Mietmarkt im Umbruch

Knapp 40 BDF-Wechselbrückenfahrzeuge hat Dirk Blitz bislang bei Pema gemietet. Jede Einheit orderte er für 48 Monate. "Angesichts der verhaltenen Konjunktur würde ich auch das 41. Fahrzeug mieten", sagt der Transportunternehmer aus dem hessischen Groß-Umstadt. Für ihn bedeutet Lkw-Miete minimiertes Risiko, maximale Kalkulationssicherheit und erhöhte Kreditwürdigkeit. "Bei dieser Beschaffungsform belaste ich meine Bilanz nicht durch zusätzliches Fremdkapital", begründet er den Verzicht auf kreditfinanzierte Lkw. Außerdem stelle der Vermieter bei Pannen und Schäden sofort Ersatzfahrzeuge bereit. Als Pema-Kunde werde er von Abschleppdiensten und Werkstätten immer zuvorkommend behandelt, bestätigt Blitz. "Das kann mein vergleichsweise unbekanntes Unternehmen als Auftraggeber nicht erwarten", ist er überzeugt. Mit Unternehmern wie Blitz würden viele Lkw-Vermieter gerne 2017 durchstarten. Während der letzten Jahre nahmen die einzelnen Marktteilnehmer eine sehr unterschiedliche Entwicklung. Während viele nationale und internationale markenunabhängige Vermieter und die großen Finanzierungsdienstleister der Hersteller wiederholt zweistellig zugelegt haben, mussten gerade kleinere Anbieter stagnierende oder gar rückläufige Umsätze hinnehmen. Viele sehen sich als Opfer massiver Preiskämpfe. "Für ein Fahrzeug, das vor drei Jahren noch 2000 Euro Miete im Monat gekostet hat, kann ich heute gerade mal 1500 Euro fordern", klagt Stephan Füchsl, Inhaber von "Die Lkw Profis" in Oberschleißheim bei München. "Ein neuer Lkw mit Euro 6-Motor bringt heute weniger Miete als seinerzeit ein Neufahrzeug mit Euro 5-Motor." Füchsl hat sich aus dem Mietgeschäft weitgehend zurückgezogen und konzentriert sich auf den Verkauf. Heute bietet der Familienunternehmer Miete vorzugsweise für wenig nachgefragte Spezialfahrzeuge wie den neuen Mercedes Arocs Kipper an. Auch andere kleine Vermieter haben sich auf Kipper und andere Lkw für die Bauwirtschaft spezialisiert. "Spätestens ab Frühjahr 2017 wird die Nachfrage nach solchen Fahrzeugen spürbar anziehen", ist Christian Neumeier, Vertriebsleiter von HoRenta in Hohenlinden, überzeugt. Wie HoRenta erleben viele Vermieter Januar und Februar als ein frühes Jahrestief. Dann werden zahlreiche Fahrzeuge, welche in den letzten Monaten des Vorjahres kurzfristig angemietet worden sind, wieder zurückgegeben. Mit neuen Geschäftsabschlüssen ist erst ab März zu rechnen. Darauf spekulieren die Lkw-Vermieter 2017 angesichts der sich eintrübenden Konjunktur noch mehr als in den Vorjahren. "Je unsicherer der Markt agiert, desto mehr spricht für die Miete", gibt Michael Schittenhelm, Vertriebsleiter von KLVrent in Trostberg, eine weitverbreitete Einschätzung wieder. Mit Miete bleibe der Transportunternehmer flexibel. Er kann Laufzeiten nach seiner Wahl abschließen und den Vertrag vorzeitig kündigen, wenn Geschäfte wegbrechen oder ein attraktives Neufahrzeug winkt. Umfangreiche Zusatzservices Der Gesetzgeber spricht im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB) dem Mieter ein Kündigungsrecht ausdrücklich zu. Außerdem verpflichtet er den Vermieter, dem Mieter den Mietgegenstand "in einem zum vertragsgemäßen Gebrauch geeigneten Zustand zu überlassen". An umfangreichen Zusatzservices führt also kein Weg vorbei. Der Vermieter muss mit Wartungen und Instandhaltungen das Mietfahrzeug in Schuss halten. Solche Dienstleistungen kosten. Gegenüber Kredit- und Leasingnehmern haben Mietkunden über viele Jahre hinweg bis zu 20 Prozent höhere Raten bezahlt. Heute sind die Differenzen geringer. Da die Kreditraten als Folge der Niedrigzinsen gesunken sind, haben viele Vermieter mit ihren Raten nachgezogen: Ohnehin profitieren auch sie von niedrigeren Finanzierungskosten für Trucks und Trailer. Gleichzeitig haben vor allem