Paris. Der Umschlag im Hafen von Marseille ist ein weiteres Mal Opfer eines Seeleute- und Hafenarbeiterstreiks. Seit 6 Wochen wird der Fährverkehr der halbstaatlichen Linie SNCM zwischen Frankreichs grösstem Hafen und der Insel Korsika durch Personal behindert, das befürchtet, die Reederei plane mittelfristig einen einschneidenden Kapazitäts- und Arbeitsplatzabbau.
Anfang letzter Woche verstärkten die Streikenden den Druck, indem sie den Zugang zu den Häfen mit Schiffen blockierten. Daraufhin lösten am Donnerstag 700 Polizisten see- und landseitig die Blockade auf und nahmen 15 Gewerkschaftler fest. Zwar konnten danach zwei Kreuzfahrtschiffe auslaufen, aber die im Hafen liegenden Container-Frachter weder be- noch entladen werden, weil nunmehr das Kranführer- und Portikus-Personal aus Protest gegen die Polizeiaktion seinerseits in Streik getreten ist.
Der französische Staat hält an der Korsikaverbindung 25 Prozent, Hauptaktionär ist die Gruppe Veolia. Inzwischen fürchten die korsischen Instanzen ernsthaft um die weitere Versorgung der Insel und drängen die Reederei dazu, den Verkehr mit dem nicht streikenden Teil des Personals wieder in Gang zu bringen. Die Situation schien am Wochenende völlig festgefahren und der maritime Umschlagplatz Marseille inklusive der regionalen Wirtschaft im Bereich der Rhônemündung erneut in internationalen Misskredit und finanzielle Schwierigkeiten gebracht zu werden. Burleske Züge hat das Geschehen dadurch bekommen, dass in Reaktion auf die Entwicklung in Marseille nun auch die Docker im benachbarten Hafen von Toulon die Arbeit niedergelegt haben. Sie wollen damit dagegen protestieren, dass bei Streiks in Marseille die Schiffe nach Toulon ausweichen und dadurch für sie Mehrarbeit entsteht. (jb)