Nord-Ostsee-Kanal bekommt modernes Verkehrssicherungssystem

05.10.2006 10:24 Uhr

Künftig werden Schiffe mit Hilfe der Elektronik durch den Kanal geführt – Verkehrssicherungssystem wird am Samstag offiziell in Betrieb genommen

Brunsbüttel. Der Nord-Ostsee-Kanal bekommt ein modernes Verkehrsleitsystem. Bleistift und Radiergummi haben in der Verkehrszentrale nach mehr als 100 Jahren ausgedient. Künftig werden die Schiffe mit Hilfe der Elektronik durch den Kanal geführt. Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) wird das neue Verkehrssicherungssystem am Samstag in Brunsbüttel (Kreis Dithmarschen) offiziell in Betrieb nehmen. Dann sind nur noch 53 statt bislang 120 Menschen für den reibungslosen Verkehr auf der meistbefahrenen künstlichen Wasserstraße der Welt zuständig, sagte der Sprechers der Wasser- und Schifffahrtsamtes Christian Herrlich. Der NOK verbindet die Kieler Förde mit der Elbe bei Brunsbüttel. Durch die Schleusen an seinen Enden dürfen rund um die Uhr in beiden Richtungen Schiffe von bis zu 235 Metern Länge und 32,50 Metern Breite fahren. Obwohl die engsten Stellen im NOK mindestens 102 Meter von Ufer zu Ufer messen, reicht der Platz nicht überall für zwei Schiffe nebeneinander. Denn das eigentliche, elf Meter tiefe Fahrwasser ist am Grund des Kanals an vielen Stellen gerade einmal 44 Meter breit. Zwölf Ausweichstellen – so genannte Weichen – ermöglichen auch großen Schiffen eine Begegnung. Zwei Leitstellen in Brunsbüttel und Kiel überwachten und regelten bislang den Schiffsverkehr. Dort waren seit der Eröffnung des NOK im Jahre 1895 Bleistift, Radiergummi und simple Telefone die wichtigsten Utensilien, um teure Schiffe mit ihrer zum Teil hochgefährlichen Ladung sicher durch die meist befahrene künstliche Wasserstraße der Welt zu leiten. Als „Augen“ halfen den Nautikern „Beobachter“, die an den „Weichen“ des knapp 100 Kilometer langen Kanals saßen und per Telefon die vorbei fahrenden Schiffe meldeten. Das neue System verzichtet auf die menschlichen Beobachter-Posten längs des Kanals. Die Technik liefert jetzt den Nautikern alle zehn Sekunden die Positionen der Schiffe auf zehn Meter genau. So kennen sie auch zwischen den Weichen Geschwindigkeit und exakte Position der Schiffe. „Dadurch kann die Verkehrslenkung viel besser an die jeweilige Situation angepasst werden“, sagte Herrlich. Die Modernisierung des Verkehrssicherungssystems kostete rund 13,5 Millionen Euro. „Jeder Euro, der investiert wurde, spart am Ende mehr als drei Euro“, rechnete Herrlich vor. Die 72 arbeitslos gewordenen „Beobachter“ haben eine andere Beschäftigungen bekommen, sagte Herrlich. (dpa/tz)

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