Logistics Performance Index

Logistics Performance IndexDeutschland entthrontDeutschland ist nicht länger Logistik-Weltmeister. Singapur ist die neue Nummer eins. Deutschland hingegen rutscht aus den Medaillenrängen und findet sich auf Platz vier wieder im Logistics Performance Index.Dieses Attribut fehlte seit 2010 in kaum einer Grundsatzrede eines Verkehrspolitikers: Deutschland ist Logistik-Weltmeister. 2010 hatte Deutschland beim Logistics Performance Index (LPI) Platz eins erobert. Jetzt ist Deutschland diesen Titel wieder los: Singapur, 2007 der Titelträger, steht in dem von der Weltbank nach 2007 und 2010 zum dritten Mal erstellten Ranking wieder an der Spitze. Finnen sind die ÜberraschungMit Hongkong befindet sich ein weiterer Stadtstaat auf Platz zwei der Logistikweltrangliste. Zwei Jahre zuvor war Hongkong noch Dreizehnter. Beide Staaten können unter anderem damit punkten, dass ihre beiden Containerhäfen auf Platz zwei (Singapur) beziehungsweise drei (Hongkong) der größten Containerhäfen weltweit liegen.Überraschend ist hingegen der dritte Rang von Finnland. Denn die Finnen gelten im Gegensatz zu den direkt hinter den Deutschen platzierten Niederländern, Dänen oder Belgiern nicht als führend in der Logistik. 2010 hatten sie noch Platz zwölf belegt. Aus deutscher Sicht ebenfalls interessant ist das Abschneiden wichtiger Handelspartner. Die USA belegen Platz neun und haben sich damit im Vergleich zur letzten Befragung deutlich verbessert (Platz 15). Frankreich, gemessen an dem Exportvolumen in Euro der wichtigste Handelspartner für Deutschland, rückt zwar fünf Plätze auf, aber für einen Platz unter den Top Zehn reicht es noch nicht (Rang 12). Stark verbessert zeigt sich Österreich (von Platz 19 auf Platz 11). Zu den großen Verlierern zählt zum einen Schweden, das bei der letzten Befragung noch die Bronzemedaille holte und jetzt nur noch Platz 13 erreicht. Ebenfalls Federn lassen mussten Luxemburg und die Schweiz. Für beide Staaten ging es zehn Plätze runter, und zwar von fünf auf 15 (Luxemburg) beziehungsweise von sechs auf 16 (Schweiz). Bestes osteuropäisches Land ist Polen auf Rang 30. 2010 hatte sich diesen Ruf noch die Tschechische Republik mit Platz 26 erarbeitet. China hat sich gegenüber der letzten Erhebung quasi nicht verbessert (Rang 26 nach Rang 27 im Jahr 2010). Einen großen Sprung nach vorne machte hingegen die Türkei. Sie verbesserte sich von Platz 39 auf 27.Zur Ermittlung des Gesamtrankings hat die Weltbank sechs Unterkategorien gebildet und dafür ebenfalls Rankings ermittelt. Beim Zoll bleiben die ersten drei des LPI unter sich: Finnland und Hongkong tauschen lediglich die Plätze. Deutschland belegt hinter Dänemark und der Schweiz Position sechs. Anlass, über schlechte Straßen, stillgelegte Schienenstränge oder marode Schifffahrtswege zu schimpfen, gibt es in Deutschland den Zahlen der Weltbank zufolge nicht. Denn nirgendwo auf der Welt wird die Infrastruktur so gut benotet wie in Deutschland. Zumindest Verkehrsinfrastruktur-Weltmeister, das ist Deutschland also immer noch. Platz zwei belegt Singapur vor den Niederlanden. Weniger erfolgreich ist Deutschland hingegen, wenn es darum geht, preislich wettbewerbsfähige, internationale Transporte anzubieten. In dieser Kategorie schneiden deutsche Anbieter im Vergleich zu den anderen Rankings deutlich schlechter ab und landen nur auf Rang elf. Gewinner ist Hongkong vor Singapur. Platz drei belegen die Niederlande, die den deutschen Nachbarn zeigen, dass sich trotz hoher Lohnkosten ein preislich attraktives Angebot machen lässt. Bei der Logistikkompetenz und -qualität, die die Dienstleister anbieten, schneidet Deutschland dann wieder besser ab: Platz vier in dieser Kategorie. Bessere Leistungen liefern offenbar die Anbieter in Finnland, Dänemark und Österreich ab.Nachholbedarf gibt es hingegen beim Tracking und Tracing. Auf diesem Feld kommt Deutschland lediglich auf Platz sieben. Finnland, die Niederlande und die USA belegen in dieser Kategorie die Plätze eins bis drei.Es gibt noch eine andere Tugend, für die die Deutschen weltweit bekannt sind: für die Pünktlichkeit. Das ist in der Logistik nicht anders. Zwar geht in dieser Kategorie Platz eins an Singapur, aber die Deutschen folgen nur knapp dahinter. Auf Rang drei werden die Kanadier eingestuft.Leider nicht nach