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Lufthansa-Chef Mayrhuber weist Kauf von Iberia zurück

16.04.2007 09:51 Uhr
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Lufthansa interessiert sich für Iberia (Iberia)
© Foto: Iberia

Für Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber ist die spanische Fluggesellschaft Iberia zu teuer: Spekulative Preise seien nicht finanzierbar

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Frankfurt/Main. Lufthansa-Vorstandschef Wolfgang Mayrhuber hat einen Kauf der spanischen Fluggesellschaft Iberia als zu teuer zurückgewiesen. „Sie wissen, dass spekulative Preise für uns nicht finanzierbar sind“, sagte Mayrhuber heute bei einem europäischen Luftverkehrskongress in Frankfurt. An dem Treffen will neben Mayrhuber auch Iberia-Chef Fernando Conte Garcia teilnehmen, der zugleich Chef der Europäischen Airline-Vereinigung AEA ist. Mayrhuber sagte weiter, die Lufthansa sei gut beraten, sich bei möglichen Veränderungen im Luftfahrt-Markt zu kümmern. Es müsse aber immer für beide Seiten Sinn machen. Die „WirtschaftsWoche“ hatte zuvor berichtet, Lufthansa könnte noch in diesem Monat Iberia übernehmen. Mit der Übernahme der spanischen Iberia hätte sich die größte deutsche Fluggesellschaft mit einem Schlag zur umsatzstärksten Airline der Welt emporschwingen können. Zusammen würde der neue europäische Gigant Air France/KLM überflügeln. Doch die Sache hat einen Haken: Der Preis ist zu hoch. Die Übernahmen-Debatte dürfte deshalb an diesem Mittwoch das zentrale Thema auf der Hauptversammlung der Lufthansa in Berlin sein. „Die entscheidende Frage dreht sich um das richtige Verhältnis von Preis und Risiko“, gibt Lufthansa-Chef Wolfgang Mayrhuber unumwunden das Problem zu. „Wir erachten aber Iberia mit den Marktpreisen, die da im Raum stehen, als klar zu teuer“, erklärte er jüngst in einem Interview. Schließlich ist die milliardenteure Iberia nicht mit der Schweizer Swiss zu vergleichen: Hier hatte Lufthansa zunächst gerade mal einen zweistelligen Millionenbetrag auf den Tisch legen müssen, zusammen mit erfolgsabhängigen Zahlungen waren für die Übernahme maximal 310 Millionen Euro vereinbart worden. Ein Blick in die Kurslisten und Bilanzen zeigt die Diskrepanzen zwischen Iberia und Lufthansa: Mit rund vier Milliarden Euro wird Iberia derzeit an den Börsen bewertet - das ist kaum weniger als der Umsatz 2006, der bei 5,5 Milliarden Euro lag. Zum Vergleich: Lufthansa wird an der Börse mit gut 10 Milliarden Euro bewertet, erzielte im vergangenen Jahr aber immerhin knapp 20 Milliarden Euro Umsatz. Auch gemessen am Netto-Ergebnis ist Iberia sehr teuer: Die Spanier kamen zuletzt - unbereinigt von Steuervorauszahlungen - auf knapp 57 Millionen Euro, was einen Einbruch von fast 86 Prozent bedeutete. Lufthansa verbuchte dagegen mehr als 800 Millionen Euro Gewinn - ein Plus von 77 Prozent. „Wir dürfen uns keine Mühlsteine an den Hals hängen“, meinte Mayrhuber jüngst in der „Neuen Zürcher Zeitung“. Für die defizitäre Alitalia, wo ebenfalls über eine Übernahme durch Lufthansa spekuliert wurde, dürfte dies erst recht gelten. Doch ein Zusammenschluss von Lufthansa und Iberia hätte trotzdem seinen Reiz, heißt es in Lufthansa-Kreisen. Die Lufthansa ist Marktführer auf den Verbindungen von Europa nach Asien, aber sehr schwach im Geschäft nach Lateinamerika. Iberia hat ihre Stärke dagegen auf gerade diesen Strecken, zum Beispiel nach Brasilien. Dazu käme der Größenvorteil, wenn Lufthansa nach der Übernahme der Swiss nun auch mit Iberia etwa beim Einkauf oder der Abfertigung auf den Flughäfen zusammenarbeiten könnte. Luftfahrtexperten sehen in der Kombination von Lufthansa und Iberia eine ideale Ergänzung, zumal Lateinamerika in den kommenden Jahren wirtschaftlich an Bedeutung gewinnen dürfte. Und auf den Strecken nach Lateinamerika droht wahrscheinlich weniger harte Konkurrenz - auf den Asien-Strecken gibt es schließlich einen zunehmend harten Wettbewerb mit Gesellschaften wie Emirates, die mit Milliarden aus dem Öl-Geschäft aufgebaut wurden. Auf der Nordamerika-Route wollen zudem viele US-Airlines, denen eine Subventionierung durch den Staat vorgeworfen wird, künftig kräftiger mitspielen. So scheint es auch nur folgerichtig, dass die Lufthansa jetzt laut einem Bericht der „WirtschaftsWoche“ nach Lösungen für eine Iberia-Übernahme sucht. Denkbar wäre zum Beispiel ein Aktientausch, so dass die Lufthansa kein oder nur wenig Geld in die Hand nehmen müsste. Schließlich gilt Lufthansa als vorsichtiger Investor. Da die Luftfahrt-Branche durch Terror, Krieg oder Seuchen krisenanfällig ist, hat man gerne auch ein Finanzpolster. Dabei drängt die Zeit. Der Finanzinvestor Texas Pacific Group hat bereits ein Angebot für Iberia in Höhe von rund 3,4 Milliarden Euro in Aussicht gestellt und dafür Unternehmensdaten angefordert. In den nächsten Wochen könnte hier ein konkretes Angebot auf dem Tisch liegen. „Wenn jetzt jemand anderes Iberia kauft, ist sie entweder vom Markt oder wird in zwei Jahren noch teurer angeboten“, heißt es laut „WirtschaftsWoche“ in Unternehmenskreisen. Bereits im April sei deshalb ein Abschluss möglich. Andererseits: Die Übernahme der Swiss hatte sich über Jahre hingezogen. (dpa/tz)

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