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CSRD & Nachhaltigkeitsberichtspflicht: Das müssen Speditionen jetzt wissen

12.09.2025 08:35 Uhr | Lesezeit: 5 min
CSRD Würfel auf einander gestapelt
Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) beeinflusst die Transport- und Logistikbranche grundlegend
© Foto: wutzkoh/stock.adobe.com

Die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) beeinflusst die Transport- und Logistikbranche grundlegend. Wer sich jetzt vorbereitet, kann aus der Pflicht einen echten Wettbewerbsvorteil machen.

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Die neue EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung – kurz CSRD – verändert die Spielregeln für die Transport- und Logistikbranche. Was bislang freiwillig war, wird zur Pflicht: Unternehmen müssen künftig offenlegen, wie sie mit Umwelt, sozialen Themen und Unternehmensführung umgehen. Besonders betroffen sind kleine und mittlere Speditionen, die sich bislang kaum mit ESG-Reporting beschäftigt haben. Doch wer frühzeitig handelt, kann aus der Pflicht einen strategischen Vorteil machen.

EU-Kommission reagiert mit Änderungsverordnung

Die CSRD definierte ursprünglich Unternehmensgrößen und dazugehörige Pflichten zur Erstberichterstattung. Inzwischen gibt es allerdings die Omnibus-Veränderungsverordnung, die etlichen betroffenen Unternehmen mehr Zeit verschafft. Mit der Omnibus-Veränderungsverordnung reagiert die EU-Kommission auf die wachsende Komplexität der Nachhaltigkeitsregulierung. Ziel ist es, insbesondere mittelständische Unternehmen von überbordender Bürokratie zu entlasten.

Kernpunkte der Änderungsverordnung:

  • Verschiebung der CSRD-Berichtspflicht für kleinere Unternehmen um zwei Jahre
  • Einführung der neuen Kategorie Small Midcaps (SMC) für Betriebe mit 250–750 Mitarbeitenden
  • Vereinfachte Berichtspflichten und Ausnahmen bei Produktregulierungen für SMCs
  • Entschärfung der EU-Batterieverordnung: Sorgfaltspflichten verschoben, Umsatzgrenze von 150 Mio. € als Schwelle für Pflichten

Die Omnibus-Verordnung ist also kein Rückschritt, sondern als realistischer Taktwechsel für den Mittelstand zu verstehen. Diese Anpassungen zeigen: Die EU bleibt ambitioniert, aber sie hört zu. Für viele Speditionen bedeutet das: mehr Zeit, mehr Klarheit – und die Chance, sich strategisch vorzubereiten statt hektisch zu reagieren.


Rückblick: Von der freiwilligen Praxis zur gesetzlichen Pflicht

Die Wurzeln der Nachhaltigkeitsberichterstattung reichen bis in die 1970er Jahre zurück – als Umweltkrisen und Ressourcenknappheit erstmals das Bewusstsein für ökologische Verantwortung schärften. Seitdem hat sich viel getan: Von freiwilligen Umweltberichten über die Non-Financial Reporting Directive (NFRD) bis hin zur aktuellen CSRD, die seit Dezember 2022 in Kraft ist.

Die CSRD verpflichtet deutlich mehr Unternehmen zur standardisierten ESG-Berichterstattung. Sie ersetzt die NFRD und bringt neue Anforderungen wie die „doppelte Wesentlichkeit“ und die Anwendung der European Sustainability Reporting Standards (ESRS). Damit wird Nachhaltigkeit nicht nur zur moralischen, sondern zur rechtlichen und strategischen Pflicht.



Wer ist wann betroffen?

Die Berichtspflicht rollt in drei Wellen auf die Unternehmen zu:

  • Welle 1: Große kapitalmarktorientierte Unternehmen mit >500 Mitarbeitenden – Bericht ab 2025 über das Geschäftsjahr 2024
  • Welle 2: Große Unternehmen ab 1.000 Mitarbeitenden und >450 Mio. Euro Umsatz – Bericht ab 2028
  • Welle 3: Börsennotierte KMU – Bericht ab 2029, optional mit dem vereinfachten VSME-Standard

Für viele mittelgroße Speditionen bedeutet das: Sie rutschen aus der direkten Pflicht heraus – aber nicht aus der Verantwortung. Denn große Verlader verlangen bereits heute ESG-Daten von ihren Dienstleistern, um ihre eigene Lieferkette gesetzeskonform abzubilden.

Was muss berichtet werden?

Ein CSRD-konformer Bericht umfasst:

  • Doppelte Wesentlichkeit: Wie beeinflusst das Unternehmen Umwelt und Gesellschaft – und umgekehrt?
  • ESG-Themenfelder: Umwelt (z. B. CO₂-Emissionen), Soziales (Arbeitsbedingungen, Diversität), Governance (Compliance, Korruption)
  • Strategie & Ziele: Nachhaltigkeitsziele und deren Integration in die Unternehmensstrategie
  • Kennzahlen & Datenpunkte: z. B. Scope-1- bis Scope-3-Emissionen, Energieverbrauch, Anteil nachhaltiger Investitionen
  • Risikomanagement: Umgang mit Nachhaltigkeitsrisiken

Online-Seminar: EU-Omnibus: Das sind die neuen CSRD-Berichtspflichten

Praxisbeispiel: Wie ein Spediteur seinen Bericht aufsetzt

Stellen wir uns eine europaweit tätige Spedition vor – mit eigenem Fuhrpark, Logistikzentren und Partnern auf der Schiene. Ihr Bericht beginnt mit einer Wesentlichkeitsanalyse: Welche ESG-Themen sind für das Unternehmen und seine Stakeholder relevant?

Im Bereich „Umwelt“ werden CO₂-Emissionen erfasst, Routen optimiert, alternative Antriebe eingesetzt und Standorte energieeffizient gestaltet. Unter „Soziales“ geht es um faire Arbeitsbedingungen, Sicherheit, Weiterbildung und Diversität. Im Bereich „Governance“ stehen Compliance, Lieferkettenverantwortung und die Prüfung des Berichts im Fokus.


""Wer heute sauber berichtet, gewinnt morgen saubere Aufträge""

Mirko Schedlbauer, CEO Shipzero


Antworten auf die wichtigsten Fragen - aus dem Podcast mit Mirko Schedlbauer

  • Welche Schritte sollte ein Geschäftsführer als Erstes gehen? Eine solide Datenbasis schaffen: ESG-Daten aus Fuhrpark, Lager, Personal und Buchhaltung erfassen und strukturieren
  • Wie gelingt die doppelte Wesentlichkeitsanalyse? Durch strategischen Dialog mit Stakeholdern – nicht nur intern, sondern auch entlang der Lieferkette
  • Wie bereitet man sich auf die Prüfung vor? Mit dokumentierten Prozessen, klaren Verantwortlichkeiten und frühzeitiger Abstimmung mit dem Wirtschaftsprüfer

Die CSRD ist mehr als ein regulatorischer Meilenstein – sie ist ein Weckruf für die Branche. Wer früh beginnt, kann Prozesse optimieren, Kunden überzeugen und sich als verantwortungsbewusster Partner positionieren. Die Berichtspflicht kommt – aber ob sie zur Last oder zur Chance wird, entscheidet jedes Unternehmen selbst.

Podcast hier direkt anhören!


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