Interview: "Laderaummangel ist ein ganz entscheidendes Thema"

Wie stark beschäftigt Sie das Thema Laderaummangel im alltäglichen Geschäft: Ist das eines von vielen Themen? Nein, das ist ein ganz entscheidendes Thema. Vor allem dann, wenn wie jetzt im Mai wieder viele Feiertage auf uns zukommen. Aber auch dann, wenn Aktionsware ausgeliefert werden muss. Da entstehen dann auch an den Laderampen im Handel Engpässe, sodass die Abfertigung der Lkw länger dauert. Das ist ein gravierendes Problem, gerade in einem Netzwerk wie bei uns, in dem solche Verzögerungen Auswirkungen auf andere Prozesse in der Kette haben. Die daraus entstehenden Folgekosten in einem Netzwerk können zu exponentiellen Aufwendungen führen, die wir unbedingt vermeiden wollen. Deshalb erheben wir auch permanent Indikatoren, um sicherzustellen, dass wir ausreichend Fuhrparkkapazitäten zur Verfügung haben, um solche Engpässe zu vermeiden. Solche Anpassungsmaßnahmen kosten Geld. Mit welchen Kostensteigerungen sehen Sie sich aufgrund des Laderaumengpasses konfrontiert? Das lässt sich nicht beziffern. Wir versuchen jedoch, solche Probleme und Mehrkosten erst gar nicht entstehen zu lassen. Dazu reden wir frühzeitig mit unseren Fuhrunternehmern. Aber dennoch lässt sich nicht immer vermeiden, dass man in Spitzenzeiten für zusätzliche Kapazitäten auch höhere Preise zahlen muss. Immer mehr Auftraggeber versuchen, sich mit festen Verträgen Fuhrkapazitäten zu sichern. Geht Dachser auch diesen Weg? Wir bei Dachser haben immer schon versucht, partnerschaftlich mit unseren Fuhrunternehmen umzugehen. Das beinhaltet auch die Planung von Kapazitäten. Es geht immer darum, welche Menge in welcher Qualität auf welcher Route benötigt wird. Darüber haben die Fuhrunternehmen gemeinsam mit den Niederlassungsleitern entschieden und so auch schon immer langfristige Geschäftsbeziehungen gepflegt. Daran müssen wir jetzt in Spitzenzeiten auch nichts ändern. Sie haben eine GmbH gegründet, um Lkw-Fahrer auszubilden. Ist das aber nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein? Nein, keineswegs. Auch wenn wir damit den Fahrermangel nicht spürbar eindämmen werden, so geht es uns zum einen darum, damit ein Zeichen zu setzen dafür, dass man etwas tun muss gegen den Fahrermangel. Aber wir erhoffen uns natürlich auch für uns einen Mehrwert, wenn wir Fahrer ausbilden und unsere Subunternehmen dann auf diesen Pool zurückgreifen können. 106 Nachwuchskräfte haben 2017 die Fahrerausbildung bei Dachser begonnen. Wie finden Sie so viele Auszubildende? Das ist nicht leicht. 2017 haben auch nur 22 Auszubildende ihren Abschluss als Berufskraftfahrer gemacht. Daran können Sie erkennen, dass wir uns anfangs auch schwergetan haben, Auszubildende zu finden. Aber wir gehen auf Messen, machen Werbung. Und wir tun uns als Dachser mit einem bekannteren Namen womöglich auch leichter, Auszubildende zu finden und von dem Beruf zu überzeugen, als es kleinere Unternehmen können. Wo sehen Sie Wachstumstreiber für Ihr Geschäft? Vor allem auf den internationalen Relationen. Frankreich hat sich zuletzt wieder sehr gut entwickelt. Dort nimmt das Wirtschaftswachstum wieder stärker zu. Aber auch auf anderen Relationen spüren wir eine gute Nachfrage. Davon profitieren aber auch unsere Niederlassungen in Deutschland, wenn auf den grenzüberschreitenden Routen das Aufkommen steigt. Sie haben mal gesagt, dass mit 60 Jahren Schluss ist als Vorstandsvorsitzender bei Dachser. Das sind noch zwei Jahre. Haben Sie diese Aussage schon bereut? Nein. Dann ist die Aussage nach wie vor gültig: Sie werden in zwei Jahren nicht mehr Chef von Dachser sein? Das werden wir sehen, wie wir diese Formulierung umsetzen werden. Entschieden ist noch nichts. Aber die Strukturen bei Dachser eröffnen verschiedene Möglichkeiten, wie die Familie das Unternehmen steuert. Mit Sicherheit werden Sie auch weiterhin in welcher Rolle auch immer mit mir rechnen müssen.