Kurzfristprognose

KurzfristprognoseEin Lichtblick für das Jahr 2013Warum 2012 für die Verkehrswirtschaft ein schwieriges Jahr wird und wie es 2013 im Güterverkehr in Deutschland weitergeht, verrät die neue Kurzfristprognose. Die Studie wartet auch mit der einen oder anderen Überraschung auf.Sie liebt mich, sie liebt mich nicht: Früher wurde dieser Abzählreim anhand der Blätter einer Blume abgezählt, um festzustellen, ob die Angebetete den Verehrer mag oder nicht. So erzählt man es sich wenigstens.Hilfe für die InvestitionsentscheidungÄhnliches könnten jetzt viele Unternehmen machen, die vor der Frage stehen: Soll ich in neue Logistikkapazitäten investieren oder nicht? Soll ich meinen Fuhrpark erneuern oder lieber die Finger davon lassen? Gerade die letzte Frage stellen sich viele Fuhrunternehmen, die zu Zeiten des Booms 2007/2008 kräftig investiert haben und in der Regel nach vier, fünf Jahren ihre alten Fahrzeuge abstoßen.Doch die Unsicherheit ist groß, wie es mit der Wirtschaft und damit mit der Transportnachfrage weitergeht. Seit ein paar Jahren schon nimmt diese Unsicherheit bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung zu und wird in diesen Monaten verschärft durch die Euro- und Verschuldungskrise, deren Ausgang niemand vorherzusagen weiß.Wer sich bei der Anschaffung seines Fuhrparks jedoch nicht auf Blumenblätter verlassen will, der findet solidere Anhaltspunkte für eine Investitionsentscheidung in der Kurzfristprognose für den Güterverkehr, die letzte Woche erschienen ist. Das Konsortium aus Intraplan Consult, Ralf Ratzenberger und dem Bundesamt für Güterverkehr (BAG) hat diese Vorschau auf den Güterverkehr im Auftrag des Bundesverkehrsministeriums erstellt. Und in dem Papier findet sich schon die eine oder andere Überraschung wieder.So heißt es in der Prognose, dass die Gütermenge 2012 rückläufig ist (–0,8 Prozent) und die Transportleistung stagniert. Manch einer dürfte zumindest die Hoffnung gehabt haben, dass ein ganz annehmbares zweites Quartal und ein gutes Schlussquartal 2012 vielleicht doch noch für ein positives Ergebnis sorgen. Aber dem ist nicht so. Hinzu kommt, dass es ausgerechnet der in den letzten Jahren schwächelnden Binnenschifffahrt zu verdanken ist, dass es keinen Rückgang bei der Verkehrsleistung gibt. Denn der Binnenschifffahrt wird für 2012 ein Plus von 6,8 Prozent bei der Verkehrsleistung vorhergesagt. Sorgenkind BinnenschifffahrtDoch dieser Zuwachs hat nichts mit einer verbesserten Wettbewerbsfähigkeit der Binnenschiffer zu tun. Er beruht auf außergewöhnlichen Umständen, die bereits ein Jahr zurückliegen. Denn 2011 hatten eine Havarie auf dem Rhein sowie Eisgang und Niedrigwasser die Schifffahrt massiv behindert, sodass die Verkehrsleistung um 11,6 Prozent einbrach. 2012 hatten die Experten dann mit einem kräftigen Nachholbedarf gerechnet: 11,5 Prozent Zuwachs bei der Verkehrsleistung, so lautete die Vorhersage in der Mittelfristprognose, die im Februar dieses Jahres veröffentlicht wurde. Ein halbes Jahr später ist dieser Wert aufgrund der bereits vorliegenden Daten für die ersten vier Monate 2012 fast halbiert worden. Einen eindeutigen Grund dafür nennen die Experten nicht: Die einzelnen Monatsergebnisse für die Binnenschifffahrt seien des Öfteren „von nicht erklärbaren Sonderfaktoren“ beeinflusst, schreiben sie.Somit kann sich auch die Binnenschifffahrt dem Abwärtstrend 2012 nicht entziehen. Der führt dazu, dass alle anderen Verkehrsträger 2012 Einbußen erleiden – mit Ausnahme der Seeschifffahrt sowie der relativ unbedeutenden Rohrleitungen.Noch relativ glimpflich kommt der Straßengüterverkehr davon. Um 0,3 Prozent verringert sich 2012 die Verkehrsleistung. Wobei diese Zahl nur dann gehalten