MAN will Scania schlucken und Nummer eins in Europa werden

13.09.2006 14:19 Uhr
Objekt der Begierde: MAN wil Scania (Foto: Scania)

Der MAN-Konzern will durch eine milliardenschwere Übernahme des schwedischen Konkurrenten Scania zum größten Hersteller von Lastwagen und Bussen in Europa aufrücken.

München. MAN bestätigte am Mittwoch nach heftigen Spekulationen über die mögliche Lastwagen-Ehe das Interesse an einer Verschmelzung mit Scania. Nähere Angaben wurden zunächst nicht gemacht. Es gebe eine überzeugende industrielle Logik für diese Kombination, erklärte MAN lediglich. Durch eine Verschmelzung würde ein Nutzfahrzeug-Riese mit jährlich mehr als 120.000 verkauften Lastern und mehr als 13.000 Bussen entstehen. Gemeinsam haben die Unternehmen rund 80.000 Beschäftigte. Mit dem offiziellen Kaufangebot wird in der kommenden Woche gerechnet. Zum Preis äußerte sich MAN nicht. Gemessen am Börsenwert von Scania erwarten Branchenkreise einen Wert von rund zehn Milliarden Euro. Die Übernahme soll im Einvernehmen mit dem Scania-Management erfolgen. MAN-Chef Hakan Samuelsson habe mehrfach betont, dass eine feindliche Übernahme nicht in Betracht komme, sagte Harald Flassbeck, der für die IG Metall im Aufsichtsrat MAN Nutzfahrzeuge sitzt. Grundsätzlich mache der Schritt Sinn. „Man muss in dieser Branche eine bestimmte Größe haben.“ Die Scania-Anteilseigner VW und die Wallenberg-Familie haben dem Deal offenbar zugestimmt. Samuelsson hatte selbst 23 Jahre lang für Scania gearbeitet, bevor er im Jahr 2000 zum MAN-Konzern kam und dort zunächst die Nutzfahrzeugsparte leitete. Nach seinem Wechsel an die Konzernspitze trimmte er alle MAN-Sparten auf bessere Renditen und verordnete der Belegschaft im Münchner Werk dazu auch längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich. Im Gegenzug sicherte MAN zu, bis 2012 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten. An der Börse sorgten die Übernahmepläne für Aufregung. Die Aktie des schwedischen Nutzfahrzeugeherstellers sprang schon vor der offiziellen Bestätigung durch MAN in Stockholm um zehn Prozent auf 424,50 Kronen (46 Euro). Der Handel war am Vortag wegen der Gerüchte um eine mögliche Übernahme zeitweise ausgesetzt worden. Die Markennamen MAN und Scania sollen nach Informationen aus Branchenkreisen auch nach der Verschmelzung beider Konzerne erhalten bleiben. Auch die Firmenzentralen sollen nicht verändert werden. Ein Stellenabbau sei kein Thema, hieß es. „Bei dem Zusammenschluss geht es um Wachstum.“ In der Nutzfahrzeugbranche gilt Scania wegen einer hohen Produktivität seit langem als attraktiv. Im ersten Halbjahr stieg der Nettogewinn um 22 Prozent auf 2,8 Milliarden Kronen (303 Millionen Euro), der Umsatz lag bei 35 Milliarden Kronen (plus 19 Prozent). Auch MAN gab in dieser Zeit ordentlich Gas. Die Erlöse legten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um zehn Prozent auf knapp 6,8 Milliarden Euro zu, den Überschuss konnte die Gruppe mit 352 Millionen Euro mehr als verdoppeln.

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