Kommentar der Woche: Arbeit muss sich lohnen

24.04.2008 14:10 Uhr
Cordes
Michael Cordes (Bild: Archiv)
© Foto: VR

VR-Redakteur Michael Cordes analysiert das Thema der Woche

Der Debatte um die Einführung eines Mindestlohns in der Transport- und Logistikbranche geht scheinbar die Luft aus. Zwar liebäugeln nicht wenige Unternehmer mit dem Mindestlohn. Aber sowohl die Arbeitgeber wie auch die Gewerkschaften zeigen sich zurückhaltend – derzeit zumindest. Wer glaubt, damit sei der Mindestlohn in der Versenkung verschwunden, könnte sein blaues Wunder erleben. Erst letztes Wochenende hat der SPD-Chef Kurt Beck nochmals bekräftigt: „Deutschland braucht den gesetzlichen Mindestlohn.“ Und wie die CDU und die Kanzlerin beim Mindestlohn für die Postdienste eingeknickt sind, zeigt, wie schnell der Mindestlohn wieder auf die Tagesordnung kommen kann. Nun kann man in der Tat darüber streiten, ob der Mindestlohn Teufelszeug (weil arbeitsplatzvernichtend) oder Heilsbringer (weil existenzsichernd) für die Geringverdiener ist. Und ob es nicht andere Wege gibt, um den Gewerkschaftsspruch „Arbeit muss sich lohnen“ zu seinem Recht zu verhelfen. Die Tarifparteien im Transportgewerbe haben jedoch selbst Schuld, wenn das Thema Mindestlohn wieder hochkocht. So gibt es Bundesländer mit zum Teil zehn Jahre alten Tarifverträgen, die immer noch gelten und in denen Stundenlöhne in Höhe von sechs Euro und weniger festgeschrieben sind. Auch wenn in der Praxis meist höhere Gehälter gezahlt werden, besteht Handlungsbedarf. Und statt sich gegenseitig die Schuld dafür zu geben, sollten sich die Tarifparteien lieber an einen Tisch setzen und verhandeln. Das wäre eine Arbeit, die sich lohnen würde: für die Beschäftigten, aber auch für diejenigen Betriebe, die auskömmliche Gehälter zahlen und im Wettbewerb den Kürzeren ziehen gegenüber den Firmen, die mit Billiglöhnen antreten. Michael Cordes Redakteur

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