Kassel. Die Zahlen sprechen für sich: Mit 2500 bis 3000 Abgängen rechnet der Möbelhandel bei den Monteuren jährlich. Dem stehen nur knapp 500 Auszubildende gegenüber, die den Beruf Fachkraft für Möbel-, Küchen- und Umzugsservice (FMKU) erlernen. Es droht ein Fachkräftemangel, den auch die Möbelspeditionen zu spüren kommen. „Es gibt zur Mitarbeitergewinnung daher keinen besseren Weg als selber auszubilden“, sagte Markus Sonnen, geschäftsführender Gesellschafter der Möbelspedition Beckmann in Rheine, gestern auf einer Diskussionsveranstaltung im Rahmen der Möbellogistikmesse Mölo in Kassel.
Er fordert seine Speditionskollegen auf, die Scheu zu verlieren, junge Menschen auszubilden. Elke Schlautmann von der Gesellschaft für Berufsbildende Maßnahmen (GFBM) ermutigte ebenfalls die Unternehmen, verstärkt auszubilden. Sie wehrte sich gegen das Vorurteil, dass viele Bewerber wegen fehlender Qualifikation nicht geeignet seien. „Man muss die Auszubildenden stärker betreuen, ihnen eine Anleitung geben. Bei den Unternehmen, die sich engagieren, klappt es dann in der Regel auch“, sagte Schlautmann.
Martin Boller, Fachdozent an der Akademie der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel (DGM) für den Fachbereich Qualitätssicherung, bemängelte, dass viele Berufsschulen und Ausbildungsbetrieb nicht ausreichend für eine Ausbildung von Schülern vorbereitet sind. Dem hielt Sonnen entgegen, dass das Wissen in den meisten Betrieben vorhanden sei, jedoch zu wenig Zeit und Geld in die Ausbildung investiert werde.
Hubert Oppelt-Etzel, Berufsschullehrer an der Josef Greising Schule in Würzburg, verwies auf die Vielfalt der Anforderungen. So muss die FMKU nicht nur Möbel ab- und aufbauen, Schränke an die Wand dübeln und Elektrogeräte anschließen. Er muss auch gegenüber dem Kunden auftreten, die Ware verpacken und sichern sowie gegebenenfalls noch einen LKW fahren können. Oppelt-Etzel sah hier noch Verbesserungsbedarf bei den Arbeitsämtern, die sich unter der FMKU häufig einen reinen Möbelpacker vorstellen, aber nicht die Vielfalt der Tätigkeiten kennen. Für interessierte Schüler sei zudem auch von Belang, dass man in Kontakt mit den Kunden käme und nicht den ganzen Tag in einer Werkstatt arbeite.
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass alle Beteiligten – Möbelhandel, Möbelindustrie, Möbelspedition, die Verbände, die Berufsschulen, die Industrie- und Handelskammern und die Arbeitsagenturen – mehr tun müssen, um den Beruf bekannter zu machen, um so dem Fachmangel entgegenzuwirken. (cd)
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