „Aus- und Weiterbildung“ gab. Doch ist die höhere Ausbildungsquote nicht viel mehr als der Tropfen auf den heißen Stein, weshalb das BAG die Ausbildungsaktivitäten des Gewerbes als „weiterhin verhalten“ bezeichnet.Von der Tendenz her ähnlich, aber nicht so gravierend sind die Probleme der Bahnen und Binnenschiffer, Fahrpersonal zu finden. Bei den Lokführern stellt das BAG zwar einen Fachkräftemangel fest, verursacht unter anderem durch den hohen Anteil an Frührentnern in diesem Berufszweig. Doch derzeit können die Eisenbahner abgesehen von Einzelfällen die Ausbildungsplätze noch mit Absolventen besetzen.Bei den Zahlen zur Binnenschifffahrt gibt es das gravierende Manko, dass keine getrennten Daten für den Personen- und Güterverkehr vorliegen. Für die gesamte Branche gilt, dass sie mit einer Überalterung ihres Fahrpersonals zu kämpfen habe. So werden laut BAG in den nächsten 15 Jahren statistisch gesehen jährlich 152 sozialversicherungspflichtig beschäftigte Binnenschiffer aus dem Berufsleben ausscheiden. Andererseits gelingt es den Unternehmen durchaus, die angebotenen Lehrstellen zu besetzen. Das mag auch an der Entlohnung liegen, die mit durchschnittlich 949 Euro pro Monat so hoch ist wie in keinem anderen Ausbildungszweig. ❙❚■ Michael CordesOb Lok-Führer, LKW-Fahrer, Speditionskaufleute oder Schiffsführer: Alle Berufszweige müssen sich darauf einstellen, dass Personal knapp wird Personalmangel

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