Södertälje/München/Hannover. Der Betriebsrat des schwedischen Lkw-Herstellers Scania hat die Rücknahme des milliardenschweren Übernahmeangebotes von MAN begrüßt. Betriebsratschef Kjell Wallin erklärte am Mittwoch: "Nun ist die Gefahr vorüber, dass jemand mit starken Eigeninteressen bei Scania Arbeitsplätze und Sicherheit aufs Spiel setzt." Am Vortag hatte der Münchner MAN-Konzern nach monatelangem erbittertem Widerstand aus Schweden seine Übernahmepläne aufgegeben. Der Schritt kam nicht unerwartet, nachdem der Milliarden-Poker seit vielen Wochen festgefahren war. Stattdessen will MAN nun einen freundlichen Zusammenschluss mit Scania und den Schwerlaster-Aktivitäten des größten Scania-Aktionärs Volkswagen anstreben. Unterdessen trieben am Mittwoch Gerüchte um ein angebliches Gegenangebot von VW und Investor den Kurs der MAN-Aktie nach oben. Die Papiere notierten zeitweise um mehr als drei Prozent im Plus bei 78,30 Euro. Hintergrund der Kursentwicklung waren Spekulationen, VW und die zur schwedischen Industriellenfamilie Wallenberg gehörende Finanzholding Investor AB, die zugleich zweitgrößter Scania-Aktionär ist, wollten ein Übernahmeangebot für MAN machen und 85 Euro je Aktie bieten. Dies mache Sinn, sagte ein Händler in einer ersten Einschätzung. VW wolle die bestimmende Kraft in der geplanten Dreier- Allianz werden, um das Lastwagengeschäft von MAN mit der eigenen Lastwagensparte und Scania zusammenzulegen. Bei den Beteiligten wurden die Spekulationen aber als Marktgerüchte zurückgewiesen. Eine Gegenofferte würde den Erklärungen vom Vortag, dass nun eine freundliche Lösung angestrebt werde, widersprechen, hieß es in Branchenkreisen. Der Scania-Betriebsrat hatte den Übernahmeversuch von MAN in den vergangenen Monaten massiv bekämpft. Zu einem freundlichen Zusammengehen beider Lastwagenhersteller meinte Wallin: "Wir können uns höchstens eine Zusammenarbeit zweier selbstständiger Unternehmen auf der Basis von Gleichstellung und Gerechtigkeit vorstellen." Auch die Scania-Leitung sowie Investor hatten die Rücknahme der in Schweden als feindlich eingestuften MAN-Offerte begrüßt. MAN hatte 10,3 Milliarden Euro für den schwedischen Konkurrenten geboten. MAN-Konzernbetriebsratschef Lothar Pohlmann beurteilte Chancen für eine freundliche Lösung zuversichtlich. "Ich bin davon überzeugt, dass es weitergeht", sagte er der dpa. Der Betriebsrat lehne eine Zerschlagung von MAN grundsätzlich ab. "Ich kann mir nicht vorstellen, dass das VW-Management einen deutschen Konzern zerschlagen will", sagte Pohlmann. (dpa)
Nach MAN-Rückzug Spekulation über Scania-Gegenangebot

Scania-Betriebsrat begrüßt MAN-Rückzieher / Beteiligte weisen Diskussionen über Gegenofferte allerdings als "Marktgerüchte" zurück