Nischenmarkt Werttransporte

Nischenmarkt WerttransporteFliegende TresoreGold, Geld, Diamanten und teure Kunstwerke sind ganz besondere Fracht im Flugzeug. Führend im Nischenmarkt Werttransporte ist die Airline Swiss World Cargo.Bei manchen Geschäften sind Verschwiegenheit und Diskretion oberstes Gebot. Der Transport von Gold und Diamanten mit dem Flugzeug gehört ohne Zweifel in diese Kategorie. Etwa ein Drittel der Umsätze macht die Airline Swiss World Cargo mit Spezialprodukten, also Expresssendungen, Wertfrachten und temperatursensiblen Güter. Davon entfallen wiederum neun Prozent auf Wertsendungen. „Valuables“ werden potenziell auf praktisch jedem Swiss-Flug mitgenommen, auf dem nicht aus Sicherheitsgründen ein Embargo durch die Airline selbst verhängt wurde. Unter dem Produktnamen „Valuables“ fasst Swiss World Cargo Wertgüter wie Edelmetalle, Juwelen, Banknoten, vertrauliche Dokumente, Skulpturen, Gemälde oder hochsensible Computer-Komponenten zusammen. Seit ihrem Start im Jahr 2002 steht der Schweizer Frachtflieger im Ruf, die Beförderung von Wertgegenständen, Dokumenten oder Wertpapieren höchst diskret und vertraulich zu managen. Die Sicherheitsstandards beinhalten unter anderem den Transport der Sendungen in stahlversiegelten Spezialcontainern, die ständige Bewachung und Videokontrolle von Waren sowie fachlich besonders ausgebildete Mitarbeiter. „Bei vielen unserer Flüge fliegt die Sicherheit einer kleinen Bank mit“, beschreibt Bernd Maresch, Leiter für Marketing, Strategie und Produktmanagement bei Swiss World Cargo illustrativ die täglichen Abläufe. Es ist ein hochdiskretes Geschäft, über das öffentlich kaum geredet wird. Doch wer in einem Swiss-Flieger am Fenster sitzt und vor dem Start in Zürich das Geschehen am Boden verfolgt, wird häufig kleine Panzerfahrzeuge entdecken, die an das Flugzeug heranrollen und ihre Fracht in die Rümpfe der Flugzeuge umladen. Warum sind ausgerechnet Valoren – so der offizielle Begriff für Wertsachen – ein Aushängeschild der Swiss? „Weil wir eine Art fliegendes Fort Knox sind, des engen Kundenkontakts wegen und aufgrund des filigranen Sicherheitskonzepts, das wir bieten“, begründet Frachtchef Oliver Evans von Swiss World Cargo.Der Kundenkreis ist exklusivDer wertmäßige Gesamtumschlag von Diamanten, Banknoten oder Gold übersteigt 100 Milliarden Schweizer Franken pro Jahr. Die Banken, Goldraffinerien und Uhrenhersteller – dies ist der Boden, der das Nischenprodukt Valuables täglich nährt.Das Feld der Versender und Verlader ist überschaubar. Man kennt sich und weiß, was man aneinander hat. „Es ist ein eng vernetztes System mit einer ganz starken Kunden-Provider-Verflechtung“, sagt Maresch. Und jeder Kunde hat andere Bedürfnisse. Denn obwohl Silber, Kunstwerke oder Diamanten rein formal alle zur selben Produktgattung der Wertgüter beim Schweizer Flieger gehören, erfordert der Transport sehr spezifische Serviceleistungen. Etwa eine Auskunft über den Valorenflug, falls ein Agent im Auftrag eines in Singapur ansässigen Diamantenhändlers nach zentraleuropäischer Zeit nachts um drei Uhr exakt wissen möchte, wo sich seine Sendung gerade befindet und wann genau sie am Zielflughafen eintrifft. Eingesetzt werden nur speziell trainierte Mannschaften, die sich auskennen in diesem Geschäft.Auch Valoren kennen eine HochsaisonBefördert werden die Valoren an Bord der Swiss-Flotte in besonders gesicherten Containern. Es waren nach Aussage der Airline hohe Investitionen notwendig, um ein wasserdichtes Netzwerk für den Transport von Wertgütern zu schaffen. Schließlich hat das Produkt auch seinen Preis. Kommuniziert wird dieser aber nur gegenüber den unmittelbaren Kunden. In den Preistabellen der zum Lufthansa-Konzern gehörenden Airline wird man die Raten vergeblich suchen. Klar ist immerhin, dass Goldbarren zu den beliebtesten Gütern gehören, die Fluglinien befördern. Sie sind extrem schwer, nehmen aber wenig Platz im Rumpf der Flieger ein. Gold wurde während der jüngsten Finanz- und Wirtschaftskrise vermehrt über den Globus bewegt. Aufgrund der Euro-Krise und genährt durch Inflationsängste war die Ersatzwährung bei Anlegern besonders begehrt. Klassische Routen sind die zwischen der Schweiz beziehungsweise