Ländern, sondern nur nach Regionen hat die Weltbank dann Antworten auf die Frage zum Beispiel nach dem Niveau der Frachtraten und Gebühren veröffentlicht. So empfinden nur neun Prozent die Hafengebühren in Europa und Zentralasien (also den ehemaligen Staaten der Sowjetunion) als hoch. Nur in Südasien sind noch weniger dieser Ansicht (sechs Prozent). Die Frachtraten auf der Straße, sagen hingegen 25 Prozent der Befragten, in Europa und Zentralasien seien hoch oder sehr hoch – nur in Nordafrika und im mittleren Osten sind es mehr. Logistik kann Hungersnöte eindämmenDie Weltbank macht diese Rankings jedoch nicht, um in den verschiedenen Kategorien die Besten zu küren. Vielmehr soll damit auch auf die Bedeutung der Logistik für die Wirtschaft eines Landes hingewiesen werden. Deshalb registriert die Weltbank auch mit Sorge, dass es den weniger entwickelten Ländern zwischen 2010 und 2012 nicht gelungen ist, den Abstand zu den hochentwickelten Staaten zu verringern. Die Weltbank führt dies unter anderem auf Rezessionserscheinungen oder die Schuldenkrise zurück, weshalb Regierungen Reformen in der Logistik zurückgestellt haben.Das ist besonders in den weniger entwickelten Ländern bedauerlich. Denn ob sich hier die Bevölkerung genügend zu essen kaufen kann, wird auch maßgeblich von der Logistik beeinflusst. Die Kosten für Transport und Logistik können dort nach Angaben der Weltbank 20 bis 60 Prozent der Lebensmittelpreise ausmachen. Als Beispiel werden die Transportkosten für Getreideimporte von den USA nach Nicaragua genannt, die 48 Prozent der Gesamtkosten für Getreide ausmachen. Eine unsichere Lieferkette kann dann nach Aussage der Weltbank große Preisschocks auslösen. Und umgekehrt, sind die Nahrungsmittelpreise hoch, kann eine unsichere Lieferkette dazu führen, dass Nahrungsmittel knapp werden und die Preise noch weiter steigen. Eine gute, funktionierende Logistik ist also nicht nur wichtig für die Wirtschaft, sondern sie kann überlebenswichtig für eine Bevölkerung sein. ❙❚■ Michael CordesDer neue Logistikweltmeister: Gold geht an Singapur, Hongkong holt Silber, während Finnland den größten Sprung macht und Bronze gewinntLogistik: Garant für WohlstandDeutschland ist seinen Weltmeistertitel in der Logistik los. Doch Anlass zur Sorge ist das nicht. Zum einen war 2010 nicht alles in bester Butter, als Deutschland Logistik-Weltmeister war. Und es hat sich hierzulande nicht wirklich etwas verschlechtert mit dem neuesten Ranking der Weltbank. Das zeigt auch der kaum veränderte Punktestand im Vergleich zum Vorjahr (aktuell 4,03 nach 4,11 in 2012).Zum anderen liegen mit Hongkong und Singapur zwei Stadtstaaten vorne, in denen sich eine funktionierende Logistik viel einfacher aufbauen lässt als in Flächenländern. Und zum Dritten schreiben die Autoren selber, dass es nicht darauf ankommt, ob sich ein Land um eine Position verbessert oder verschlechtert hat. Vielmehr ist die Studie ein Beleg dafür, welchen hohen Stellenwert eine funktionierende Logistik für den Wohlstand eines Landes hat. Auf den ersten 20 Plätzen sind ausnahmslos Länder mit hohem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf.Kontakt: michael.cordes@springer.comMichael Cordes RedakteurKommentarWie der Weltmeister ermittelt wird und wer befragt wirdZur Ermittlung des Logistics Performance Index (LPI) wurden Spediteure, Expressdienste und Logistikunternehmen befragt. Unterstützt wurde die Weltbank dabei unter anderem von der Fiata (International Federation of Freight Forwarders Associations) und der Global Express Association.Insgesamt haben etwa 1000 Unternehmen aus 143 Staaten bei der Befragung mitgemacht. Der Anteil der großen Unternehmen (mehr als 250 Mitarbeiter) betrug 18 Prozent. 31 Prozent der Teilnehmer stammen aus den hochentwickelten Staaten, 56 Prozent aus dem mittleren Segment und 13 Prozent aus den Ländern mit niedrigem Durchschnittseinkommen.Die Teilnehmer mussten diverse Fragen zu ihrem Heimatland beziehungsweise zu den Staaten beantworten, mit denen sie bevorzugt zu tun haben. Dabei wurden Themen bewertet wie Zoll, Infrastruktur, internationale Transporte, Pünktlichkeit, Tracking and Tracing, Qualität der Leistung, aber auch die durchschnittlichen Kosten und Laufzeiten für eine Export- oder Importsendung. cd

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