die großen Marktteilnehmer ihre Dienstleistungen weiter ausgebaut. Heute wirbt nahezu jeder Anbieter mit Mietfristen unterhalb eines Monats, viele bieten die Fahrzeuge sogar für 24 Stunden an. Außerdem wurden die Fahrzeugportfolios ausgebaut. Aus vielen Fuhrparks sind Tank-, Silo-, Kühl-, Entsorgungs- und andere Spezialfahrzeuge nicht mehr wegzudenken. Auch konventionelle Fahrzeuge laufen weiterhin gut. Jeder Anbieter meldet eine hohe Nachfrage nach Verteilerfahrzeugen bis 16 Tonnen Gesamtgewicht. Vor diesem Hintergrund scheint das Marktpotenzial noch lange nicht ausgeschöpft. Viele Transportunternehmer ziehen weiterhin eine Finanzierung vor, weil sie die niedrigen Zinsen nutzen wollen oder auf Anraten ihrer Steuerberater stille Reserven bilden. Genau an diese Zielgruppe wenden sich die Vermieter mit weiter flexibilisierten Langzeitmieten. "Die durchschnittliche Vertragslaufzeit für Zugmaschinen hat sich bei einem Jahr eingependelt", begründet Udo Prestel, Vertriebschef von Pema, die Konzentration auf diese Kunden. Der Marktkenner kann sich weitere Abstufungen im Serviceangebot vorstellen. Wer beispielsweise Verschleißreparaturen in der eigenen Werkstatt durchführen will, profitiert von niedrigeren Mietraten. Der Abschied vom Full Service hat offenbar begonnen, der Trend geht zu modular aufgebauten Serviceleistungen. So werben MAN Rental und HoRenta mit drei unterschiedlichen Mietprodukten. Neueste Fahrzeuge verfügbar Als weiteres Markthemmnis haben viele Vermieter den wachsenden Fahrermangel ausgemacht. Mit Lösungen für dieses Problem tun sie sich freilich schwer. Das "Miet & Fahr"-Angebot der Daimler-Tochter CharterWay, welche "an jedem Ort in Deutschland Fahrer und Fahrzeug" innerhalb von 24 Stunden zur Verfügung stellen will, fand bislang kaum Nachahmer. Weit mehr versprechen sich die Vermieter davon, ihren Kunden die jeweils neuesten Fahrzeuge zur Verfügung zu stellen. Wer seine Flotten mit Mieten ab einem Jahr managt, fährt immer modernste Lkw, lautet die Zusage. "Wir werden 2017 unser Portfolio kontinuierlich auf die im Herbst 2016 eingeführten Baureihen für Fernverkehre ausrichten", versichert Jörg Dillmann, Bereichsleiter von Scania Rent. Die Herstellertochter spricht bereits jetzt von einem erfolgreichen Start ins Jahr 2017. Gleichzeitig könnten auch die Fahrzeugportfolios ausgebaut werden. Das erlebt Blitz bei seinem Mietfuhrpark. "Ich habe jede gezogene Einheit gekauft oder finanziert", berichtet der Transportunternehmer. Seine Verlader aus der Textilwirtschaft wünschen Equipment, das Vermieter nicht führen. Auch für große Anbieter rechnet sich nicht jedes Nischenfahrzeug. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier "Lkw-Miete" www.verkehrsrundschau.de/dossiers Vorteile der Lkw-Miete Fahrer sollen mit modernen Fahrzeugen unterwegs sein Ohne Miet-Lkw kann sich Olaf Eckardt sein Unternehmen nicht vorstellen. "15 der 20 Züge habe ich für jeweils ein Jahr gemietet", sagt der Allershausener Transportunternehmer." Jeder gemietete Zug hat Euro 6, ist im Zweischichtbetrieb auf Langstrecken unterwegs und fährt rund 300.000 Kilometer im Jahr." Am Ende der Vertragslaufzeit gibt Eckardt die Fahrzeuge an KLVrent und andere Vermieter zurück und mietet einen neuen Zug."Meine Fahrer sollen mit den jeweils modernsten Fahrzeugen unterwegs sein", sagt Eckardt."Das kommt bei meinen Kunden aus der Speditionswirtschaft gut an und vermindert die Pannen- und Unfallgefahr." Wenn trotzdem etwas passieren sollte, stellt KLVrent ein Ersatzfahrzeug zur Verfügung, was bislang Eckardt zufolge einwandfrei geklappt habe. Als eiserne Reserve stehen die fünf eigenen Züge bereit, die Eckardt im Nahverkehr einsetzt. Alle sind allerdings über ein Jahr alt und fahren noch mit Euro 5-Motoren. bot

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