Zentraleuropa und den Finanzzentren dieser Welt, also New York, Singapur, Tokio, London und vermehrt auch Dubai. Hinzu kommen die Transporte von Südafrika nach Europa wegen der afrikanischen Goldminen. Gleiches gilt für Rohdiamanten, die aus den Ländern der Lagerstätten im Unterflurdeck der Swiss-Flotte ihre Reise zu den Abnehmern antreten. Auch wenn Valoren rund ums Jahr geflogen werden, gibt es doch saisonale Spitzenzeiten für Diamanten, Antiquitäten und Goldprodukte. Einer fällt ins Frühjahr, wenn sich in Indien Brautpaare traditionell das Jawort geben. Es ist dann üblich, der Braut Goldschmuck als stille Wertanlage zu schenken. Je mehr, desto besser. Auch die regelmäßig stattfindenden Schmuckmessen in Basel oder Hongkong sind Treiber für das Geschäft Werttransporte. So nehmen allein an der regelmäßig im Frühjahr stattfindenden Fachmesse „Baselworld“ für Uhren, Schmuck und Edelsteine mehr als 2000 Aussteller und rund 100.000 Einkäufer aus der ganzen Welt teil. Die große Mehrzahl der großen und kleinen Ausstellungsstücke in der 160.000 m² großen Veranstaltungshalle muss aus diesem Anlass in die Schweiz eingeflogen und nach der Messe wieder zu ihren Ursprungsorten zurückgebracht werden. Ein lohnender Job für Swiss World Cargo. Fast alle aus dem Ausland ankommenden Exponate werden über die Flughäfen Zürich und teilweise Genf umgeschlagen. Nach der Zollfreigabe vor Ort rollen sie in gepanzerten Fahrzeugen nach Basel, wo die Aussteller ihre Stücke in Empfang nehmen.„Es gibt eine ganze Reihe interessanter Veranstaltungen dieser Art, unter anderem auch Milliardärsmessen“, sagt Bernd Maresch. Für seine Swiss World Cargo heißt es dann: Frachtraum freihalten, Hochsicherheitscontainer bereitstellen und die Sendungen wie von den Agenten zuvor gebucht zum Zielflughafen befördern. Hört sich nach Routine an, ist es aber nicht. Das zeigt der umfangreiche Beratungsdienst, den Swiss World Cargo für die Kunden vor und während dieser Spezialtransporte vorhält. Wichtigste Regel: Diskretion und Stillschweigen wahren. ❙❚■ Heiner Siegmund, freier JournalistWenn größere Summen Geld abheben, sind besondere Sicherheitsvorkehrungen gefragtNischenmärkte LuftfrachtAbseits der Mengenbringer gibt es attraktive Spezialmärkte für Spediteure und Airlines VR 28: Aufsteiger AfrikaVR 29: Das eilige Geschäft mit weltweiten ErsatzteiltransportenVR 30: Banknoten, Gold und Diamanten – Werttransporte im FlugzeugQualität ist wichtiger als der PreisDiskretion ist in dem heiklen Geschäft alles, weiß Bernd Maresch, Marketing- und Strategie-Manager bei Swiss World Cargo.Könnte man Swiss World Cargo als die sicherste Bank im Luftraum bezeichnen? Bernd Maresch: Ich persönlich bevorzuge den neutralen Produktnamen Swiss Valuables, von dem die Valoren ein Teil sind. Es ist indes Fakt, dass wir in diesem Geschäftsfeld ausgesprochen stark vertreten sind. Insofern sind wir sicherlich spezialisiert auf den Transport wichtiger Dokumente, Schmuckgegenstände oder Banknoten. Es gibt es eine sehr überschaubare Anzahl von Fachspediteuren für diese Produkt-gattung. Die Fehlertoleranz ist überaus begrenzt. Wie groß ist der Druck, unter dem Sie stehen?Wir müssen unsere Mannschaften, die dieses Produkt managen und physisch bewegen, speziell schulen und sie beispielsweise mit den neuesten Vorschriften und Sicherheitsbestimmungen laufend vertraut machen. Hinzu kommt, dass die Handlingagenten, bei denen die Sendungen angeliefert und kurzfristig in videoüberwachten Spezialräumen eingelagert werden, sich regelmäßigen Audits unterziehen müssen. Diese zwei genannten Punkte stehen stellvertretend für ein ganzes Bündel von Maßnahmen rund um die Valuables. Was kostet eine Sendung bei Swiss World Cargo von sagen wir mal 1000 Kilogramm Goldbarren?Das sind interne Informationen, die nicht veröffentlicht werden. Wir geben unsere Ratenrichtlinien nur den unmittelbaren Kunden zur Kenntnis. Neben dem Preis, der für alle Beteilig-ten natürlich bedeutsam ist, steht die Qualität, sprich Sicherheit im Vordergrund. Werden besonders werthaltige Sendungen auch durch bewaffnete Sicherheitskräfte begleitet?Kein Kommentar. hsInterviewBernd Maresch

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