Palette sucht Stellplatz

Im Transportwesen sind Kooperationen zwischen Spediteuren sowie Frachtenbörsen schon lange etabliert. Im Lagerbereich musste man bis vor nicht allzu langer Zeit häufig eines tun: viel recherchieren, um die passende Anzahl von Stellplätzen am Wunschort zu finden. Das ärgerte auch Marc Possekel, Geschäftsführer LogCoop. Das 2013 gegründete Netzwerk mittelständischer Speditionen zählt mittlerweile 110 Mitglieder. "Im Transportbereich gibt es viele Kooperationen", weiß Possekel. Er stellte sich schließlich die berechtigte Frage: "Warum gibt es eigentlich keine Kooperationen im Lagerbereich?" So wurde Anfang 2016 das LogCoop-Lagernetzwerk gegründet, in dem aktuell mehr als 60 Partner deutschlandweit über 90 Lagerstandorte und -flächen anbieten. Zu den Zielgruppen gehört unter anderem der Handel, der für Aktionen oft kurzfristig Fläche braucht. Dabei wisse die Log-Coop-Zentrale bei jedem Kooperationsmitglied, was es lagern kann, sei es Tiefkühl-Ware oder auch Gefahrgut. "So können wir passgenau auf die Kundenanfrage den passenden Lösungsansatz bieten. Von zehn bis 100.000 Paletten ist alles möglich - kurzfristig, mittelfristig, langfristig", sagt Possekel. Alle Kanäle nutzen Vermarktet wird das Angebot des Lagernetzwerks über alle Vertriebskanäle: namhafte Messen, einen eigenen Vertriebsmitarbeiter für die Lagerlogistik, Online-Werbung, Beileger und Anzeigen in Printmedien sowie über das Portal Lagerflaeche. de, das Possekel neben einigen weiteren Logistikportalen betreibt. Dort werden klassische Immobilienanzeigen gelistet, aber auch Stellplätze und Lagerdienstleistungen. "Die einzige Plattform, die den kompletten Lebenszyklus eines Lagers abbildet", so Possekel. Eines der LogCoop-Mitglieder ist die Linther Spedition mit Sitz in München. Sie organisiert für über 20 kooperierende Transportunternehmen weltweite Transporte und Distribution im Nah- und Fernverkehr. Im 6000 Quadratmeter großen Lager in München-Aubing stellt Linther auch kurzfristig Flächen zur Verfügung. "Wenn kurzfristig an einem bestimmten Ort ein Lager gesucht wird, etwa für 500 Palettenstellplätze über ein halbes Jahr, konnte man das bisher nur über aufwendige Eigenrecherche und Telefoniererei lösen - umso schwieriger, wenn man in der betreffenden Region niemanden kennt", erklärt Geschäftsführer Markus Mayr. Auch er ist von dem LogCoop-Ansatz, dass auch Mittelständler dem Handel für seine Aktionen Angebote machen können, überzeugt. "Diese Aktionen sind an den kleinen, mittelständischen Unternehmen zuvor komplett vorbeigegangen. Durch LogCoop konnten allein im vergangenen Jahr 15 solcher Projekte mit Handelsunternehmen durchgeführt werden, darunter ein namhaftes Textilfilialunternehmen", berichtet Mayr. Lagergesuche aus dem Handel laufen bei LogCoop für gewöhnlich zwar mit einem gewissen Vorlauf auf, "es kommt aber auch schon einmal vor, dass für eine Marketingaktion in Hamburg schon nächste Woche eine bestimmte Fläche benötigt wird", ergänzt Possekel. Dass es mitunter noch kurzfristiger gehen muss, beweist ein ganz anderes Szenario, das tagtäglich den Speditionsalltag bestimmen dürfte und blitzschnelles Handeln erfordert: Eine Spedition wird mit Warenannahme-Verweigerung konfrontiert, muss aber Anschlussaufträge abarbeiten. "Die Lösung so eines Ad-hoc-Problems, also das kurzfristige Unterstellen der Ware, machen unsere Partner untereinander aus", sagt Possekel. Dies bestätigt auch Mayr: "Es kommen durchaus kurzfristige Anfragen nach Lagerfläche, etwa zum Wochenende, wenn ein Fahrzeug aus irgendwelchen Gründen nicht mehr entladen werden kann. Dann stellen wir die Ware aber nicht nur unter, sondern liefern sie in der Regel am Montag auch gleich aus." Auch Fritz Guckuk, Geschäftsführer Guckuk Logistik und ebenfalls LogCoop-Mitglied, hilft sowohl Kunden aus dem Handel, die Stellplätze für Aktionsware brauchen, als auch mit ihrer Ware gestrandeten Speditionen. Guckuk verfügt an seinem Kölner Standort über 16.000 Quadratmeter Lagerfläche, wo Lagergut von Kunden aus fast allen Branchen gelagert und gehandelt wird. Und das nach Wunsch auch sehr kurzfristig. "Fahrer werden tagtäglich mit Anlieferstellen konfrontiert, wo sie ein vorgegebenes Zeitfenster einhalten müssen, was jedoch bei den heutigen Verkehrsgegebenheiten immer schwieriger wird", so Guckuk. Die Zeitfenstervergabe gehe im Speditionsalltag oftmals an der Realität vorbei. "Die Nutzer der gängigen Zeitfenster-Management-Tools sind sozusagen unsere potenziellen Kunden. Dabei handelt es sich sowohl um LogCoop-Mitglieder als auch andere Partner aus der Speditionsbranche, die wir schon lange kennen", erzählt der Kölner Logistiker. Einander helfen und profitieren Insbesondere diese Zielgruppe spricht auch TimoCom an. Auf der 2012 gelaunchten Lagerbörse des Transportplattformbetreibers können freie Flächen von TimoCom-Mitgliedern nach Lagerart, Größe und Standort angeboten und gesucht werden (siehe Interview). Auch die Linther Spedition ist bei der Frachten- und Lagerbörse gelistet. "Für Transportunternehmen, die schnell ein Problem lösen müssen, ist der Blick ins LogCoop-Netzwerk oder auch die TimoCom-Lagerbörse eine gute Option", empfiehlt Mayr. Fritz Guckuck nutzt die Frachtenbörse von TimoCom ebenfalls und listet dort parallel sein Lagerangebot. Dies sei allerdings von Dritten bis dato noch nicht in Anspruch genommen worden, sagt er. Das Lagernetzwerk der LogCoop betrachtet er auf jeden Fall als hilfreich: "Das Netzwerk lebt davon, dass Kollegen miteinander arbeiten. Man lernt sich kennen und die Wege sind im Fall der Fälle kurz." Diese Erfahrung macht auch Linther-Geschäftsführer Mayr. Das Netzwerken helfe dabei, schnell die passende Fläche zu finden, und entspreche damit voll und ganz der Hands-on-Mentalität von Mittelständlern. "Gerade unter kleineren Logistikunternehmen gibt es zwangsläufig eine gewisse Solidarität. Man hilft einander und profitiert schließlich davon", so Mayr. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Frachtenbörsen www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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