Meisterschaft für Könner am Volant

Meisterschaften im Truck-Sport waren in den Achtzigern beliebte Wettbewerbe, zu denen eine selbstbewusste Berufsgruppe im sportlichen Wettkampf antrat, um den König hinter dem Lenkrad zu finden. Irgendwann wurde es ruhig um die Berufskraftfahrer-Challenges. Doch jetzt, ganz allmählich, finden sich wieder mehr und mehr Begeisterte, die diese Tradition wieder aufleben lassen. Die VR-Schwesterzeitschrift Trucker unterstützt diese Bemühungen unter anderem durch die regelmäßige Veröffentlichung der Ausscheidungstermine sowie der Ergebnisse auf ihren Seiten www.trucker.de. Doch das Redaktionsteam wollte mehr tun. Deshalb kam die Anfrage von Continental, ob man nicht gemeinsam ins Thema einsteigen wolle, gerade recht. Als dann noch der ADAC seine Unterstützung bekundete, war die Sache klar: Die VR und der Trucker machen eine Truck Challenge im Fahrsicherheitszentrum in Schlüsselfeld an der A 9. Fahrzeugvermieter Pema war ebenfalls angetan von der Idee und stellte spontan sechs flammneue Lkw von DAF, MAN, Renault und Volvo zur Verfügung. Die Teilnehmer fanden's klasse, so hatte man mal Gelegenheit, sich die Produkte anderer Marken anzusehen. Von weit über 100 Bewerbern kamen nur 30 in die Endausscheidung Vor dem Erfolg steht bekanntlich der Schweiß: Ehe es für die 30 Kandidaten in den Parcours ging, musste ein Fragebogen im Trucker beantwortet werden. "Und der hatte es in sich", stöhnte Teilnehmer Ralf Schmitz noch auf dem Veranstaltungsgelände. "Ihr habt euch da echt ein paar knifflige Fragen einfallen lassen, die man nicht mal googeln konnte." "Recht so", meinte VerkehrsRundschau-Mitarbeiterin Andrea Volz und verriet: "Nicht mal 30 Prozent der Bewerber haben tatsächlich alle Fragen richtig beantwortet." Umso glücklicher der Teilnehmerkreis, der sich schließlich im ADAC-Fahrsicherheitszentrum in Schlüsselfeld einfand. Ergänzt um einige Unternehmer, die Continental eingeladen hatte, ging es am frühen Morgen an die erste von insgesamt zehn Aufgaben. Zum Standard gehört natürlich das Rangieren mit dem Sattelzug - am Vormittag über die Fahrerseite, am Nachmittag quasi umgedreht über die Beifahrerseite. VR-Redakteur Gerhard Grünig meinte am Ende: "Beim nächsten Mal müssen die ADAC-Trainer und wir die Übung wohl schwieriger machen. Bei einigen Kandidaten sah das so mühelos aus, als würden sie einen Motorroller auf einem SUV-Parkplatz positionieren." Aber eben nicht bei allen. ADAC-Trainingsleiter Andreas Beran beklagte am Ende ein paar Kollateralschäden an Pylonen - und an der Grasnarbe, die manche großzügig (aber verbotenerweise) zum Rangieren mitbenutzt hatten und sich damit Strafpunkte einfingen. Eine Übung hatte es besonders in sich: das Rangieren mit einem kleinen Wägelchen an der vorderen Kupplung, das von den Fahrern durch einen Slalomparcours zu steuern war. Weil als Hilfe nur der vordere Rampenspiegel zur Verfügung stand, taten sich viele enorm schwer. Den Ideengeber zu dieser Übung plagte schon ein schlechtes Gewissen, weil das anfangs keinem der Teilnehmer gelingen wollte. Doch plötzlich platzte der Knoten und immerhin sieben Fahrer bugsierten den kleinen Wagen souverän durch den Slalomkurs. Allerdings gaben die Verrenkungen, die sie dabei machten, erheblichen Grund zur Heiterkeit. Mit dem Lenkrad zwischen den Knien, halb auf dem Armaturenbrett liegend und hochkonzentriert mit der Zunge zwischen den Zähnen schafften sie es umzudenken. Denn Anhänger und Lenkrad arbeiteten bei dieser Übung stets gegensinnig ... Bei den weiteren Übungen galt es, einen Zwölftonner zielgenau einzuparken, die Dimensionen eines 6x2 mit mächtigem Kranaufbau einzuschätzen, eine Kreisbahn exakt einmal mit dem Vor- und einmal mit dem Hinterrad abzufahren und sich als Gruppe beim Thema Ladungssicherung zu bewähren. Dazu hatte Krone den von Messen bekannten "LaSi-Trailer" mitgebracht. ADAC-Trainer Robert Fischer baute die perfekte Ladungssicherung vor jeder Übung ab und bat die Teilnehmer um eine möglichst optimale Lösung. "Die Ergebnisse waren durchwachsen", urteilte Robert Fischer im Nachhinein. "Von 200 zu vergebenden Punkten erreichten manche Gruppen gerade mal gut die Hälfte. Beim Erklären der Aufgabe hatte ich demonstrativ immer wieder die Berechnungsdisk hochgehalten. Genutzt hat sie kaum eine Gruppe. Die Jungs machen das wohl eher intuitiv - was nicht immer passt ..." Gute Reifen entscheiden am Ende, ob man steht - oder gar tot ist Eine Übung mit Aha-Effekt war die Gefahrenbremsung aus 50 km/h. Um es nicht zu einfach zu machen, waren auf der DAF-Zugmaschine erst Sommer-, dann Winterreifen montiert - und natürlich wurde der Test auf Rutschbelag gefahren. Was ein guter Winterreifen bewirkt, zeigte das Ergebnis nach der Auswertung beider Durchgänge. Während mit Sommerreifen nur drei Mann rechtzeitig zum Stehen kamen und viele mit erheblicher Differenzgeschwindigkeit ins Wasserhindernis "krachten", kamen mit reibungsoptimierten Winterreifen fast dreimal so viele rechtzeitig vor dem Hindernis zum Stehen. In den anderen Fällen war die "Aufprallgeschwindigkeit" erheblich niedriger. Am Ende eines ereignisreichen Tages erreichten immerhin drei Teilnehmer über 800 von möglichen 1100 Punkten. Mit 806 Zählern landete Joe Lindemeier auf Platz drei der Truck Challenge. Platz zwei sicherte sich Tobias Torsten mit 822 Punkten. Und ganz oben auf dem Siegertreppchen stand Ricky Bornhorst. Er verbuchte 838 Zähler. Und wem der Name bekannt vorkommt: Ricky ist Vizeweltmeister im Truck-Sport. So leicht können die Übungen also doch nicht gewesen sein. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Reifen www.verkehrsrundschau.de/dossiers