werden kann, wenn es im zweiten Halbjahr wieder aufwärtsgeht. Denn im ersten Quartal 2012 mussten die Fuhrunternehmen ein Minus beim Aufkommen und bei der Verkehrsleistung in Höhe von drei beziehungsweise vier Prozent hinnehmen.Für das zweite Quartal gehen die Autoren der Studie aufgrund der bereits vorliegenden Mautstatistik davon aus, dass die Transportnachfrage ähnlich stark sinkt wie im ersten Quartal 2012. Neben der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung wird in der Studie als weitere Ursache eine unterproportionale Entwicklung im grenzüberschreitenden Verkehr genannt. Ab dem zweiten Halbjahr 2012 rechnen die Verkehrsexperten dann mit einer positiven Entwicklung. Als Grund nennen sie die Abwärtsbewegung im Vorjahreszeitraum (dies trifft vor allem auf das vierte Quartal 2011 zu), also Nachholeffekte. Je nach Branche oder Güterart fällt das Ergebnis im Straßengüterverkehr für 2012 unterschiedlich aus. Wer „Maschinen und langlebige Konsumgüter“ befördert oder „sonstige Produkte“ (das sind vor allem Halb- und Fertigwaren), kann sich dem Abwärtstrend entziehen und sogar mit einem Anstieg der Nachfrage rechnen (+2,3 Prozent beziehungsweise +3,1 Prozent). Schlecht sieht es hingegen für die Fuhrbetriebe aus, die Kohle, Rohöl oder Erdgas transportieren: Hier soll die Verkehrsleistung um 8,6 Prozent sinken. Ebenfalls stark betroffen sind die Unternehmen, die in der Baubranche tätig sind: In der Gütergruppe „Erze, Steine und Erden, Bergbau“ wird mit einem Minus in Höhe von 4,8 Prozent gerechnet.Erschwerend für deutsche Transportunternehmen kommt hinzu, dass sie von der Krise spürbar stärker betroffen sind als die ausländischen Kollegen. Denn die Transportleistung mit deutschen Fahrzeugen soll 2012 um zwei Prozent zurückgehen, die mit ausländischen LKW hingegen steigt sogar, und zwar um 2,5 Prozent. Das liegt daran, dass zum einen mit einem starken Rückgang in der Bauproduktion gerechnet wird. Diese Transporte werden in der Regel im Nahverkehr abgewickelt, der nahezu ausschließlich von deutschen Fahrzeugen bedient wird. Außerdem müssen deutsche Transportdienstleister „weiter gravierende Marktanteilsverluste im grenzüberschreitenden Verkehr“ hinnehmen, heißt es in der Prognose. Allerdings liegen den Autoren selbst für 2011 noch keine Werte für den ausländischen Verkehr vor, weshalb in Anlehnung an die Zahlen der Mautstatistik entsprechende Werte geschätzt wurden. Demnach stieg das Aufkommen im grenzüberschreitenden Verkehr mit deutschen Fahrzeugen 2011 nur um ein Prozent, während für ausländische LKW von einem Plus in Höhe von knapp acht Prozent ausgegangen wird. Geringer Anstieg der KabotageImmerhin, die Befürchtung, dass ausländische Transporteure zunehmend auch im Inland deutschen Anbietern das Wasser abgraben, scheint sich nicht zu bestätigen. Denn überraschenderweise gehen die Wachstumsraten bei der Kabotage stark zurück. Betrug die Zunahme 2010 noch sage und schreibe 42,0 Prozent, sollen es die nächsten Jahre nur noch jeweils 3,6 Prozent mehr sein. Damit würde das Wachstum nur noch geringfügig über dem Durchschnitt im Straßengüterverkehr liegen.Noch stärker als der Straßengüterverkehr ist der Schienengüterverkehr vom Rückgang der Transportnachfrage betroffen. Bereits in den ersten fünf Monaten des Jahres 2012 sanken das Aufkommen und die Leistung um vier Prozent. Für das laufende Jahr rechnen die Autoren der Prognose zwar mit einer „leichten Belebung“. Dennoch gehen die Experten für 2012 von einem Minus bei der Transportleistung in Höhe von zwei Prozent aus. Selbst der als Wachstumsmarkt geltende Kombinierte Verkehr (KV) kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen. Die Güterabteilung „sonstige Produkte“, die maßgeblich ist für den KV, verliert 2012 bei der Verkehrsleistung 1,6 Prozent. Noch höher sind die Einbußen in den für die Bahn wichtigen Gütergruppen „Metalle und Metallerzeugnisse“ (–4,5 Prozent) und „Erze, Steine und Erden, Bergbau“ (–3,6 Prozent).Der einzige Verkehrsträger, der seit 2010 beständig wächst, ist der Seeverkehr. 2012 soll es laut den Prognosen um 3,3 Prozent aufwärts gehen. Als Grund für die „im Vergleich zu anderen Verkehrsträgern bemerkenswerte Entwicklung“ nennen die Autoren der Prognose neben der erwarteten Steigerung im Containerverkehr eine „unerwartet günstige Entwicklung“ bei bedeutenden Massengutbereichen wie „Kohle und Rohöl“ sowie „Erze, Steine und Erden“. Positiver Ausblick für 2013Die Kurzfristprognose wagt zudem einen Ausblick auf das kommende Jahr. Und während die Vorhersage für 2012 eher düster ausfällt, nennen die Experten für 2013 überraschend positive Zahlen. So soll die Transportleistung um immerhin 2,9 Prozent steigen. Ein wesentlicher Grund für den Anstieg ist das Wirtschaftswachstum in Höhe von 1,6 Prozent. Dabei wird die Frühjahrsprojektion des Bundeswirtschaftsministeriums vom 25. April dieses Jahres zugrunde gelegt (siehe auch Tabelle Seite 23). 2013 hat der Straßengüterverkehr dann wieder die Nase vorne. Mit 3,3 Prozent soll es ein durchaus beachtliches Wachstum geben. Allerdings profitieren die ausländischen LKW wieder mal am stärksten davon. Sie können ihre Transportleistung um 5,1 Prozent in die Höhe schrauben, während die deutschen LKW mit einem Plus von 2,2 Prozent nicht mal halb so schnell wachsen. Mit dieser Zunahme holen sie sich auch nur etwas mehr von dem zurück, was sie 2012 verloren haben. Die Schiene kann gemäß der Prognose das 2012 verlorene Terrain wieder gutmachen und steigert die Transportleistung um 2,9 Prozent. Dazu trägt vor allem der KV bei, der wieder in die gewohnte Dynamik zurückfinden soll. Aber auch die Stahlindustrie sorgt für ein Plus bei der Transportnachfrage. Hingegen werden für die Binnenschifffahrt nur geringfügige Steigerungen vorhergesagt. Die Verkehrsleistung soll um kaum spürbare 0,3 Prozent steigen. Überdurchschnittlicher Zuwachs ist lediglich bei den „sonstigen Produkten“ zu erwarten, die im Wesentlichen den Containertransport widerspiegeln.Für die Verkehrspolitik, die eine Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene anstrebt, verheißen diese Prognosen nichts Gutes. Denn im Modal Split bezogen auf die Verkehrsleistung – der aussagekräftigen Größe – kann der LKW seinen Anteil nach 71,8 Prozent (2011) und 71,6 Prozent (2012) wieder auf 71,8 Prozent (2013) erhöhen. Die Schiene hingegen kann ihr Minus aus dem Jahr 2012 (17,0 Prozent nach 17,4 Prozent 2011) nicht wettmachen und stagniert 2013 bei 17,0 Prozent. Und die Binnenschifffahrt verliert weiter an Bedeutung. Zwar gab es 2012 einen kräftigen Zuwachs von 8,4 Prozent auf 9,0 Prozent. Aber das war nur der Tatsache geschuldet, dass 2011 ein aufgrund einmaliger Umstände besonders schlechtes Jahr war. Von den Zahlen hingegen, die davor erreicht wurden (2009: 9,9 Prozent Marktanteil), ist die Binnenschifffahrt im Jahr 2013 mit 8,8 Prozent weit entfernt. ❙❚■ Michael CordesDie Seeschifffahrt profitiert von dem weiterhin wachsenden AußenhandelDie Konkurrenz durch ausländische LKW nimmt 2012/2013 weiter zuKurzfristprognose Gesamtwirtschaftliche Leitdaten der PrognoseZuwachs in Prozent2010201120122013Bruttoinlandsprodukt3,73,00,71,6Private Konsumausgaben0,61,41,01,3Ausrüstungsinvestitionen10,57,62,65,6Exporte13,78,23,05,0Importe11,77,84,05,5Erwerbstätige0,51,31,00,2Quelle: Kurzfristprognose Sommer 2012, ITP/Ratzenberger/BAGKurzfristprognoseKurzfristprognose

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